Energiepreise setzen sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Dazu gehören "Börsenpreise" (ja, die gibt es nicht nur für Aktien, sondern auch für Öl, Gas und Strom), staatliche Abgaben wie z.B. Steuern und Abgaben und natürlich die Kosten Gewinne der Unternehmen, die diese Energie erzeugen oder damit handeln.
Betrachten wir eines nach dem anderen:
- Börsenpreise: Die richten sich nach Angebot und Nachfrage. Derzeit herrscht besonders beim Gas eine gewisse Panik, weil viele Leute befürchten, dass uns Russland im kommenden Winter den Gashahn zudreht. Panik treibt Preise nach oben - und der Gaspreis ist deshalb so hoch wie noch nie. Ob das in einem halben Jahr besser wird, falls Russland zuverlässig liefert - oder schlimmer, weil sie kein Gas mehr einspeisen - das weiß heute (zumindest im Westen) noch niemand.
- Steuern und Abgaben: Der deutsche Staat versucht bereits, uns Bürger zu entlasten. Ob das nun gerecht ist oder nicht, ob man es EINFACH besser machen könnte oder nicht - darüber will ich hier nicht philosophieren. Klar ist: Für Benzin und Diesel sind die Umweltsteuern für Juni, Juli und August auf den niedrigsten Wert gesetzt worden, der laut EU-Recht zulässig ist. Damit nicht nur Autofahrer profitieren wurde für den gleichen Zeitraum das 9-EURO-Ticket eingeführt. Und zum 01.07. (also vor 4 Wochen) wurde die EEG-Umlage auf Strom abgeschafft. Mein Versorger hat den Preisvorteil komplett weitergegeben, ich zahle jetzt fast 15 Euro weniger als bisher.
- Die Unternehmen... das ist der intransparenteste Teil von allen. Dazu gehören die Betreiber der Pipelines und Schiffe, der Lagerstätten und Tankstellen, die Strom- und Gasversorger und viele mehr. Manche haben sich da in den letzten Monaten eine goldene Nase verdient, andere mussten durch den Staat vor der Pleite gerettet werden. Es gibt Überlegungen, dass zusätzliche, durch die Krise ausgelöste Gewinne an den Staat abgeführt werden müssten. Das ist aber noch in der Diskussion, es git noch keine Entscheidung dazu.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Staat insbesondere bei Strom und der Mobilität uns Bürger schon spürbar entlastet hat. Das betrifft bisher nicht die Heizkosten - die aber auch sehr, sehr unterschiedlich sind. Der eine heizt mit Holz, dass er seit Jahren selbst aus dem Wald holt, sägt, spaltet und lagert (klar, das gibt es so nur auf dem Land), der zweite heizt mit Pellets (deren Preis sich "nur" verdoppelt hat), der dritte mit Strom (z.B. Wärmepumpe), der vierte mit Öl und der fünfte mit Gas. Den sechsten, der Fernwärme bezieht, gibt es hier auf dem Dorf nicht - in der Stadt aber sehr wohl.
Wo und wie sollte der Staat hier eingreifen? Und wovon bezahlen?
Letztlich sind auch dessen Möglichkeiten begrenzt. Insofern werden wir wohl (fast) alle den Gürtel etwas enger schnallen und an der einen oder anderen Stelle sparen müssen, um unsere Heizkosten für den nächsten Winter stemmen zu können.
"Mehr Lohn" ist zwar der natürliche Reflex - aber das führt nur dazu, dass die Arbeitskosten der Betriebe steigen. Die geben die gestiegenen Personalkosten genauso an uns Kunden weiter wie jetzt die gestiegenen Energiepreise - und alles wird NOCH teurer. Ob unsere Betriebe dann noch preislich mit ausländischen Firmen konkurrieren können ist die nächste Frage, die sich beim Thema "Lohnsteigerung" immer stellt. Können sie das nicht, folgt eine Pleitewelle mit dadurch steigender Arbeitslosigkeit. Die steigert wiederum die Staatsausgaben, während die betroffenen Unternehmer und Arbeitnehmer gleichzeitig als Steuerzahler wegfallen. Sowas kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen.
Nichtsdestotrotz ist völlig klar, dass der Staat denjenigen, die finanziell NULL Spielraum haben, unter die Arme greifen muss, damit sie nicht auf der Straße landen. Wie man das am Besten hinbekommt - das ist die spannende Frage, auf die es bisher keine gute Antwort gibt!