Ja es ist schrecklich - interassant, das dich das anwiedert. Ich finde das in erster Linie traurig und schade. Ich denke dabei an den einzelnen Menschen und die Menschheit, denn beide leben dadurch unter ihren Möglichkeiten und "verpassen das Beste". Den Hauptgrund warum so viele dem Mitläufertum und dem Herdentrieb verfallen hast du schon genannt: Angst vor Ausgrenzung. Und auch warum diese Angst teilweise tatsächlich und berechtigt ist - weil einfach zu viele Vollidioten rumlaufen die denken sie müssten Andersartigkeit und Menschen die das Rollenspiel nicht gut beherschen ausgrenzen oder blosstellen. So ist es manchmal eine beschissene Gradwanderung und in gewisser Weise ist man gezwungen sich kleine Bastionen zu erkämpfen in denen man einfach mehr "man selbst sein kann".
Auszuscheren aus der Masse erfordert Mut und Selbstvertrauen. Ich dachte früher, daß ich schon viel davon hätte. Dann hab ich irgendwann einmal angefangen mich ALLEN meinen Ängsten zu stellen. Mein Selbstbewusstsein wuchs immer weiter und es gibt inzwischen nichts mehr, was mir peinlich sein könnte - selbst wenn ich maßlos übertreibe. Spielerisch genieße ich das inzwischen und hab meinen Spaß damit wie "stark" ich geworden bin.
Es gibt noch einen untergeordneten Punkt, der Herdentrieb begünstigt: Die Anschlussfähigkeit. In der Begegnung muss man ja irgendwie Ebenen finden, auf denen man sich "treffen" kann. Gerade bei zwischenmenschlichen Begegnungen bei denen man noch kein Vertrauen hat oder im beruflichen Kontext kommt es mir oft so vor als sei der zwischenmenschliche Kontakt auch gleichzeitig der kleinste gemeinsame Nenner. Keiner gibt wirklich etwas Preis von sich und verletzlich zeigen kommt überhaupt nicht in Frage. Während ein gewisses Mitläufertum im beruflichen Kontext teilweise regelrecht eigefordert wird - ich sollte einmal eine Abmahnung bekommen weil ich wortwörtlich emotional war - gibt es auch ein noch eine weitere Macht die einen nicht "zu weit ausscheren lässt". Es sind die ganzen ungeschriebenen Regeln (#"eherne Gesetze") wie daß man Menschen in "Normalsituationen" immer nur für 1 Sekunde in die Augen schaut, und daß man auf dem Stadtplatz nicht einfach mal zu krabbeln anfängt weil man gerade Lust dazu hat. Diese "ehernen", "unsichtbaren" Gesetze gehören in gewisser zu diesem menschlichen Rollenspiel dazu, verhindern aber dennoch Individualität und Freiheit. Man muss es nicht den Kindern und vermeintlich Verrückten überlassen diesen "Bann" brechen zu dürfen. (Nicht dauerhaft sondern immer wieder mal und bewusst). Das erfordert neben dem Gespühr für sich selbst und dafür welche "ungeschriebene Regel" einen behindert auch ein gewisses Geschick wenn man nicht absichtlich andere vor den Kopf stoßen will. (wie bei "Street Comedy"). Doch auch in real ist es der Humor, der eine gewisse Narrenfreiheit ermöglicht.