Da ich selbst Sohn einer türkischen Migrantenfamilie bin und mich schon mein Leben lang mit Vorurteilen auseinandersetzen musste, bei uns gibt es weder Kopftuch noch Koranvorschrift und auch keine Arbeitslosen in der Familie, so bin ich daher ein sehr toleranter und verständnisvoller Mensch anderen Ausländern und Zuwanderern gegenüber, da ich weiß wie sehr es schmerzt mit anderen über einen Kamm geschoren zu werden. Meine Frau ist Deutsche und brachte eine Tochter aus erster Ehe mit, wir haben uns als Vater und Tochter gleichermaßen akzeptiert und lieben uns sehr, daher war es mir nie ein Bedürfnis mich selbst fortzupflanzen. Meine Frau und ich arbeiten beide sehr hart und entschlossen uns vor einigen Jahren ein Haus zu bauen. Bevor hier wieder neue Vorurteile aufkeimen, ausser meinem erarbeiteten Lohn bekam ich, abgesehen von der Eigenheimzulage die damals jedem Häuslebauer zustand, keine staatlichen Zuschüsse und war in meinem ganzen Leben noch keinen Tag arbeitslos, wie auch der Rest meiner Familie.

In dem Baugebiet wo unser Haus steht, haben auch viele Russlanddeutsche gebaut. Abgesehen davon dass manche richtige Prachtbauten erstellten, im Vergleich dazu ist unser Haus eher ein Schuppen, so scheinen viele von denen die Einstellung zu vertreten, dass die deutschen Gesetze für Russlanddeutsche nicht gültig sind, solange sie nicht ihrem Vorteil dienen. Die ersten Jahre hier waren für uns die Hölle. Schon von Anfang an begannen Provokationen und Rücksichtslosigkeiten aller Art und es bauten immer mehr von denen um uns herum, bis wir schließlich eingekesselt waren. Drum nennen wir unser Haus auch manchmal Stalingrad. Von den Kindern bis zu den Erwachsenen bekamen wir puren Psychoterror, ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben. Tagsüber fetzten die Kinder über unser Grundstück hinweg und machten uns Werkzeug und Geräte kaputt und quälten unsere Katzen, während die Erwachsenen, kahlrasierte Russenschädel, in ihrem russischen Kauderwelsch lachend die Szenerie beobachteten. Wenn wir sie baten, ihre Kinder zur Ordnung zu rufen wurden wir nur ausgelacht. Einer hat sogar einfach vor mir ausgespuckt. Abends fingen dann die Alten an zu saufen und Krach zu machen. Sie standen mit ihren Autos vorm Haus und drehten den Bass zur russischen Popmusik auf, so dass bei uns in der Vitrine die Gläser tanzten. Einige Male griffen wir zum Telefon und verständigten die Polizei, aber auch diese konnte nicht viel gegen dieses Elend aufbieten, wenn sie kamen wurde für ein Viertelstunde die Mucke leiser gedreht und der Punk ging von neuem ab. Dieser Zustand hielt fast drei Jahre lang an. Erschreckend für mich war, genauso lang war der Hauptverantwortliche arbeitslos. Dieser Typ kam mit 17 Jahren aus Russland und baute im Alter von 24 Jahren ein Haus, ein nagelneues Mittelklasseauto vorm Haus und seine Frau arbeitet auf 400 € Basis. Wir müssten, obwohl wir beide voll arbeiten und nicht schlecht verdienen, nach spätestens einem Jahr raus, da uns die Raten auffressen würden. Ich frag mich schon lange wie sowas geht.

Es ist ja nicht so dass ich denen das nicht gönnen würde, aber zumindest kann man dann erwarten, dass sie sich wie zivilisierte Menschen benehmen, aber Fehlanzeige. Es wurde von Woche zu Woche schlimmer. Bis zu einem Wochenende, an dem das Pack drei Tage durchgesoffen und durchgefeiert hatte, auch fielen desöfteren Schüsse. Meine Frau und ich hatten die Schnauze voll und wir stellten diesen Störenfried zur Rede. Statt sich auf eine Diskussion einzulassen verpasste er unserer Katze einen Tritt aufs Auge und griff uns an, da entlud sich mein ganzer Zorn und ich verpasste ihm vor der halben Nachbarschaft ein paar Dutzend Ohrfeigen, immer und immer wieder. Seitdem haben sich die Zustände schlagartig verbessert, obwohl ich schon Schiss hatte, dass es Racheakte geben würde. Mittlerweile ist es hier lebenswert, obwohl mir immer noch das Adrenalin ins Blut schießt, wenn ich diese Leute sehe. Es gab auch noch Stress mit anderen russischen Nachbarn, der hielt sich aber in Grenzen. Nach diesem Erlebnis kann ich nachvollziehen, warum viele Deutsche voreingenommen Auländern gegenüber sind. Ich bin mir sicher, dass es in Gegenden wo viele Türken oder andere Zuwanderer wohnen, welche sich zu den Sitten und Pflichten in diesem Land nicht bekennen wollen, zu ähnlichen Vorfällen kommt.

Es ist ärgerlich, dass viele Zuwanderer nur dann von ihrer deutschen Staatsangehörigkeit Gebrauch machen, wenn es darum geht den Rahm abzuschöpfen, im Gegenzug aber nicht bereit sind, sich an die Gepflogenheiten, Sitten und Gesetze ihrer neuen Heimat zu halten und diese zu respektieren, wie auch deren Sprache zu sprechen. Wenn ich bei mir auf der Terrasse sitze höre ich von links und rechts nur russisch, obwohl diese Leute doch angeblich Deutsche sind und deswegen in ihrer alten Heimat unterdrückt und benachteiligt wurden. Die Mehrheit mag ja anständig sein, aber die fällt weniger ins Gewicht, es reicht wenn unter zehn Menschen nur einer spinnt.

 

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