Moinmoin, wir haben in unserer Firma auch angepassten Gehörschutz, seit fast 2 Jahren. In meiner Funktion als Sicherheitsfachkraft war ich bei der Lieferantenauswahl dabei.

Folgende Varianten haben wir von 10 Mitarbeitern testen lassen: A) Angepasster Gehörschutz aus Silikon, mit linearem Filter, kleine Bauform B) Angepasster Gehörschutz aus Acryl, nichtlinearer Filter, große Bauform C) Angepasster Gehörschutz aus Acryl, nichtlinearer Filter, kleine Bauform D) Angepasster Gehörschutz aus Acryl, nichtlinearer, regelbarer Filter, kleine Bauform

Mit kleiner Bauform meine ich Modelle, die nur einen kleinen Teil des äußeren Ohres abdecken, mit großer Bauform solche, die die Ohrmuschel ganz ausfüllen, dazu später mehr.

Der Aufwand für die Testphase war natürlich enorm, da die Testpersonen, und natürlich die Aussendienstler der Anbieter, jeweils 4 mal zur Ohrabdrucknahme eingeplant werden mussten, letzten Endes hat es sich aber gelohnt. Die Unterschiede in Ausführung, Qualität, Service und Preis sind bei den verschiedenen Herstellern recht groß. Man kann sagen, das Spektrum reicht von "denen verkauf ich jetzt mal Otoplastiken" bis hin zu einer wirklich professionellen und fairen Beratung und Betreuung inclusive Lärmmessung. Es scheint hier "Firmen" zu geben, die keinerlei Hemmung haben, das Blaue vom Himmel zu versprechen. Es lohnt sich, wenn sich ein Mitarbeiter in das Thema einarbeitet und Werbeaussagen (wie z.B. "keine teuren Reinigungsmittel erforderlich" oder "Gehörschutz kann in der Waschmaschine gewaschen werden") hinterfragt. Meines Wissens gibt es in Deutschland nur zwei Spezialanbieter, die in Deutschland selbst Herstellen und eigenen Aussendienst haben, alle anderen (auch Hörgeräteakustiker) lassen in Otoplastiklaboren im In- und Ausland (fremd-)herstellen und machen wohl nur den Vertrieb.

Einen guten Marktüberblick bekommen Betriebe auf www.wlw.de, Suchbegriff "Gehörschutz", Rubrik "Otoplastiken (Gehörschutzmittel)". Die Angaben, ob es sich wirklich um Hersteller handelt, sind nicht immer richtig, also einfach mal konkret nachfragen...

Privatpersonen sind sicherlich beim Hörgeräteakustiker am besten aufgehoben, auch wenn es dort deutlich teurer ist.

Preislich variierten die Angebote der Lieferanten an uns zwischen 130 € und 80 € netto, wobei wir 200 Kollegen ausstatten wollten. Zu den Kosten für die Gehörschützer kommen noch die für das Reinigungszubehör, was letztenendes die Akzeptanz noch erhöht hat.

Fakt ist, das angepasster Gehörschutz sehr langlebig ist und daher regelmäßig gereinigt werden muss. Wie man reinigt, ist natürlich jedem selbst überlassen. Vor Vorteil ist, wenn der Gehörschutz nicht anfällig für Flüssigkeiten ist und komplett gewaschen, oder in einem Reinigungsbad gereinigt werden kann.

Die Testphase dauerte insgesamt ca. 2 Monate und wurde abschließend mittels Fragebögen ausgewertet.

Wirklich schlecht haben im Vergleich nur die Gehörschützer B abgeschnitten, hier wurden von fast allen Testern Druckschmerzen, erschwertes Einsetzen und mangelnde Hygiene angegeben. Diese Otoplastiken sind mit Schaumstoff als Dämmelement gefüllt, welcher sich beim Abwaschen mit Wasser vollsaugt. Der Lieferant hat zwar die meisten Probleme mit der Paßform beseitigt, aber das Feuchtigkeitsproblem blieb konstruktionsbeingt bestehen. Die Paßformprobleme schienen mit der größeren Bauform zusammenzuhängen, denn die meisten Druckschmerzen traten in der Ohrmuschel auf.

Die Silikongehörschützer mit linearem Filter, bei denen der Lieferant bestes Sprachverständnis im Lärm versprach, konnten sich nicht durchsetzen. Die nichtlinearen Filter, die hohe Frequenzen mehr dämmen als tiefe, wurden hier im Punkt Sprachverständnis besser bewertet. Es gab mit den Silikonstöpseln zwar keine Paßformprobleme, aber die stumpfe Oberfläche des Silikons erschwerte das Einsetzen. Die Verwendung des beigefügten Gleitmittels haben wir untersagt, weil unsere Arbeitsumgebung staubig ist. Waschen darf man diese Gehörschützer lt. Hersteller nicht, weil sonst die Membrane der Filter beschädigt wird. Übrigens ist bei den Filtern mit Membrane keine Belüftung des Ohres gegeben und beim Einsetzen und Herausnehmen entsteht Über- oder Unterdruck.

Noch ein Punkt zu Otoplastiken aus Silikon: Die Filter sind hier nur eingesteckt und nicht fest mit dem Silikon verbunden. Während des Tests haben bei uns mehrere Mitarbeiter die Filterelemente beim Reinigen verloren. Bei Gehörschutz aus Acryl kann das nicht passieren, hier sind die Filter fest verbaut.

Letzten Endes hat sich Produkt C durchgesetzt, welches leider preislich nur im unteren Mittelfeld lag.

Genauso gut wie Produkt C wurde Produkt D bewertet, wobei unsere Arbeitssicherheit aber entschieden hat, keine regelbaren Filter zu nehmen, weil jeder die Dämpfung selbst einstellen kann. Der Arbeitgeber hat dann, speziell bei sehr hohen Lärmpegeln, keine Sicherheit darüber, ob der Mitarbeiter ausreichend geschützt ist.

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