Sportwetten sollte verboten werden.?

Hallo,

Ja, es sollte verboten werden. Vor allem Online! Ich will nicht wissen wie viele Süchtige es da draußen wirklich gibt. Und egal wo man sich überall löscht und sperrt, es wachsen fast wöchentlich neue Anbieter aus dem Boden.

Ich habe seit Januar 2023 mal ohne Geld verfolgt, wirklich stark verfolgt. Der Wettanbieter ist ja ca 5-10% durch die Marge in den Quoten im Vorteil. Das heißt man braucht schonmal starke Value Quoten. Diese habe ich gesucht und trotzdem wäre ich stark stark im Minus. Heute habe ich mal zum Spaß 125€ eingezahlt. Zuerst habe ich eine Wette gewonnen und danach habe ich 6 Wetten in Folge, die sogar sehr gute Value Wetten waren, verloren. Nun bin ich bei 0€. Obwohl es nur aus Spaß war, war es ein sehr teurer Spaß. Eigentlich war es am Ende nichtmal mehr Spaß, sondern Frust. Man verliert und sucht sofort etwas Neues, nur um den Verlust wieder annähernd auszugleichen.

Ich will nicht wissen wie viele Haus und Hof verlieren und die nirgendwo mehr sicher sind. Sportwetten ist das Gefährlichste, das ich im Internet je gesehen habe. Ich habe auch schon viele Dokus gesehen, denen genau das wiederfahren ist.

Eigentlich sollte nur Offline Wetten erlaubt sein, bei dem man ein maximales monatliches Budget hat. Sportwetten wird so stark unterschätzt und irgendwann kontrolliert einen die Sucht mehr als der Verstand.

Was denkt ihr? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht ?

Und ja es gibt so etwas wie Sure Bets aber das meine ich hier jetzt nicht...

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Zunächst einmal tut es mir leid, dass du in ein Suchtverhalten reingerutscht bist. Immerhin hast du es aber erkannt. Das ist schon mal gut.

Nichtsdestotrotz kann ich (als ambitionierter Hobby-Wetter) deine Aussagen nicht unkommentiert stehen lassen, da sie an der einen oder anderen Stelle entscheidende Denkfehler enthalten.

Du hast recht, dass die Buchmacher – je nach Anbieter und je nach Liga – unterschiedlich hohe Gewinnmargen in die Quoten einrechnen und damit auf lange Sicht einen Vorteil gegenüber den Wettenden haben. Generell gesagt, denn das trifft nur zu, wenn man davon ausgeht, dass die Mehrheit der Sportwetter keine Ahnung davon hat, worauf es beim Wetten ankommt. Und tatsächlich, ja – genau das trifft leider zu. Vermutlich haben 90 bis 95 % oder sogar noch mehr keine Ahnung, weil sie a) entweder zu faul sind sich zu informieren (bzw. unter Suchteinfluss stehen) oder b) es an einfachen Kenntnissen in der Wahrscheinlichkeitsrechnung hapert.

Wobei man beim "Leider" einschränken muss: Die restlichen 5 (?) bis 10 (?) Prozent profitiert vom Unwissen bzw. dem selbstschädigenden Verhalten der Mehrheit. Das (die Profiteure) sind nämlich diejenigen, die Ahnung von der Materie haben. Völlig richtig hast du das Stichwort "Value" angeführt – das ist nämlich genau DAS entscheidende Kriterium beim Wetten. Und es ist im Prinzip sehr einfach zu verstehen, vorausgesetzt, man kennt sich ein bisschen mit Wahrscheinlichkeitsrechnung aus.

Das Grundprinzip von VALUE: Spiele nur Wetten, bei denen du (nach tiefgründiger Analyse!) davon ausgehen musst, dass die vom Buchmacher angebotene Quote höher ist als die faire Quote. Dass du also einen mathematischen Vorteil hast bei der betreffenden Wette.

Dazu muss man zuerst mal wissen, welche Wahrscheinlichkeit eine Wettquote signalisiert. Man berechnet das mit der simplen Rechnung "1 geteilt durch die Quote", also mit dem Kehrwert. Ein Beispiel: eine Quote von 2,0 bedeutet (falls keine Wettsteuer abgezogen wird) eine Wahrscheinlichkeit von 50 %, dass das zugehörige Ereignis (z. B. der Sieg der Mannschaft, die die Quote von 2,0 hat) tatsächlich eintritt. Der springende Punkt dabei ist die tatsächliche Wahrscheinlichkeit – und dass diese niemand zu 100 % kennt, weder der Buchmacher noch der Sportwetter. Denn anders als beim Roulette und anderem Glücksspiel mit Würfeln etc. ist der Ausgang eines Sportereignisses nicht komplett vom Zufall, sondern von Menschen abhängig.

Und so kann es tatsächlich auch passieren, dass du eine Wahrscheinlichkeit besser einschätzen kannst als der Buchmacher. Dann gelingt es dir, immer (mal) wieder zu hohe Quoten und damit "Value" abzugreifen. Womit du auf lange Sicht im Plus landen wirst, eben aufgrund des dann gegebenen mathematischen Vorteils – vorausgesetzt, du hast tatsächlich Value-Wetten gespielt. Das kann man aber immer erst im Nachhinein und nach einer sehr großen Anzahl an Wetten feststellen.

So, und nun die Frage an dich: Glaubst du, dass dafür 6 Wetten ausreichen?
Anders gefragt: Wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass bei 6-maligem Würfeln eines normalen Würfels (1-6) KEINE 6 dabei ist? Oder dass beim Roulette 5-mal hintereinander NICHT ROT kommt? Überlege mal ein bisschen, bevor du weiterliest.

Vielleicht bist du selbst drauf gekommen. Oder du weißt es, weil du vielleicht selbst Erfahrung mit Roulette und ähnlichem Glücksspiel hast. Nämlich: Bei so wenig Versuchen spielt der Zufall eine EXTREM große Rolle. Erst auf lange Sicht, wenn man das Experiment (z. B. Würfeln, Roulettspielen) sehr oft wiederholt hat, wird man für jeden möglichen Ausgang relativ genau den Erwartungswert bekommen, der der Wahrscheinlichkeit entspricht. Und das ist beim Würfeln z. B. für jede Zahl (1-6) jeweils ein Anteil von einem Sechstel. Bei insgesamt 1000 Würfen könnte man dann für alle 6 Zahlen jeweils annehmen, dass sie in etwa 166- bis 167-mal vorkommen werden.

Analog dazu wirst du auch verstehen, dass du nach nur 6 Wetten keine Schlüsse über Sportwetten ziehen kannst. Du kannst tatsächlich schlecht gewettet haben – oder aber du hast mit deinen 6 Wetten tatsächlich die eine oder andere Value-Wette erwischt, hattest zufällig aber viel Pech mit den Spielen. Z. B. durch eine frühe rote Karte gegen dein Team, eine schlechte Tagesform, ein zu unrecht nicht gegebenes Tor, etc. ...

Wie schon oben angedeutet: Nur auf lange Sicht lässt sich feststellen, ob man Value-Quoten gespielt hat oder nicht. Man sagt, dass ca. 1000 Wetten eine aussagekräftige Zahl darstellen.

Nun wäre es dennoch naiv zu glauben, dass JEDER sofort in der Lage ist, Value-Quoten zu finden. Das ist definitiv alles andere als einfach! Man braucht einen Haufen Ahnung von der Sportart und Liga, auf die man Wetten möchte, muss Spiele, Teams und Spieler analysieren können (soweit möglich) UND (!) Quotenkenntnis haben (siehe z. B. Wahrscheinlichkeitsrechnung oben, aber auch ein Gespür für Quotenverläufe, d. h. Marktkenntnis, u. v. m.). Diese Fachkenntnis eignet man sich nicht mal eben von heute auf morgen an und man muss definitiv mehr Daten in seine Analysen einbeziehen, als es einem die Wettanbieter in ihren eigens für die Wetter angebotenen Statistiken als wichtig vorgaukeln wollen. Die sogenannten "xGoals" können z. B. beim Fußball eine Rolle spielen (neben vielen anderen Einflussfaktoren). Es gibt verschiedene Einflussgrößen und man sollte sich unbedingt, wenn man Sportwetten erfolgreich betreiben möchte, auf die Suche begeben, welche tatsächlich wichtig sind für die Berechnung einer Siegwahrscheinlichkeit.

Und weil es eben lange dauern kann, bis man dann Ahnung von der Sporwetten-Materie hat, würde ich jedem Interessierten wie dir empfehlen: Bleibe erstmal passiv an der Seitenlinie. Verfolge deine Sportart/ Liga zunächst passiv und setze erstmal kein echtes Geld. Führe darüber hinaus unbedingt Statistiken, auch über Wetten, die du abgeben WÜRDEST, wenn du wetten würdest. Mach das z. B. über 3 Saisons, dann bist du z. B. in der 1. Dt. Fußball-Bundesliga schon bei 918 Spielen, was durchaus Aussagekraft hat. Wenn du trotzdem schon früher Geld setzen möchtest, dann nur KLEINE Beträge und nur solche, die du absolut nicht zum Leben brauchst. Es kann auch helfen, sich nach guten Tippgebern umzusehen, wenn du den Weg abkürzen möchtest. Es gibt tatsächlich welche, die gut sind und deren Wetten du mit guter Gewinnwahrscheinlichkeit nachspielen kannst. Sei aber bitte SEHR KRITISCH, wem du vertraust. Folge erstmal Leuten, die dir sympathisch und kompetent erscheinen, über mehrere Jahre. Ich persönlich kenne nur wenige "Tipster", denen ich vertrauen würde. Leider gibt es stattdessen SEHR VIELE Marktschreier und Betrüger im Gebiet der Sportwetten-"Experten".

So weit zur Theorie. Ich möchte an dieser Stelle aber unbedingt klargestellt haben, dass ich dir unter den von dir geschilderten persönlichen Umständen NICHT empfehlen würde, gleich wieder zu wetten (bzw. überhaupt wieder zu wetten). Du zeigst deutliche Suchtmerkmale. Bevor du dich in etwas verrennst und dir falsche Hoffnungen machst, bleib lieber bei deiner Entscheidung und hör auf. Ich übernehme auch keine Verantwortung, sondern gebe dir mit diesem Beitrag nur mein auf Erfahrung beruhendes Wissen weiter (ich beschäftige mich, mit kleinen Pausen, seit über 20 Jahren mit Sportwetten). Mein Weg war teilweise ebenfalls schmerzhaft, aber ich habe daraus gelernt. Das heißt nicht, dass ich keine Fehler mehr mache. Das kann sowieso niemand von sich behaupten.
Wenn überhaupt, würde ich an deiner Stelle erst nach einer mindestens 6-monatigen oder 1-jährigen Pause weitermachen, und dann auch nicht gleich mit echtem Geld. Und wie gesagt: alles ohne Garantie und Haftung meinerseits.

Zum Schluss sei mir noch eine Bemerkung zu den "bösen" Online-Wetten gestattet: Ich denke, dass "Offline"-Wetten sogar gefährlicher sein können. Wenn du du dich in Wettbüros aufhältst (auch in den legalen), dürftest du dich viel eher dazu geneigt sehen, Live-Wetten zu spielen. Schließlich siehst du in den Wettbüros während der gesamten Öffnungszeiten Live-Spiele am Bildschirm, die dich zum Wetten animieren.

Übrigens: Man kann Sportwetten als genau das zweischneidige Schwert ansehen wie z. B. Gesellschaftsdrogen wie Rauchen, Alkohol und Social Media. Du kannst davon profitieren (vorausgesetzt, du konsumierst diese Dinge in Maßen) – oder du kannst dir damit schaden. Sportwetten können sich meiner Erfahrung nach übrigens sogar dafür eignen, seine persönliche Disziplin zu trainieren (Stichwort: NUR Value-Wetten spielen, keine Wetten aus der puren Emotion heraus!). Ich sage nicht, dass das leicht ist. Und es scheint Menschen zu geben, die das mit der Disziplin nur ganz schlecht können (das sind vermutlich die, die ein erhöhtes Suchtpotenzial haben). Meine (vermutlich nicht allzu gewagte) Theorie ist außerdem, dass Unwissen Suchtverhalten stark fördert...

Wie auch immer du mit dem Thema Sportwetten in Zukunft umgehst: Ich wünsche dir von Herzen alles Gute! Und hole dir Hilfe, wenn dir die Sache über den Kopf wächst.

Hannes

P.S.: Kein Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn du mehr lernen willst, recherchiere weiter zu diesem Thema.

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Ich hoffe, du hast die Wette nicht platziert ;) (Argentinien hat wie erwartet gewonnen).

Zu deinen Fragen: Bei Tipico zu wetten ist (Stand heute) legal, da es sich hier um einen vom Staat lizenzierten Anbieter handelt. Du musst aber 18 oder älter sein.

Dein theoretischer Gewinn errechnet sich so: Einsatz mal Wettquote (die dürfte in deinem Fall exorbitant hoch gewesen sein, ich tippe mal auf 200, weil ein 5:3 für Australien alles andere als erwartbar gewesen wäre) minus den Einsatz.

Z. B.: 5 € mal 200 minus 5 € = 995 € Gewinn. In deinem Fall, wie bei jedem falschen Tipp, ist der Einsatz natürlich komplett weg.

Geh bitte verantwortungsbewusst mit dem Wetten um und setze nur das, was du dir leisten kannst zu verlieren. Wette nicht aus Frust. Langfristig wirst du ohne Kenntnis der Materie bzw. geeignete Wettstrategien Verluste machen.

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Das hängt von sehr vielen Dingen ab, z. B. von der Spielweise der Mannschaften (eher offensiv/ defensiv?), von der Taktik des Trainers (die kann sich von Spiel zu Spiel ändern – manchmal ist es sinnvoll, die Aufstellungen abzuwarten); von der Wichtigkeit des Spiels (müssen/ wollen beide unbedingt gewinnen etc.). Die Quote gibt lediglich einen Hinweis darauf, wie wahrscheinlich die Wettmodelle bzw. der Markt es sehen, dass beide Teams in dem Spiel treffen. Besser zu sein als der Buchmacher ist schwierig; wenn dann musst du gute Quoten finden. Und zwar solche, bei denen die tatsächliche Wahrscheinlichkeit höher ist als die Wahrscheinlichkeit, die die angebotene Quote aussagt). Beispiel (ohne Wettsteuer): Quote von 1,5 => Wahrscheinlichkeit 2/3 (66,67 %; Rechnung: 1 geteilt durch die Quote). Wenn du dann denkst, dass beide Teams in mehr als 2 von 3 Fällen treffen, wenn sie in dieser Situation aufeinandertreffen (der Spielausgang ist ja immer auch tagesformabhängig), dann hättest du eine (gute) Value-Wette gefunden. Und nur darauf kommt's an. Der Haken: Niemand kennt die tatsächliche Wahrscheinlichkeit, man kann sich täuschen. Am Ende zählt nur deine Wettbilanz (die du hoffentlich führst, wenn du wettest).
Viel Erfolg und vergiss nicht dein Leben abseits vom Wetten.

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