In der Rahmenhandlung des Hiobbuchs und in den Reden Hiobs und seiner Freunde kommen mehrere unterschiedliche Gottesbilder zum Ausdruck. Am Anfang sehen wir Gott als Herrn seines Hofstaat, zum dem auch der Satan Zugang hat. Er lässt sich von Satan anregen, den gläubigen Hiob zu prüfen, und nach bestandener Prüfung belohnt er ihn wieder. In den Reden der Freunde ist Gott wieder ein anderer, z. B. einer, der durch Leiden die Menschen zum Glauben erzieht (Elihu-Rede), oder auch der Gerechte, den man nicht hinterfragen darf. Für Hiob ist er im Mittelteil des Buchs der Gegner, den er schließlich vor Gericht fordert: Ich habe kein Unrecht getan, und du strafst mich! Am Ende erscheint Gott im Unwetter, und ist so für Hiob der Unbegreifliche, vor dem seine Fragen verstummen, aber mit Frieden. Denn Hiob, der vorher gegen Gott gewütet hat, darf nun für seine besserwisserischen Freunde opfern, damit Gott sie nicht straft. Denn all ihre "überlegene" Weisheit, mit der sie Hiob zusetzten, erkennt Gott nicht an. Hiob mit seinem Rechten und Klagen steht dem freien Gott viel näher als sie. Aus dem Gottesbild des Tun-Ergehen-Zusammenhangs (wer richtig handelt, den belohnt Gott, wer Schlimmes tut, wird von ihm bestraft) entwickelt sich das Gottesbild des freien, unergründlichen Gottes, der doch auf der Seite des fragenden und klagenden Menschen steht. Ein geschlossenes Gottesbild wird aufgebrochen für die Weite der Gotteserfahrung.

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