Hallo,
ich möchte dir gerne meine persönlichen Erfahrungen mitteilen, weil sie dir vielleicht hilfreich sein können. Ich habe mit ca. 18 Jahren angefangen im NT zu lesen. Die Evangélieb interessierten mich am Meisten. Jedoch habe ich bald herausgefunden, dass dort auch ständig aus dem AT zitiert wird (besonders in Matthäus und den Paulusbriefen). Das führte mich dazu, auch im AT zu lesen. Sehr hilfreich war dann jedoch ein Bibelfernkurs, der unverbindlich und kostenfrei von einer adventistischen Gemeinde angeboten wurde. Damit habe ich zum ersten Mal angefangen thematisch die Bibel zu studieren, wenn auch mit Hilfe. Ich kann dir sagen, dass es sehr gute adventistische Bibelfernkurse gibt - zB "Schritte ins Leben". u.a. hier: http://www.historische-adventisten.de/
Mittlerweile studiere ich wie du die Bibel von vorn nach hinten durch, nehme dazu nur die Konkordanz, einen sehr guten Bibelkommentar und die Bücher von Ellen White zur Hilfe. Auf diese Weise lerne ich den tiefen Sinn immer besser verstehen. Jedoch ist es wie schon gesagt auch gut, wenn man die Bibel thematisch durchstudiert. ZB nach dem Thema Gesetz, Tod, Auferstehung usw... Ein flüchtiges Durchlesen der Bibel von A bis Z wird meiner Meinung nach nicht viel bringen. Man muss die Schrift Vers für Vers studieren, Parallelverse betrachten, den Kontext beachten und sich auch Geschichtswissen aneignen.
Anbei gebe ich dir noch die wirklich guten und hilfreichen Interpretationsregeln der Bibel von William Miller mit, einem adventistischen Erweckungsprediger:
Bei meinem Bibelstudium haben mir die folgenden Interpretationsregeln einen großen Dienst erwiesen, und auf besonderen Wunsch möchte ich sie hiermit veröffentlichen. Wenn der Bibelleser irgendeinen Nutzen aus diesen Regeln ziehen möchte, sollte er jede Regel im Zusammenhang mit den angegebenen Schriftstellen sorgfältig studieren.
Regel 1: Jedes einzelne Wort ist wichtig in Bezug auf das in der Schrift dargelegte Thema. Beweis: Matthäus 5,18.
Regel 2: Die gesamte Schrift ist notwendig und sie kann durchaus durch sorgfältige Interpretation und fleißiges Studium verstanden werden.
Beweis: 2. Timotheus 3,15-17.
Regel 3: Nichts von dem, was in der Schrift offenbart worden ist, kann oder wird denen vorenthalten werden, die im Glauben darum bitten und nicht wanken.
Beweis: 5. Mose 29,29; Matthäus 10,26-27; 1. Korinther 2,10; Philipper 3,15; Jesaja 14,11; Matthäus 21,22; Johannes 14:13-4; 15,7; Jakobus 1,5-6; 1. Johannes 5,13-15.
Regel 4: Um einen grundlegenden Lehrpunkt zu studieren und zu verstehen, musst du alle Schriftstellen zu diesem Thema zusammenbringen. Dann lass jedes einzelne Wort wirken, und wenn du eine Hypothese formulieren kannst, ohne einen Widerspruch zu finden, dann kannst du nicht falsch liegen.
Beweis: Jesaja 28,7-29; 35,8; Sprüche 19,27; Lukas 24,27.44-45; Römer 16,26; Jakobus 5,19; 2. Petrus 1,19.29.
Regel 5: Die Schrift muss ihr eigener Ausleger sein, weil sie den Maßstab in sich selbst trägt. Wenn ich mich auf einen Lehrer verlasse, dass er mir die Schrift auslegt und er dabei über die Bedeutung der Schrift mutmaßen würde, oder ihr eine ganz bestimmte Bedeutung entsprechend seinem speziellen Glaubensbekenntnis zu geben wünscht, oder weil er dadurch weise erscheinen würde, dann ist nicht die Bibel mein Maßstab, sondern seine Mutmaßung, sein Wunsch, sein Glaube oder seine Weisheit.
Beweis: Psalm 19,7-11; 119,97-105; Matthäus 23,8-10; 1. Korinther 2,12-16; Hesekiel 34,18-19; Lukas 11,52; Maleachi 2,7-8.
Regel 6: Gott hat kommende Ereignisse durch Visionen, Bilder und Gleichnisse vorangekündigt und das immer wieder auf die gleiche Weise. Wenn du sie verstehen willst, musst du jeden Punkt einzeln für sich nehmen und zu einem Ganzen zusammenfügen.
Beweis: Psalm 89,19; Hosea 12,10; Habakuk 2,2; Apostelgeschichte 2,17; 1. Korinther 5,6; Hebräer 9,9.24; Psalm 78,2; Matthäus 13,13.34; 1. Mose 41,1-32; Daniel 2, 7, 8; Apostelgeschichte 10,9-16.
