Eine Frage an alle Literaturfans:

es wird viel über dieses Werk diskutiert und die Figur Faust wird in viele Schubladen gesteckt.

Was mich wundert: Faust gibt in der Szene vor der Stadt (im Faust I, ziemlich weit vorne) gegenüber seinem Famulus Wagner offen zu, dass er in seiner Jugend mit Hilfe von "höllischen Latwergen" (also Arzneien), zusammen mit seinem Vater, tausende von Menschen vergiftet und in den Tod geschickt hat.

Wagner antwortet im Sinne: Och, kannst du doch nichts dazu...Dein Vater hat ja auch ordentlich 1000e Kranke vergiftet. Du hast das schon richtig gemacht...

Wenn man an Fritze Haarmann oder Jack the Ripper, Hannibal Lecter, Dracula oder die Mumie oder den Werwolf denkt, dann denkt man zuerst an irre gruselige Massenmörder. Und die haben nicht einen Bruchteil der Leute auf dem Gewissen, die Faust laut eigener Aussage auf dem Kerbholz hat.

Also: Wieso stört es niemanden, dass Faust eine menschenmassenmordende Bestie war, obwohl man auf Kleinkriminelle wie Saddam Hussein gewohnheitsmäßig mit dem Finger zeigt und das Morden zum Hauptthema macht?