Wie du schon völlig richtig argumentierst, ist Selbstliebe kein Synonym für Narzissmus. Abgesehen davon, dass gerade und ganz besonders bei derartigen Definitionsfragen die Meinungen immer auseinander gehen (müssen), ist die Selbstliebe an sich ein viel umfassenderer Begriff. So sagt man in der Tat, dass die Liebe eines Menschen zu sich selbst Voraussetzung für die Nächstenliebe ist und eine ganz wichtige Komponente des Selbstwertgefühls, -vertrauens oder wie auch immer man das in Worte fassen möchte, darstellt, auch wenn der Begriff Selbstliebe in unseren Köpfen eher negativ vorbelastet ist. Noch extremer ist es da beim Begriff des Narzissmus, obwohl auch dort zwischen Narzissmus als (wichtige) Entwicklungsstufe und als Fehlentwicklung nach Freud unterschieden werden muss. Jedoch ist das "andere Menschen runtermachen", um sein eigenes mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren, nicht das klassische Bild eines Narzissten. Dieses beschränkt sich eher auf den unverhältnismäßig großen Wunsch nach Bewunderung und der völligen Überbewertung der eigenen Wichtigkeit, was aber vermutlich in der Realität mit ersterem einhergeht.
So würde ich dir teilweise recht geben, denn Narzissmus ist meiner Ansicht nach tiefgreifend verschiedenartig gegenüber meiner Auffassung von Selbstliebe. Selbstliebe ist ungemein wichtig für den menschlichen Entwicklungsprozess, wohingegen Narzissmus nach moderner Argumentation dem Menschen mehr schadet, oder ein Ausdruck von anderen Schäden in dieser Entwicklung sein kann.