Hey du Liebe:r,
der frühe Verlust deines Vaters tut mir sehr leid. Das muss nicht einfach sein.
Ich kann gut verstehen, dass du dich derzeit damit schwer tust auszuziehen und zeitgleich lese ich raus, dass du dir darüber viele Gedanken zu machst, was für mich eher ein Anzeichen dafür ist, dass deine gemeinsame Wohnzeit sein natürliches Ende erreicht hat.
Es gibt Menschen, die wollen gar nicht aus ihrem Elternhaus ausziehen. Für sie kommt ein gemeinsames Leben in einem Mehrgenerationen Haushalt in Frage und spricht sie an und gibt ihnen einen Sinn im Leben. Bei dir sehe bzw. lese ich das nicht raus. Und das ist wichtig, das zu bemerken.
Es scheint mir, als möchtest du gerade nicht ausziehen und zeitgleich steht es nun im Raum und wird sichtbar. Deswegen würde ich persönlich diesen Schritt jetzt durchziehen - auch wenn sich anfänglich gerade vielleicht alles in dir wehrt.
Den Rat gebe ich dir eher aus meiner persönlichen Erfahrung. Meine Schwester ist krank geworden, als ich 6 war und meine Mutter dann als ich 8 war. Und ich kann dir nur sagen, dass es unglaublich schwer ist, je länger du es verzögerst. Ich bin zwar mit 23 ausgezogen, habe aber meine Heimat erst mit 30 verlassen, weil ich sie nicht "im Stich lassen" wollte.
Rückblickend würde ich sagen, dass ich sie schon "im Stich gelassen" habe, als die Thematik bei mir (ähnlich wie bei dir) im Raum stand und dass ich diesen Prozess eher unnötig in die Länge gezoegen habe. Sowohl für mich, als auch für meine Mutter und Schwester. Ich denke, es hat auch mit einem gewissen kindlichen Größenwahn zu tun, wenn wir denken "Sie brauchen unbedingt mich, höchstpersönlich.". So schwer es auch klingen mag: Es ist eine Illusion.
Letzenendes wird dein Auszug, wenn ich auf meine Ausziehzeit zurückdenke, bei euch beiden eine Krise auslösen. Ihr beide müsst euch auf neue Umstände einstellen. Und da scheint es mir sogar sinnvoller das durchziehen, wenn die Wunde gerade noch offen & frisch ist, anstatt zu warten, bis sich die Lage stabilisiert hat und sie durch einen erneuten Wandel aufgemacht wird.
Disruption ist ein natürliches Teil des Leben und in einem Land wie Deutschland, haben wir das Privileg, dass niemand sterben wird, wenn wir das "Rudel" verlassen.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg.