Ich hätte mal eine Frage, die mich rein persönlich interessiert, da ich die damalige Zeit nicht selbst miterlebt habe.

Wenn man historische Infos und Bücher zur Schwulenbewegung der 70er/80er in Deutschland liest bekommt man aufgrund des Fokus auf den radikalen Aktivismusflügel häufig den Eindruck, dass damals die meisten Schwulen irgendwie maoistisch/marxistisch orientiert waren und sexuelle Promiskuität stark propagiert und auch dementsprechend politisiert wurde, während monogame Beziehungen oder sexuelle Bindungen aus Ausdruck des "kapitalistischen Spießers" nahezu verteufelt wurden.

Das Problem an der Provenienz dieser Infos ist, dass sie sich meist auf die Aussagen von Aktivisten aus sexuell und politisch sehr extremen Szenen wie West-Berlin etc. beziehen und somit nur begrenzt Aussagekraft für die Gesamtheit der damaligen Community besitzen. Dementsprechend würde mich einmal interessieren, wie verbreitet diese Konzepte damals in der BRD unter den "Otto-normal-Schwulen" waren. War es überhaupt möglich, eine nach heutigen Maßstäben "konventionelle" Mono-Beziehung zu finden? Und war die Szene wirklich so universell pro-marxistisch aufgeladen, wo wir ja heute wissen, dass die allermeisten marxistischen Länder überhaupt nicht pro-Homosexualität waren?