Regel 7: Visionen werden immer als solche gekennzeichnet. Beweis: 2. Korinther 12,1.
Regel 8: Symbole haben immer eine symbolische Bedeutung und werden in der Prophetie benutzt, um zukünftige Dinge, Zeiten und Ereignisse darzustellen. Hierbei handelt es sich z.B. um Berge mit der Bedeutung von Regierungen, Tiere mit der Bedeutung von Königreichen, Wasser mit der Bedeutung von Völkern, Lampen mit der Bedeutung von Gottes Wort, Tage mit der Bedeutung von Jahren.
Beweis: Daniel 2,35.44; 7,8.17; Offenbarung 17,1.15; Psalm 119,105; Hesekiel 4,6.
Regel 9: Gleichnisse werden begleitend benutzt, um bestimmte Themen zu illustrieren. Sie müssen auf die gleiche Weise wie Symbole durch das Thema und die Bibel erklärt werden. Markus 4,13.
Siehe auch die Erklärung der Zehn Jungfrauen: Miller's Lectures, Nummer 16.
Regel 10: Symbole haben manchmal zwei oder mehr Bedeutungen, so wie beispielsweise Tag ein Symbol für drei verschiedene Zeitperioden darstellen kann.
Beweis: Prediger 7,14.
1. Unbestimmte Zeit.
2. Bestimmte Zeit, ein Tag für ein Jahr.
3. Ein Tag für tausend Jahre.
Die richtige Auslegung erkennt man daran, dass sie mit der Bibel harmoniert und einen vernünftigen Sinn ergibt, ansonsten liegt man falsch.
Beweis: Ezekiel 4:6; 2 Peter 3:8.
Regel 11: Wie kann man wissen, wann ein Wort symbolisch gebraucht wird? Wenn es so, wie es dort steht, einen vernünftigen Sinn ergibt, und den einfachen Naturgesetzen keine Gewalt antut, dann muss es wörtlich verstanden werden, andernfalls ist es symbolisch gemeint.
Beweis: Offenbarung 12,1-2; 17,3-7.
Regel 12: Um die wahre Bedeutung eines Symbols zu verstehen, sollte man alle Stellen nachlesen, an denen es in der Bibel vorkommt. Wenn du eine Erklärung für dieses Symbol findest, wende sie an, und wenn das einen vernünftigen Sinn ergibt, brauchst du nicht weiter zu suchen; wenn es keinen Sinn ergibt, suche weiter nach einer Erklärung.
Regel 13: Wie kann man wissen, ob man für die Erfüllung einer Weissagung das richtige historische Ereignis zugeordnet hat? Wenn du zu dem Schluss kommst, dass jedes einzelne Wort der Prophezeiung (nachdem du die Symbole richtig verstanden hast) sich buchstäblich erfüllt, dann kannst du sicher sein, dass dein geschichtliches Ereignis das korrekte Ereignis ist. Aber wenn ein Wort keine entsprechende Erfüllung hat, dann musst du nach einem anderen Ereignis Ausschau halten, oder zukünftige Entwicklungen abwarten. Denn Gott trägt dafür Sorge, dass die Geschichte und die Prophetie übereinstimmen, so dass seine wahren gläubigen Kinder sich nicht blamieren müssen.
Beweis: Psalm 22,5; Jesaja 14,17-19; 1. Petrus 2,6; Offenbarung 17,17; Apostelgeschichte 3,18.
Regel 14: Die wichtigste Regel von allen ist, dass du echten Glauben hast. Es erfordert einen Glauben, der in Prüfungen bereit ist, Opfer zu bringen, das Liebste auf Erden hinzugeben, die Welt und alle ihre Wünsche, die Persönlichkeit, die Lebensweise, den Beruf, Freunde, Einfluss, Bequemlichkeiten und weltliche Ehren. Wenn irgendeines dieser Dinge unserem Glauben an eine Wahrheit in Gottes Wort im Wege stehen würde, bewiese das, dass unser Glaube umsonst ist. Auch können wir keinen wahren Glauben haben, solange einer dieser falschen Beweggründe in unserem Herzen lauert. Wir müssen glauben, dass Gott sein Wort niemals bricht. Und wir können die Sicherheit haben, dass er, der über die Spatzen wacht, und die Haare auf unserem Haupt zählt, die Übersetzung seines eigenen Wortes überwacht, es mit einem Schutzwall umgibt, und verhindert, dass diejenigen, die Gott mit allem Ernst vertrauen und sich vorbehaltlos auf sein Wort verlassen, die Wahrheit weit verfehlen, auch wenn sie eventuell kein Hebräisch oder Griechisch verstehen....
Aus Miller's Works. Band I, "Views Of The Prophecies And Prophetic Chronology, Selected From Manuscripts Of William Miller; With A Memoir Of His Life." Herausgegeben von Joshua V. Himes, 1842, Seite 20-24.