Die Abneigung der Yeziden hauptsächlich gegenüber dem Islam ist wohl grösstenteils politischer Natur, wenn man die Verfolgungen bedenkt. Warum allerdings der Islam in diesen Gebieten die Yeziden verfolgt (hat (?)), ist schleierhaft, aber vermutlich letzten endes auch dem politischen Kalkül zuzuschreiben. Wie sooft erscheint auch hier die Politisierung des Religiösen bzw. die Sakralisierung des Politischen als der Übel wichtigster Elternteil.

Interessant dazu sind folgende Textausschnitte:

"1837/38 wurden weite Teile des jesidischen Lebensraumes durch die osmanische Armee erobert, bereits 1832 hatte eine Strafexpedition (einige jesidische Stämme waren für Karawanenüberfälle berüchtigt) mehrere jesidische Dörfer niedergebrannt. Im Osmanischen Reich standen die Jesiden außerhalb des Millet-System, waren also nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt und standen damit in der sozialen Hierarchie noch hinter Christen und Juden. Immer wieder kam zu Versuchen, die als „gottlos“ geltenden Jesiden zum Islam zu bekehren. Unter Sultan Abdülhamid II. verschlechterte sich die Lage ab 1876 erheblich. Ein umstrittener Erlass, der auch Jesiden zum Militärdienst verpflichtete, wurde wieder in Kraft gesetzt. Steuerforderungen wurden erhoben, die bei Bekehrung zum Islam zu erlassen seien. 1892 schickte der Sultan einen Sondergesandten mit dem Auftrag, die Jesiden notfalls mit Gewalt zu bekehren. Es kam zu Gefechten und zu Massakern an den Jesiden nach ihrer Niederlage im Jahr 1893. 1894 wurden während den vornehmlich an Armeniern und Christen verübten Massakern der osmanischen Truppen auch Tausende von Jesiden getötet."
Quelle: Kai Merten: Untereinander, nicht nebeneinander: Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts. LIT Verlag Münster, 2014, S. 237-245, zitiert aus: de.wikipedia.org/wiki/Yeziden#Verfolgung_der_Jesiden_im_Nahen_Osten

"Bereits ab dem 17. Jahrhundert siedelten sich Jesiden, vermutlich bedingt durch die Ausdehnung des osmanischen Reiches, im Gebiet des Dschabal Sindschar der heutigen Provinz Ninawa im Nordirak an. Im Zuge der irakischen Arabisierungspolitik ab 1965 kam es immer wieder zu Vertreibungen, die Dörfer und Ackerflächen wurden weitgehend entvölkert. Die ca. 400 jesidischen Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht und die Einwohner zur Umsiedlung gezwungen. Auch in anderen Gebieten des Irak wurde in ähnlicher Weise verfahren und beim Bau der Mosul-Talsperre wurden mehrere jesidische Dörfer zerstört."
Quelle: Irene Dulz: Die Yeziden im Irak: zwischen "Modelldorf" und Flucht. Studien zur Zeitgeschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas, Band 8, LIT Verlag Münster, 2001, S. 54-57, zitiert aus: de.wikipedia.org/wiki/Yeziden#Verfolgung_der_Jesiden_im_Nahen_Osten

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