Die Frage ist nu schon fast ein Jahr alt und wie aktuell sie (noch) ist, weiss ich nicht, doch möchte ich gerne meine Erfahrung beisteuern.

Das Bestehen der amtsärztlichen Überprüfung ist der Berg, den es zu überschreiten gilt. Es wird nicht geprüft, ob man eine Schule besucht hat, sondern ob man, wie es im Heilpraktikergesetz steht, "keine Gefahr für die Volksgesundheit" darstellt. Wie man sich das Wissen dazu aneignet, ist dabei unerheblich, der Besuch einer HP-Schule ist keine Pflicht. Zweifelsohne ist er ratsam, denn bei der unglaublichen Menge des prüfungsrelevanten Wissens, verliert man alleine ganz schnell den Überblick. Den verliert man auch ganz leicht bei der großen Zahl an Schulen die darum wetteifern, den erforderlichen Stoff am besten von allen zu vermitteln.

Welche Schule ist denn jetzt für mich die beste? Die Antwort auf diese Frage ist erfreulicherweise einfacher als man zunächst glauben möchte - es ist die Schule, die mir das Wissen am verständlichsten vermittelt. Ich persönlich bin bin kein Selbststudiums-, oder Webinartyp, ich brauche den Frontalunterricht alter Schule. Webinaren kann ich nur zur Vertiefung spezieller Themen etwas abgewinnen, als primäre Unterrichtsform möchte ich sie nicht. Das muss aber jeder selbst herausfinden.

Zurück zu den Schulen: einen Probeunterricht bietet jede Schule an, die etwas auf sich hält - oder sagen wir so, mir ist keine bekannt, die das nicht tut - und ich kann nur auffordern, gehet hin und macht euch vor Ort im "heissen Betrieb" ein eigenes Bild. Macht mit im Unterricht, stellt Fragen, schaut, wie sie beantwortet werden, sprecht mit den Dozenten und Mitschülern und bildet euch in Ruhe euer Urteil. Lasst euch auf keinen Fall sofort zu einer Unterschrift nötigen. Ich persönlich habe 5 Probeunterrichte mitgemacht und als ich "meine" Schule gefunden hatte, wusste ich sofort: die oder keine.

Beginnt ihr mit dem Unterricht, meldet euch gleich zur amtsärztlichen Überprüfung an, denn lebt ihr in Ballungsgebieten, stellt euch auf lange Wartezeiten ein. Ich lebe in Köln, hier sind es aktuell etwa 2-2,5 Jahre! Das müsst ihr berücksichtigen. Erkundigt euch!

Die Ausbildung ist sehr zeitintensiv. Minimum solltet ihr das Doppelte der Zeit für Vor-, und Nachbereitung einplanen, die ihr im Unterricht verbringt. Kommt ihr nicht aus dem medizinischen Bereich, auch noch mehr. Dazu kommt die Praxis, Injektionen, Erste Hilfe, etc. Am Ende steht dann die amtsärztliche Überprüfung, die sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil gliedert. Pro Jahr gibt es zwei Prüfungsperioden, im Frühjahr und im Herbst. Der schriftliche Teil ist - von ein paar Enklaven abgesehen - bundesweit einheitlich. Das heisst: quer durch die Republik werden allen Prüflingen an ihren Prüfungsorten am selben Tag die aktuellen Prüfungsfragen gestellt. Bestanden hat, wer von 60 multiple choice Fragen nicht mehr als 15 Fragen falsch beantwortet hat. Ist die Schriftliche bestanden, wirst du zur Mündlichen zugelassen. Hier muss der Prüfling einem Gremium (in Köln ein Amtsarzt und zwei Beisitzer, die selbst HP sind) Rede und Antwort stehen. In Köln tritt der Prüfling alleine vor die Prüfer, es gibt aber auch Prüforte, in denen Gruppen bis zu vier Prüflingen gleichzeitig geprüft werden. Die Mündliche kann bis zu einer Stunde dauern und auch praktische Dinge wie Injektionen, Infusion legen, Herz/Lungen-Wiederbelebung oder Blutdruck messen beinhalten. Das Ergebnis erhält der Prüfling sofort nach der Mündlichen.

Meine Ausbildung hat fast auf den Tag genau zwei Jahre gedauert. In 15 Monaten hatte ich alle Themen gehört, bin einmal durch die Schriftliche gerasselt und habs dann im zweiten Anlauf geschafft.

Mein Fazit: die Ausbildung hat mir unwahrscheinlich viel Spaß gemacht - und mit Spaß lernt es sich nochmal so gut. Unterschätzen sollte man diese Überprüfung nicht, mal eben so, im Vorbeigehen ist diese Erlaubnis kaum zu bekommen, die Wahrscheinlichkeit, das das in die Hose geht, ist groß. Durchfall-, und Abbruchquoten sprechen hier eine deutliche Sprache. Von ach so "bösen Prüfern" berichteten eher die, die mit Pauken und Trompeten durchgefallen sind. Unfaire Prüfungen halte ich persönlich für ein Märchen, ich habe die Prüfung eher wohlwollend, wenn ich mal nicht weiter kam sogar unterstützend und helfend und somit ausgesprochen fair erfahren. Die Prüfer kennen mich nicht, also welchen Beweggrund sollten sie haben, mir gegenüber negativ eingestellt zu sein? Praktizierender HP zu sein, ist ein verantwortungsvoller Job. Ich darf ich selbstständig therapieren, bin diesbezüglich einem Arzt gleichgestellt, also muss ich über medizinische Kenntnisse verfügen. Um sich von diesen Kenntnissen zu überzeugen, bleiben dem Prüfungsgremium etwa 1 Std Zeit - Leute - ich möchte mit denen nicht tauschen. Das die nicht jeden auf die Menschheit loslassen, dafür sollten wir ihnen sogar dankbar sein! Aber das ist nur meine Meinung.


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