Aufgrund meiner Erfahrungen finde ich viele Parallel zu dem Themenkomplex Depressionen.

Ich habe jedoch auch das Musikvideo nur noch sehr bruchstückhaft in Erinnerung und beziehe mich ausschließlich mit dem Lied und habe eben durch meine Vorbelastung auch keine neutrale Blickweise und auch teilweise nur angeschnitten dargelegt, da dies hier keine wissenschaftliche Arbeit werden soll.

"Links, rechts, geradeaus - du kommst hier nicht mehr raus" beschreibt sehr gut das Gefühl was ich in meinen manischen Phasen empfunden habe. Egal was man macht, egal welche Abzweigung man nimmt es scheint als gäbe es kein entrinnen.

"Der Wahnsinn hat dich eingesperrt - und deine heile Welt verzerrt" stellt für mich die Erinnerung an die Zeit dar, in der alles mehr oder weniger gut oder in Ordnung war. Durch die sich einschleichende Depression merkt man die Veränderung nicht. Erst sind ein paar Dinge scheiße, dann immer mehr und mehr und letztendlich alles. Und durch alles negativ sehen, schärft sich der Blick dafür und man verlernt die schönen Seiten zu erkennen. Soviel oberflächlich zu Verzerrung der heilen Welt.

Zu dem einsperrenden Wahnsinn passt auch sehr treffend die flüsternde Stimme. Mir bspw. hat diese flüstende Stimme im Kopf immer nachdrücklicher eingeredet, dass wenn z.B. im Zug jemand gelacht hat, über mich gelacht wird, da ich so erbärmlich bin. Und durch Zeit und Hartnäckigkeit hat sich das auch eingewöhnt. Man will nichts mehr machen wo andere Menschen sind, da man ja eh nur ausgelacht und verachtet wird.

Auch die Zeilen "Hat sich in deinen Kopf gepflanzt" und "Du weißt nicht mehr wer du bist - du weißt nicht mehr was Liebe ist" beschreibt rückblickend meine damaligen Emotionen gut wieder. Zwischen meinen moralischen Grundsätzen und meiner Mysantrophie klafften Welten, auf der einen Seite habe ich mich den meisten Überlegen gefühlt (z.B. aufgrund besser logischer Auffassungsgabe) auf der anderen Seite aber massive Minderwertigkeitskomplexe hatte, die von meinem "leichtem" Autismus (der sich vorallem durch soziale Unfähigkeit bemerkbar machte und so natürlich kummulativ auf meine sozialen Unfähigkeiten auswirkte) genährt wurden und man außerhalb einer manischen Episode überhaupt nichts als eine Last auf sich gefühlt hat. Bis die Depression "Dein zweites Ich, die zweite Haut" ist und ("Hab' ich in deinem Kopf erbaut") jetzt einen festen Platz in deinem Kopf hat.

"Dein Spiegelbild hat sich entstellt" - Die Depression hat dafür gesorgt, dass du ich mich nicht mehr im Spiegel sehen konnte, da ich mich als äußerst hässlichen und verachtenswerten Menschen gesehen habe.

"Niemand ist hier der zu dir hält" - War für mich der Moment (7. Klasse, glaub ich), wo mein einziger Freund in der weiterführenden Schule mit dem ich mich fast jeden zweiten Tag seit der 5. Klasse getroffen und LAN-Party's ohne Ende gemacht hatte nicht mehr mit mir reden wollte, weil er ja sonst auch gemobbt werden könnte.

Das Labyrinth bzw. diesem zu entkommen stellt für mich als Hauptmotiv den Versuch des Auswegs aus der Depression dar, da dir niemand sagen kann, welche Entscheidung wann und wo zu treffen ist, damit es besser wird. Dazu passt auch sehr gut "Keiner kann dir sagen, welche Türen die richtigen sind". Da niemand genau das selbe durchgemacht hat wie man selbst und daher alles Empfehlungen und Ratschläge anderer sind, die nicht immer für einen selbst zutreffen bzw. richtig sind und zufällig erraten.

Nimmt man dazu noch meine soziale Unfähigkeit und die verzerrte Wahrnehmung (von anderen über selbst) finde ich keinen treffenderen Vergleich als "Keiner kann dir sagen, wer die Guten und die Bösen sind"

"Mein verlorenes Kind" deute ich auf zwei Weisen:

  1. Das Kind in mir, was über Kleinigkeiten lachen und die Schönheit einer Blume bestaunen konnte ist verloren und / gebrochen / korrumpiert / einzig aus Hass und Selbsthass / etc. /; oder
  2. Aufgrund des Beginns der Depression in frühem Alter, dass ich verloren bin (was ich damals in dem allgemeinen Gefühl der Leere und der Last außerhalb manischer Episoden gefühlt habe).

"Klopf, klopf, lass mich ein, lass mich dein Geheimnis sein" ist finde ich auch wieder sehr treffen, da die Depression nicht einfach die Tür eintritt und da ist, sondern zumindest bei mir, sich einschleicht und zu der Zeit erst angefangen wurde offener mit Burnout, Depressionen, etc. umzugehen und man immernoch als Weichei mit ner falschen Lebenseinstellung galt, hab ich mich auch nur meinem inzwischen besten Freund anvertraut (das kam erst gut 3 Jahre nach der Desillusionierung meines ehem. "Schulfreunds") (und auch erst nach 2 Suizidversuchen) und im Vollsuff (hatte ihm jedoch merkwürdigerweise auch Nüchtern keine Abneigung, hätte aber niemals ohne was Intus mit ihm auch nur Small-Talk betrieben).

"Du hast mich oft aus dir verbannt - An meinem Zorn dein Herz verbrannt" (Versuch der Besserung, verstärkte Minderwertigkeit bei Scheitern)

"Wenn ich in deine Seele tauche Die Narben, die die Depression auf meiner Seele hinterließ

Und dich für meine Lust gebrauche z.B. erst Überlegenheitsgefühl, dann schlagartig Minderwertigkeit

Dann werd' ich deine Sinne blenden (vgl. Spiegel entstellt)

Das Spiel kannst nur du selbst beenden" Niemand kann einen da rausholen, max. Hilfestellung

P.S.: sollte ich was vergessen oder euer Meinung nach unschlüssiges gesagt haben, einfach anmerken, ich versuche darauf einzugehen.

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