Bin auch eher "Abtreibungsgegner", will aber ein paar ergänzende Informationen zu späten Abtreibungen geben, um die es dir hier anscheinend auch geht.
Ab ca. der 24. SSW p.m. bestehen bei einer Frühgeburt Überlebenschancen (wobei diese erst so ab der 28. SSW p.m. deutlich über 50% kommen).
Bereits einige Wochen davor, so ab 20. SSW p.m., kann ein Frühchen noch einige Minuten oder Stunden nach der Geburt am Leben sein, aber ohne jegliche Überlebenschance. Es braucht dann einfach ein wenig bis es tot ist.
Gleichzeitig ist eine Abtreibung mit Absaugmethode nur bis etwa 15-17 SSW p.m. technisch möglich; denn ab da ist das Kind irgendwann zu groß und die Knochen sind zu weit ausgehärtet als dass das ganze per Saugkraft durch ein Saugrohr durchgehen kann; die Knochen würden nicht genug zerkleinert um da gut durchzugehen.
Folglich gibt es technisch eigentlich nur 3 Optionen bei so späten Abtreibungen, von denen diese 2:
- mit entsprechenden Zangen zerkleinert man das Kind - also reißt Arme und Beine aus, etc. - und holt dann die Einzelteile raus
- man holt das Kind teilweise raus - also Beine und Unterkörper oder soweit halt geht - und verkleinert dann den Rest, der aufgrund der fehlenden Weitung des Geburtskanals nicht richtig durchpasst - meist indem das Gehirn abgesaut wird und dann der Schädel zertrümmert wird
in Deutschland meines Wissens nicht legal wären (es könnte bereits zu Geburtswehen kommen und wenn man dann mit dem Zerkleinern fortfährt nennt sich das nicht Abtreibung sondern Mord).
Die 3. und einzig in D angewandte Option ist:
- Geburt einleiten; also wirklich im vollen Sinne, dass entsprechende Mittel zur Weitung des Muttermundes und zur Auslösung von Wehen gegeben werden; man nennt es dann nur "Abtreibung"; aber ist natürlich etwas absurd zweimal den exakt gleichen Vorgang verschieden zu nennen
Vor der 24. SSW p.m. funktioniert das natürlich gut, da wie gesagt das Kind da ohnehin nicht lange überlebt.
Als Beleg das solches in D geschieht:
https://www.zeit.de/2013/44/abtreibung-aerztin-moralische-bedenken
Darin wird von einer Ärztin aus Hamburg berichtet, die entsprechend die Geburtseinleitung aka Abtreibung überlebende Frühchen in einen Abstellraum gebracht werden (wohl damit niemand durch ihr Sterben zu sehr gestört wird).
Nach der 24. SSW p.m. hingegen besteht natürlich das "Problem", dass das "abgetriebene" Kind überleben kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Baby
Dieses löst man inzwischen dadurch, dass man zuvor per Ultraschall Herz und/oder Nabelschnur ausmacht und dann durch die Bauchdecke der Schwangeren hindurch ein tödliches Mittel injiziert.
Dann WARTET man mindestens mehrere Stunden ab und kontrolliert, ob es noch lebt; wenn ja, dann erneute tödliche Spritze; wenn nein, dann Geburtseinleitung; das Risiko eines lebenden Kindes ist dann eindeutig ausgeschlossen.
Der entscheidende Knackpunkt für deine Frage, bis wann für "Abtreibungsbefürworter" Abtreibung ohne Grund ok ist, steckt in "WARTET".
Denn das Argument von Abtreibungsbefürwortern ist ja meist, dass man doch kein Recht habe, die Schwangere zum Austragen zu zwingen.
Nur ist dieses Argument völlig null, nichtig und leer, wenn es um nach der 24. SSW p.m. geht.
Denn die "Abtreibung" ist dann ja "tödliche Spritze"+"Abwarten"+"Geburt einleiten".
Was offensichtlich grundsätzlich immer und garantiert länger dauert als blos "Geburt einleiten". Dieses würde also genauso schnell den Zustand "schwanger" beenden, womit wer ab 24. SSW p.m. grundsätzlich Abtreibung verbietet in absolut überhaupt keiner Weise eine Frau zum Austragen des Kindes zwingt, wenn die Option offen gelassen wird, jederzeit Geburt einzuleiten.
Dann ist den Schwangeren, die die Schwangerschaft als unerträglich empfinden sogar schneller geholfen als mit einer Spätabtreibung.
Vor allem auch das Argument von Gesundheitsrisiken ist natürlich noch lächerlicher; denn selbstredend ist bei einer gefährlichen Gesundsheitssituation aufgrund der Schwangerschaft "Abwarten" natürlich niemals medizinisch sinnvoll, weshalb eine Abtreibung nach der 24. SSW p.m. zum Schutz der körperlichen Gesundheit der Schwangeren NIEMALS notwendig ist; wenn Gefahr besteht, macht man Kaiserschnitt, dann ist die Schwangerschaft in 30 Minuten beendet.
Folglich ist der einzige Zweck (und nur hieraus kann sich eine Rechtfertigung ergeben) einer Abtreibung nach der 24. SSW p.m., dass ein lebendes Kind unbedingt vermieden werden muss.
Jeglicher anderer Zweck wäre durch direkte Geburtseinleitung oder Kaiserschnitt viel schneller und unkomplizierter erreichbar.
Denjenigen "Abtreibungsbefürwortern", die mehr als 24. SSW p.m. angeben, kannst du also direkt und begründet sagen, dass es ihnen um den Tod des Kindes geht und darum, sich vermeintlich aus dem Überleben des Kindes ergebendes Leid zu verhindern; und um absolut nichts anderes; Frauen das Austragen einer unerwünschten Schwangerschaft zu ersparen, kann bei solch späten Abbrüchen keine Rolle spielen.