Deutschland hat Prince verschlafen. In den USA dagegen wird er mit Michael Jackson in einem Atemzug genannt. Und mit James Brown, Stevie Wonder, Aretha Franklin, all diesen legenden des Rythm&Blues, Soul und Funk Legenden, Musikrichtungen, die man in Deutschland generell verschlafen hat.

Man hat sich in Deutschland von seinem extravaganten Äußerem und seiner etwas schrillen Stimme wohl abschrecken lassen und gar nicht richtig hingehört. Wer in YouTube stöbert, wird platt sein wie vielseitig Prince war. Von Michael Jackson sieht man letzten Endes nur immer wieder das selbe.

Was einem am Besten gefällt ist Geschmackssache, aber es gibt auch ein paar Fakten technischen Könnens. Prince war vielseitiger. Rock, Funk, Jazz, Pop, Rhythm&Blues, Funk, man findet in seiner Karriere Alles, und alles auf hohem Niveau.

Er gab Abende allein am Klavier, auf dem er toll jazzig improvisieren konnte.

Er rockte kurz vor seinem Tod mit seiner letzten Band 3rdEye Girl und spielte Gitarre, dass man dachte, Jimmie Hendrix ist auferstanden.

Er hat den Sound des Pop in den Achtzigern geprägt wie kein anderer.

Er war mehrfach Stargast auf dem Montreux Jazz Festival und wurde dort für sein musikalisches Können auch von den größten Jazz Musikern gefeiert und und und.

Micheal Jackson? Ein paar tolle Hits, keine Frage. Ich liebe Billy Jean und Black or White. Auf Partys kommt er immer gut. Der Moonwalk und professionellere Tanzshows, da war er spitze. Aber Prince konnte mehr.

Der wesentliche Unterschied zwischen beiden war musikalisch und von der Show her, Michael Jackson war Perfektionist, Prince ein großartiger Improvisateur. Und als Jazz Fan meine ich das mit allerhöchster Anerkennung. Das ist eine der größten Künste überhaupt. