Sie haben vollkommen recht damit, daß dieses Gebet oft gedankenlos heruntergeleiert wird, oft sogar mehrmals hintereinander, z.B. als Bußübung. In meinem Buch "Die Bach-Blüten in Bildern der Bibel" (ISBN 978-3-86937-041-5)habe ich ein ausführliches Kapitel geschrieben: "Gebet-Begegnung mit Gott", worin auch einiges zum Vaterunser als "betrachtendes Gebet" steht. Den entsprechenden Passus kopiere ich Ihnen hier hinein - vielleicht können sie ja etwas damit anfangen. Nähere Infos unter www.hanspeterkjer.de.

„Vater unser“: Ich stehe vor Dir als Dein Kind und sehne mich nach Deiner Nähe, Deiner Liebe und Kraft. So wie Du für mich da bist, möchte ich auch für Dich da sein. Ich danke Dir, dass Du Deinen Segen über mich und all meine Mitgeschöpfe, Menschen, Pflanzen und Tiere ausbreitest und für uns sorgst. „im Himmel“: Wenn ich hier zu Dir spreche, so weiß ich, dass Du im Himmel mich hörst, dass der Himmel mir so nahe ist, dass ihn meine Gedanken und Worte erreichen. Ich mache mir bewusst, dass der „Himmel“ überall ist, wo Du bist, dass die ganze Welt von ihm durchdrungen und umfangen ist. „Geheiligt werde Dein Name“: In Deinem Namen sind Anfang und Ende, die ganze Schöpfung enthalten, von ihm geht alles aus in die Fülle und Vielfältigkeit der Welt und kehrt zurück in Deinen Ewigen Frieden. Darum will ich ihn ehren, vor Missbrauch schützen und heilig halten. „Dein Reich komme“: Wo Du ungehindert wirken kannst und Menschen sich nach Dir und Deinem Willen ausrichten, wird alles Zerstreute und Zerrissene wieder gesammelt und vereint, heilen Wunden und Verletzungen, kehren Ruhe, Harmonie und Frieden ein. Hilf mir, dass Deine Kraft und Liebe mich so erfüllen, dass ich sie in meine Umgebung und mein Leben weiterleiten kann. „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“: Durch Deinen Willen und Dein Wort wurde die Schöpfung, wurde auch ich geschaffen, und Dein Wille bewahrt über allem Erschaffenen die Ordnung, in der jedes Geschöpf leben und gedeihen kann. Hilf mir zu erkennen, dass alles, was Deinem Willen entspringt, gut ist und Deiner Schöpfung und ihren Geschöpfen dient. Hilf mir, den Sinn meines eigenen Lebens und meinen Platz in dieser Welt zu erkennen, damit ich zur vollen Erfüllung all dessen gelange, wozu Du mich bestimmt hast. „Unser tägliches Brot gib uns heute“: Aus Deiner Hand empfange ich alles, was ich zum Leben brauche: Dein Wort, Deine Kraft und Liebe, Essen und Trinken, Freunde, Familie, Erlebnisse, Aufgaben, ein Zuhause und vieles mehr. Dazu können auch bittere, leidvolle Erfahrungen gehören. Selbst wenn ich Dich nicht ausdrücklich darum bitte, gibst Du doch mir und allen anderen Lebewesen täglich aufs Neue, was wir brauchen. Und wenn ich darum bitte, es heute von Dir zu bekommen, so deswegen, weil Du heute, jetzt im Augenblick, für mich gegenwärtig bist und ich alles von Dir erhoffe. Hilf mir, dass ich offen dafür bin, auch das aus Deiner Hand entgegenzunehmen, was mir nicht so gut gefällt und mir Leiden verursacht; gib mir die Kraft, es zu tragen und zu bewältigen. „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“: Ich weiß, dass ich nicht verhindern kann, falsche Entscheidungen zu treffen und anderen Schaden zuzufügen. Oft bin ich unsicher und unguten Gefühlen ausgeliefert, wie Angst, Zorn, Traurigkeit, Herrsch- oder Kritiksucht und Zaghaftigkeit, die dann mein Handeln bestimmen und zur Folge haben, dass ich anderen weh tue oder Dinge unterlasse, die ich eigentlich tun müsste. Du kennst meine Schwächen, und dadurch, dass ich sie vor Dich bringe und mich dazu bekenne, nimmst Du mir diese Last ab. Lehre mich, anderen Menschen genauso verständnisvoll und liebevoll zu begegnen wie Du mir und ihnen ihre Schwächen in gleicher Weise zu vergeben. Schütze mich davor, dass ich mich für besser halte als andere. „Und führe uns nicht in Versuchung“: Schütze mich davor, dass ich im Glaubenseifer über das Ziel hinausschieße, überheblich werde und andere in deinem Namen überrolle oder in Bedrängnis bringe. „Sondern erlöse uns von dem Bösen“: Die Schliche des Satans, des Bösen, sind meist so verborgen, dass ich sie oft nicht erkenne und immer wieder darauf hereinfalle. Ständig, das ganze Leben hindurch, bin ich ihnen ausgesetzt, sodass es immer wieder meine Kräfte überfordert. Stehe Du mir in diesem Kampf bei und beschützte mich; lass mich spüren, dass keine Macht des Satans etwas ausrichten kann, wenn ich mich nur an Dich halte. Allein Du kannst mich aus diesen Verstrickungen des Bösen erlösen. „Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit“: Ja, Du allein bist Gott, der Höchste; Alles ist Dir möglich, und aus Deiner Hand empfange ich die Fülle des Lebens. Wenn ich in Deiner Nähe bin und Deine Liebe und Kraft mich durchströmen, erfahre ich Hilfe bei Sorgen, Problemen und Krankheit. In Deinem Schutz und unter Deiner Führung möchte ich bleiben, und nichts soll mich von Dir trennen. In der Gemeinschaft mit Dir wird für mich Ewigkeit spürbar. „Amen“: Dazu stehe ich mit meinem ganzen Herzen.

Herzliche Grüße und Gottes Segen, HPK

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Ja und nein. Damit will ich sagen, daß es nicht unwesentlich von der eigenen inneren Verfassung abhängt, ob man ein Gespür für Gott hat oder nicht. Wenn ich ins Gebet gehe (das tue ich morgens und abends für jeweils 10-30 Minuten) und meine Gedanken um die täglichen Sorgen kreisen - ich mich sozusagen mit Gott darüber zu unterhalten versuche - spüre ich meist weniger von ihm. Die Frage ist vielmehr die: wie kann ich für Ihn empfänglich werden? Dies ist umso mehr der Fall, je "stiller" es in mir ist und je mehr ich mein ganzes Empfinden auf Ihn ausrichten kann, ohne zuviel zu erwarten oder zu denken. Das ist nicht ganz einfach, da oft ein Gedankenkarussel losgeht, wenn man innerlich still sein möchte. Es heißt ja: "Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin" (Psalm 46,11). Somit ist es wichtig, daß ich am Anfang des Gebets Gott alles übergebe, was mich beschäftigt und anschließend wahrzunehmen versuche, wie sich mir Seine Gegenwart mitteilt, denn daß Er gegenwärtig ist, davon können wir ausgehen ("Ich bin bei euch alle Tage"). Daß Er sich verbal mitteilt, ist weniger zu erwarten, oft ist es mehr ein inneres Gefühl oder eine Körperempfindung. Es ist also durchaus sinnvoll, in den eigenen Körper hineinzuspüren, ob Du irgendwo eine Veränderung spürst. Mir geht es so, daß ich relativ häufig eine strömende Wärme in den Füßen und/oder Händen spüre, manchmal auch der ganze Körper warm wird; manchmal auch ein eigenartiges mal warmes, mal kühles Gefühl links oberhalb des Herzens und/oder ein tiefes Gefühl von Frieden und Ruhe, das mich ganz erfaßt. Nun ja, und dann spüre ich Ihn natürlich auch in dem, wie sich alltägliche Dinge entwickeln, was sich oft aber erst nach einer gewissen Zeit herausstellt (sozusagen in der Rückschau) und durchaus nicht immer meinem eigenen Willen entspricht. Ich gehe dann davon aus, daß das, was Er mir zukommen läßt, für mich das Beste ist, da es Seiner Weisheit entspringt, und da mein eigener Horizont oft viel zu eng ist, um die tieferen Auswirkungen meiner Wünsche und Handlungen überschauen zu können. Ich wünsche Dir empfängliche, kreative Stille und Gottes Segen.

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Lieber Herr Hauer,

in meinem kürzlich herausgekommenen Buch "Die Bach-Blüten in Bildern der Bibel" habe ich auf den Seiten 91ff. das Vaterunser als "betrachtendes Gebet" dargestellt, welches ich Ihnen hierher kopiere. Vielleicht hilft Ihnen das zu einem erweiterten Verständnis.

Das Vaterunser

Ich möchte abschließend auf das Vaterunser zu sprechen kommen als dem Gebet, welches uns von Gott selbst durch Jesus Christus gegeben worden ist. Es eignet sich gut als Abschluss der Andacht, da es unseren Glauben und unsere wesentlichen Anliegen mit wenigen Worten auf einen Punkt bringt. Leider verliert dieses Gebet einiges von der ihm innewohnenden Kraft, wenn es im Rahmen liturgischer Handlungen oder als „Bußübung“ mehrfach hintereinander heruntergeleiert wird. Dabei wäre jede einzelne der in ihm enthaltenen Anrufe und Bitten wert, genauer betrachtet zu werden, um ihre ganze Tiefe zu erfassen. Das Vaterunser als „betrachtendes“ Gebet könnte folgendermaßen aussehen (wobei die von mir gewählten Formulierungen nur als Anregungen aufzufassen sind und es jedem freisteht, die für ihn selbst gültigen Worte im eigenen Innern aufsteigen zu lassen).

„Vater unser“: Ich stehe vor Dir als Dein Kind und sehne mich nach Deiner Nähe, Deiner Liebe und Kraft. So wie Du für mich da bist, möchte ich auch für Dich da sein. Ich danke Dir, dass Du Deinen Segen über mich und all meine Mitgeschöpfe, Menschen, Pflanzen und Tiere ausbreitest und für uns sorgst.

„im Himmel“: Wenn ich hier zu Dir spreche, so weiß ich, dass Du im Himmel mich hörst, dass der Himmel mir so nahe ist, dass ihn meine Gedanken und Worte erreichen. Ich mache mir bewusst, dass der „Himmel“ überall ist, wo Du bist, dass die ganze Welt von ihm durchdrungen und umfangen ist.

„Geheiligt werde Dein Name“: In Deinem Namen sind Anfang und Ende, die ganze Schöpfung enthalten, von ihm geht alles aus in die Fülle und Vielfältigkeit der Welt und kehrt zurück in Deinen Ewigen Frieden. Darum will ich ihn ehren, vor Mißbrauch schützen und heilig halten.

„Dein Reich komme“: Wo Du ungehindert wirken kannst und Menschen sich nach Dir und Deinem Willen ausrichten, wird alles Zerstreute und Zerrissene wieder gesammelt und vereint, heilen Wunden und Verletzungen, kehren Ruhe, Harmonie und Frieden ein. Hilf mir, dass Deine Kraft und Liebe mich so erfüllen, dass ich sie in meine Umgebung und mein Leben weiterleiten kann.

„Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“: Durch Deinen Willen und Dein Wort wurde die Schöpfung, wurde auch ich geschaffen, und Dein Wille bewahrt über allem Erschaffenen die Ordnung, in der jedes Geschöpf leben und gedeihen kann. Hilf mir zu erkennen, dass alles, was Deinem Willen entspringt, gut ist und Deiner Schöpfung und ihren Geschöpfen dient. Hilf mir, den Sinn meines eigenen Lebens und meinen Platz in dieser Welt zu erkennen, damit ich zur vollen Erfüllung all dessen gelange, wozu Du mich bestimmt hast.

„Unser tägliches Brot gib uns heute“: Aus Deiner Hand empfange ich alles, was ich zum Leben brauche: Dein Wort, Deine Kraft und Liebe, Essen und Trinken, Freunde, Familie, Erlebnisse, Aufgaben, ein Zuhause und vieles mehr. Dazu können auch bittere, leidvolle Erfahrungen gehören. Selbst wenn ich Dich nicht ausdrücklich darum bitte, gibst Du doch mir und allen anderen Lebewesen täglich aufs neue, was wir brauchen. Und wenn ich darum bitte, es heute von Dir zu bekommen, so deswegen, weil Du heute, jetzt im Augenblick, für mich gegenwärtig bist und ich alles von Dir erhoffe. Hilf mir, dass ich offen dafür bin, auch das aus Deiner Hand entgegenzunehmen, was mir nicht so gut gefällt und mir Leiden verursacht; gib mir die Kraft, es zu tragen und zu bewältigen.

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“: Ich weiß, dass ich nicht verhindern kann, falsche Entscheidungen zu treffen und anderen Schaden zuzufügen. Oft bin ich unsicher und unguten Gefühlen ausgeliefert, wie Angst, Zorn, Traurigkeit, Herrsch- oder Kritiksucht und Zaghaftigkeit, die dann mein Handeln bestimmen und zur Folge haben, dass ich anderen weh tue oder Dinge unterlasse, die ich eigentlich tun müsste. Du kennst meine Schwächen, und dadurch, dass ich sie vor Dich bringe und mich dazu bekenne, nimmst Du mir diese Last ab. Lehre mich, anderen Menschen genauso verständnisvoll und liebevoll zu begegnen wie Du mir und ihnen ihre Schwächen in gleicher Weise zu vergeben. Schütze mich davor, dass ich mich für besser halte als andere.

„Und führe uns nicht in Versuchung“: Schütze mich davor, dass ich im Glaubenseifer über das Ziel hinausschieße, überheblich werde und andere in deinem Namen überrolle oder in Bedrängnis bringe.

„Sondern erlöse uns von dem Bösen“: Die Schliche des Satans, des Bösen, sind meist so verborgen, dass ich sie oft nicht erkenne und immer wieder darauf hereinfalle. Ständig, das ganze Leben hindurch, bin ich ihnen ausgesetzt, so dass es immer wieder meine Kräfte überfordert. Stehe Du mir in diesem Kampf bei und beschützte mich; lass mich spüren, dass keine Macht des Satans etwas ausrichten kann, wenn ich mich nur an Dich halte. Allein Du kannst mich aus diesen Verstrickungen des Bösen erlösen.

„Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit“: Ja, Du allein bist Gott, der Höchste; Alles ist Dir möglich, und aus Deiner Hand empfange ich die Fülle des Lebens. Wenn ich in Deiner Nähe bin und Deine Liebe und Kraft mich durchströmen, erfahre ich Hilfe in Sorgen, Problemen und Krankheit. In Deinem Schutz und Deiner Führung möchte ich bleiben, und nichts soll mich von Dir trennen. In der Gemeinschaft mit Dir wird für mich Ewigkeit spürbar.

„Amen“: Dazu stehe ich mit meinem ganzen Herzen.

Mit herzlichen Grüßen, Ihr Hans Peter Kjer

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