Analyse:

Das Gedicht "Dorfabend" von Hermann Hesse handelt von einem einsamen Schäfer, der Sehnsucht nach Heimat hat.

Ein Erscheinungsjahr ist nicht angegeben und in eine bestimmte Epoche kann man es auch nicht einteilen.

Nach dem ersten Lesen hat mich das Gedicht erst mal sehr nachdenklich gemacht, da ich überlegte, wie es für einen Menschen sein muss, nicht zu wissen, wo seine Heimat ist.

Mit Heimat und Vaterland ist in dem Gedicht aber nicht gemeint, wo man lebt oder aufgewachsen ist, sondern es ist mehr ein Gefühl gemeint, das Wärme, Liebe und Zufriedenheit darstellt, da man beispielsweise Menschen um sich herum hat, die man liebt und die einem auch das Gefühl von Liebe geben. Heimat kann auch an verschiedenen Orten sein, wenn man dieses Etwas bei sich hat, was einem das Gefühl von Heimat und Verbundenheit gibt.

Wie bereits geschrieben, handelt es von einem Schäfer.

Der Schäfer, dessen Name nicht genannt wird und der auch nicht weiter charakterisiert wird, ist mit seinen Schafen am späten Abend in den Gassen eines Dorfes unterwegs.

In der ersten Strophe ist der Erzähler ein auktorialer Erzähler, der den Schäfer dabei beobachtet, wie er mit seinen Schafen durch die "stillen Gassen" (Zeile 2) zieht.

In diesem ersten Absatz kann man bereits ein sprachliches Mittel finden, und zwar eine Metapher: "Die Häuser wollen schlafen | Und dämmern schon und nicken ein" (Zeile 3-4). Durch diesen bildhaften Satz kann sich der Leser die Stimmung in den Gassen genauer vorstellen und sieht ein Bild vor Augen, wo die ersten Lichter in den Häusern ausgehen, es still in den Gassen ist und die Häuser kaum mehr belebt aussehen.

Ab der zweiten Strophe ist der Schäfer der Erzähler.

Er erzählt, dass er zu dieser Stunde der einzige fremde Mann in diesen Mauern sei.

Damit möchte er ausdrücken, dass in diesen Gassen die Menschen, die nun in ihren Häusern sind, diesem Ort nicht fremd sind, da dort ihre Heimat ist. Nur er, der seine Heimat noch immer nicht gefunden hat, fühlt sich hier fremd, da es ja nicht seine Heimat ist.

Sein Gefühl von Heimatlosigkeit und dem Wunsch nach Heimat betont er ab dem Vers 7.

"Es trinkt mein herz mit Trauern | Den Kelch der Sehnsucht bis zum Grund" (Vers 7-8).

Auch hier wird mit einer Metapher verdeutlicht, wie groß seine Einsamkeit und Sehnsucht nach Heimat und Liebe sind.

In der dritten Strophe wird dem Leser erst richtig klar, welche Sehnsucht der Schäfer meint.

Der Schäfer erzählt, dass egal an welchem Ort er bereits war, dass er nie das Gefühl von Heimat erlebt hatte und er aus diesem Grund wohl nie an einem Ort geblieben ist. Egal an welchem Ort er bisher war, überall hat "ein Herd gebrannt" (Vers 10). Durch den "brennenden Herd" soll der Begriff der Heimat verdeutlicht werden. Ein brennender Herd strahlt Wärme und Geborgenheit aus, was man auch mit dem Gefühl der Heimat verbinden kann.

Es sind Metren zu erkennen.

Das Versmaß der ungeraden Verse (Vers 1, 3, 5, 7, 9, 11,) besteht aus Jamben und das Versmaß der geraden Verse (Vers 2,4,6,8,10,12) aus Trochäen.

Es sind zudem Metaphern zu erkennen, die eine bestimmte und verständliche Wirkung beim Leser erzielen. ("Die Häuser wollen schlafen|Und dämmrn schon und nicken ein" (vers 3-4); "Es trinkt mein Herz mit Trauern..." (Vers 7-8).)

Das Gedicht ist in drei Strophen eingeteilt, besteht aus insgesamt 12 Versen und das Reimschema ist ein Kreuzreim.

Es gibt auffällige Wörter, wie "still", "schlafen" "dämmern" und "nicken". Diese vier Wörter sind in der ersten Strophe zu finden, die ein Gefühl von Ruhe erzielen. Allein im Satz "Die Häuser wollen schlafen|Und dämmern schon und nicken ein" werden drei Wörter mit gleicher Bedeutung eingesetzt, damit der Ausdruck verstärkt wird.

Weitere auffällige Wörter, welche das Gefühl von Einsamkeit und Trauer beschreiben, sind: "fremd", "Trauern", "Sehnsucht", "einzig".

Das lyrische Ich in der ersten Strophe spricht noch ohne Gefühle, doch ab der zweiten Strophe spricht es traurig und nachdenklich, was besonders in Vers 7-8 "Es trinkt mein Herz mit Trauern|Den Kelch der Sehnsucht bis zum Grund" deutlich wird, sowie in Vers 11-12 "Nur ich hab nie gespüret,|Was Heimat ist und Vaterland".

Die Sprache ist etwas veraltet, was man an dem Begriff "Vaterland" (Vers 12) erkennt. Dennoch ist die Sprache leicht zu verstehen und die Sätze in den einzelnen Versen sind kurz.

Die Form wirkt sehr offen und durch die Sprache wird ein trauriges und nachdenkliches Gefühl erzeugt.

Geschrieben ist das Gedicht in den ersten beiden Strophen im Präsens und in der letzten Strophe im Präteritum.

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