Die Einleitung im Flugblatt bestimmt die Deutung, denke ich. Diese Art von kompliziertem Text, der 1987/88 verfasst wurde, ist merkwürdig. Aber ob das wirklich Jemanden in der Politik direkt interessiert, bezweifle ich.

Viel weiß ich nicht drüber, aber es könnte ein linksextremistisches Flugblatt mit Antisemitismus sein, den es mit allen möglichen Anleihen dann so verdeutlicht, dass es wie eine Persiflage aussieht. Es gab in den Reihen der RAF Viele, die den Kapitalismus kritisierten und im Zuge dessen die meisten Deutschen. So ungefähr klang für mich Christof Wackernagel als Beispiel. So drastisch eben, dass ich bei einem kruden Text an ihn denke, und nicht an einen "hohlen" NS-Charakter.

Es könnte auch ein rechtsextremistischer Gedanke hinter dem Text stecken, und der Verfasser richtet sich trotzdem gegen Alle und sich selbst. Schließlich sind alle Deutschen an dem geschilderten antisemitischen Wettbewerb teilnahmeberechtigt (was wohl keinen nationalsozialistischen Zweck darstellt, bei dem nur der Feind so behandelt wird); werden (bei Verrat) aber zu dessen Opfern. Das wäre wohl nicht ein typisch faschistisches (auch nicht kryptofaschistisches, weil sehr kompliziert) Flugblatt, aber könnte trotzdem auch passen, weil in der NS-Zeit Schuldige auch ihr Leben ließen. Gesucht hat das Flugblatt dann quasi einen Märtyrer für den NS. In welcher Phase ein Faschist den eigenen Untergang propagiert, erschließt sich mir zwar nicht, aber für die rechtsextremistische Deutung könnte sprechen, dass Verrat dort als etwas Jüdisches betrachtet wurde.

In jedem Fall sitzt der Verfasser des Textes in der Tinte. Es wird i.d.R. Abstand genommen von solchen sprachlichen Mitteln und Ideen, um sein Gesicht zu wahren und sich nicht mit einem wahrhaftigen Gedanken möglichen Schaden zuzufügen. Und um im Weiteren dann Andere auch zu schützen, weil der Text ja nicht ungefährlich ist. Er ist schlimm, aber man redet besser nicht drüber, was psychologisch bei dem Text passiert sein könnte. Jedenfalls nicht als Politiker, bevor man sich nicht sicher sein kann.

Der Text zeigt (u.A.) den Deutschen ihren Komplex auf. Er ist gefährlich in mehrerlei Hinsicht und ist lähmend. Am besten, Jemand mit viel Wissen analysiert das Ding und hilft uns zu einem erleichterten Gewissen. Sonst wird man bekloppt. Betreffende Politiker räumen dann alsbald ihre Posten, und dann geht es weiter. Das Alter des Verfassers wird wohl eine untergeordnete Rolle spielen, denn der Text zeugt ja von einer gewissen Sprachbegabung.

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