Wüsten der Erde: Unter dieser Überschrift assoziiert man gewöhnlich alle möglichen Kontinente, nur nicht Europa. Doch langsam, aber stetig verwandeln sich ganze Landstriche im Süden dieses Erdteils in Trockengebiete - vor allem in Spanien, wo 40 Prozent der Fläche betroffen sind.
Desertifikation: Ursachen und Folgen
Als "man made deserts" bezeichnet man die neuen Trockengebiete, weil in der Regel Eingriffe der Menschen ihre Ausweitung forcieren, durch:
Überweidung von Flächen
Zu viel Vieh frisst zu viele Pflanzen, der Boden verliert seine schützende Vegetationsschicht, wird lockerer und erodiert.
Übernutzung von Böden
Kürzere Brachezeiten und falsche Ackerbautechnik entziehen den Böden Nährstoffe und verringern den Pflanzenbewuchs, auch das fördert Erosion.
Vernichtung von Wäldern
Zur Gewinnung von Brenn- bzw. Bauholz, Ackerland oder Flächen für Industrie oder Wohnimmobilien wird der Baumbestand drastisch verringert, diese Regionen veröden.
Verbrauch/Verschwendung von Wasser
Für wachsende Bevölkerung, landwirtschaftliche Bewässerung und Tourismus entzieht man der Natur immense Wasserressourcen.
Bauspekulanten, die Wälder abbrennen lassen, sind nur ein Teil des Problems. In vielen Ländern trägt die Bevölkerungsexplosion zu den oben genannten Ursachen bei. Manche Drittwelt-Staaten weisen eine jährliche Wachstumsrate von drei Prozent auf. Weltweit leben inzwischen rund eine Milliarde Menschen in Trockengebieten - zumeist in Armut. Brennholz und Ackerflächen sind für sie eine Frage des Überlebens. Daher können sie selbst kaum das Problem lösen, langfristige staatliche Programme und viel Geld wären nötig.
Spanien erlebte in den vergangenen Jahren einen wahren Bauboom, vor allen in den Touristengebieten. Darunter leiden mussten die Wälder, weit mehr als eine Million Hektar wurden absichtlich abgefackelt. Neben dem hoch industrialisierten Gemüseanbau ist die Entwaldung einer der wesentlichen Gründe für die zunehmende Desertifikation in Spanien.
Klimaerwärmung und Dürreperioden verschärften die Situation. Die Provinz Murcia ist schon fast komplett in ein Trockengebiet verwandelt, aber auch Valencia, Kastilien oder Katalonien weisen inzwischen eine hohe Desertifikationsrate auf.
Diese Faktoren führen dazu, dass die entsprechenden Regionen nicht mehr in der Lage sind, sich auf natürliche Weise zu regenerieren - eine Gefährdung für das gesamte Ökosystem:
- Der Wasserhaushalt ist gestört.
- Die Fruchtbarkeit des Bodens lässt nach.
- Mehr vegetationsfreie Flächen entstehen.
- Dadurch steigt die Verdunstung, der Boden trocknet aus.
- Die Artenvielfalt nimmt ab.
globale beispiel
Im ohnehin bevölkerungsreichen China, vor allem im Norden, muss der karge Boden immer mehr Menschen ernähren. Durch Abholzung, Überweidung und Übernutzung von Böden breitet sich die Wüste dort stark aus: Jedes Jahr kommen etwa 2.500 Quadratkilometer hinzu. Rund 2,5 Millionen Quadratkilomter sind von Desertifikation betroffen.
Auch Metropolen wie Peking leiden inzwischen unter den immer extremeren Sandstürmen. Schon seit Jahrzehnten versucht man durch Aufforstungen gegenzusteuern. Mit dem Projekt "Grüne Mauer" soll bis 2050 eine Fläche von der Größe Deutschlands (etwa 350.000 Quadratkilometer) bepflanzt werden.
1960 war der Aralsee noch das viertgrößte Binnengewässer der Erde. Vor allem von den Flüssen Amudarja und Syrdarja wird er gespeist - besser gesagt: wurde. Denn seit den Sowjetzeiten zapft man diesen Lebensadern viel Flüssigkeit zur Bewässerung der kasachischen und usbekischen Baumwollfelder ab.
Die Folge: Der Aralsee verlor 80 Prozent der Wassermasse. Seine Oberfläche ging um 60 Prozent zurück und ist jetzt "ersetzt" durch Wüste. Fischereischiffe sitzen auf dem Trockenen. Statt kühler Seewinde wehen den Anwohnern nun heiße Sandstürme ins Gesicht.