Hallo...
Per se wirkt sich die Zufuhr von Einfachzuckern (Mono- und Disacharide) wie Glucose, Fructose, Maltose auf den Muskelaufbau nicht negativ aus, sie bewirken jedoch eine starke Zunahme der Insulinausschüttung. Insulin ist für Körperzellen, die sich nicht obligatorisch nur durch Glucose allein ernähren (wie Nervenzellen, Erythrocyten und Lymphgewebe) das Signal, Glucose aus dem Blut aufzunehmen um den Blutzuckerspiegel innerhalb der notwendigen Grenzen zu halten. Die Glucose wird dann in den Zellen verstoffwechselt, anstelle z.B. von Fettsäuren, die viele Körperzellen alternativ ebenfalls verstoffwechseln könnten. Außerdem hemmt insulin die sog. Lipolyse, also den Abbau von Fettgewebe und führt im Gegenteil zum Neuaufbau von Körperfett, da auch die Fettzellen insulin als Signal zur Glucoseaufnahme (und zum anschließenden Umbau der Glucose zu Speicherfett) verstehen. Daher sollte man den Konsum zu großer Mengen an Einfachzuckern vermeiden und eher komplexe Kohlenhydrate, wie sie z.B. in Vollkornbrot und ähnlichen Produkten enthalten sind bevorzugen. Die machen auch länger satt. Denn die Aufnahme der Glucose aus dem Dünndarm führt oft zu einer überschießenden Insulinproduktion, die nach einem initialen Blutzuckeranstieg durch die Glucoseaufnahme zu einem noch stärkeren Blutzuckerabfall durch die überschießende Insulinproduktion führt...und dies wiederum führt zu Heißhunger, da der Körper den nun zu niedrigen Blutzuckerspiegel wieder erhöhen will...Daher ist es, wie weiter unten schon thematisiert wurde, zwar richtig, daß Glucose für die Funktion des Gehirns (und der anderen obligatorisch auf Glucose angewiesenen Zellen, s.o.) essentiell wichtig ist (was man schon bei Diabetikern mit Unterzuckerung sehen kann, die werden nämlich tief bewußtlos, wenn der Blutzuckerspiegel deutlich zu niedrig ist), es ist andererseits aber falsch, im Umkehrschluß zu glauben, daß mehr Glucose besser fürs Gehirn, die Konzentration, das Leistungsvermögen etc. sei...zuviel Glucose im Blut führt nämlich auch zu Bewußtlosigkeit (diabetisches Koma) - sofern man nicht genug Insulin produziert um einen solchen Anstieg zu vermeiden. Wenn man aber nun reichlich Glucose oral zuführt, kommt es zwar, wie oben erwähnt zu einem Blutzuckeranstieg, aber durch die Gegenregulation des Körpers zu einem mindestens genauso heftigen Blutzuckerabfall. Der Abfall verursacht aber wiederum Heißhunger und die damit verbundenen Schwankungen des Zuckers und damit ebenfalls durch Osmose verbundenen Flüssigkeits- und Elektrolytverschiebungen (k+ und Na+-Ionen werden mit der Glucose in die Zellen aufgenommen) verringern die Leistungsfähigkeit also eher. Daher ist die Einnahme von Dextro-Energen etc. zur Leistungssteigerung etc. völliger Blödsinn - auch wenn die Werbung anderes glauben machen will. Im Übrigen muß, trotz der Tatsache daß bestimmte Organe auf Glucose angewiesen sind, auch nicht Glucose mit der Nahrung aufgenommen werden. Komplexe Kohlenhydrate werden im Dünndarm durch Enzyme zu Mono- und Disacharariden gespalten und dann langsam aufgenommen. Außerdem kann in der Leber durch sog. Gluconeogenese Glucose aus Glycogen, Fettsäuren etc. synthetisiert werden. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel auch ohne Glucoseaufnahme aufrechterhalten. Sofern man also kein Leberversagen hat oder als Diabetiker zuviel Insulin spritzt oder einen insulinproduzierenden Tumor hat (äußert selten) kommen Unterzuckerungen normalerweise nicht vor und es gibt daher auch keinen Grund, Dextro-Energen o.ä. zu nehmen....
Gruß docfm, facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin