Thema: Schule im Kaiserreich (1871-1918) Während des Kaiserreiches kann man nicht von der Schule oder der ,,normalen" Schullaufbahn sprechen. Ein sehr großer Unterschied bestand zum Beispiel zwischen den ländlichen Dörfern und den, durch die Industrialisierung wachsenden, Städten. In den Dörfern gab es erst nur unausgebildete Lehrer, die sehr arm waren, da sie vom Staat nicht bezahlt wurden. Ihr Gehalt bekamen sie von den Eltern der Kinder. Allerdings zahlten diese fast immer in Naturalien, wie Brot oder Fleisch. Auf Grund dessen hatten diese Lehrer meist noch einen ,,richtigen" Beruf. Viele von ihnen waren Handwerker und unterrichteten in ihren eigenen Werkstätten. Schulbücher oder ähnliches Unterrichtsmaterial waren nicht vorhanden. Später wurden dann überall Schulräume mit speziellen Tischen und Bänken eingerichtet, aber dort wurden oft 4 Klassen verschiedener Altersstufen von einem Lehrer in einem Raum gleichzeitig unterrichtet. Auch in den Städten war der Unterricht besonders in den Volksschulen unsachgemäß. Die Lehrer bekamen fast kein Geld und waren in durch Seminaren ausgebildet worden. Erst durch eine Reglegementierung durch den Staat wurde für den Beruf des Volksschullehrers eine 3jährige Lehre notwendig. Die Volksschule ging von der ersten bis zum achten Klasse und der Abschluß der Volksschule ist vergleichbar mit dem heutigen Hauptschulabschluß. Nur konnte man früher viel mehr mit diesem Schulabschluß anfangen, als heute. Der Grund dafür war, daß nur ca. 10% der Schüler versuchten, nach der vierten Klasse zur weiterführenden Schule zu gehen und der Rest blieb auf der Volksschule. Von einer Klasse mit 50 Schülern versuchten höchstens drei auf das Gymnasium zu kommen und die Hälfte dieser Anwärter fiel noch durch die schweren Aufnahmeprüfungen. Fälschlicherweise denken viele immer noch, daß ärmere Eltern aufgrund des Schulgeldes ihre Kinder nicht zum Gymnasium hätten schicken können. Tatsächlich hätte jedoch jeder normale Arbeiter es sich erlauben können, für mindestens ein Kind das Schulgeld zu bezahlen. Ein viel größeres Problem war, daß ein Jugendlicher versorgt werden mußte, der unüblicherweise noch kein Geld verdiente. Zudem konnte sich ein Arbeiter gar nicht vorstellen, ein Kind zum Gymnasium zu schicken, und so zog man dies trotz guter Noten des Kindes erst überhaupt nicht in Betracht. Das Gymnasium war zu der Zeit sehr weltfremd. Es wurden hauptsächlich alte Sprachen und Religion unterrichtet, während Fächer, wie zum Beispiel Mathematik, nur sporadisch unterrichtet wurden. Es war sogar möglich das Abitur zu erlangen, ohne die Grundrechenarten richtig zu beherrschen. Ein weiterer Nachteil des Gymnasiums zur Kaiserzeit war, daß sich die Lehrer als Wissenschaftler ansahen. Ihre Schüler waren ihnen nicht nur völlig egal, sondern sie sahen sie sogar als störend an. Zudem lag ein riesiger Leistungsdruck auf den Schülern, weil sie im Durchschnitt wöchentlich in jedem Fach eine Klassenarbeit schrieben. Hatte man es dann aber geschafft, die Abiturprüfungen zu bestehen, war bei den meisten die berufliche Zukunft schon festgelegt. Aufgrund des einseitigen Lehrinhaltes wurden viele Abiturienten später selbst Lehrer oder sie studierten Theologie. Andere schlugen die hohe Militärlaufbahn ein oder studierten Jura oder Medizin. Weitere nennenswerte Berufsmöglichkeiten gab es eigentlich nicht. Ein anderer, für uns jetzige Schülern kaum vorstellbarer, Unterschied zu heute war, daß die Schule (Gymnasium) direkten Einfluß auf das private Leben nahm. Verbote des Gymnasiums zählten auch außerhalb der Schulzeit. Zum Beispiel war es verboten Bücher auszuleihen, wenn man ein Buch brauchte, sollte man sich dies standesgemäß kaufen. Zudem durfte man erst bei Volljährigkeit (21 Jahre) rauchen. Kontakte zu Schülern anderer Schulen waren auch strikt untersagt. Befolgte man diese Regeln nicht, wurde man von der Schule bestraft. Zum Beispiel wurde einem 20jährigen Schüler ein Schulverweis angedroht, weil er Liebesbriefe an eine gleichaltrige Schülerin einer höheren Mädchenschule geschrieben hatte. Ein Schulverweis hatte damals viel schlimmere Konsequenzen zufolge, als heute. Nach einem Schulverweis wurde man von keiner weiterführenden Schule mehr angenommen. Im Vergleich zu heute war auch das Lehrziel ein ganz anderes. Heute wird in fast allen Staaten versucht, die Kinder und Jugendlichen zu mündigen Bürgern zu erziehen. Dies war im Nationalsozialismus und davor (Ausnahme: Weimarer Republik) nicht so. Im Kaiserreich war das Lehrziel auch ein gehorsamer Untertan. Zudem wurde viel Wert auf den Sportunterricht gelegt, da man später einmal gute Soldaten haben wollte. Deswegen wurden in der Volksschule militärische Übungen gemacht: Anschleichen; Spuren lesen; Lagerleben und in Reih´ und Glied stehen. So arbeiteten das Militär und die Schule in Hand und Hand.

ich hoffe mein beitrag bringt dir etwas:)

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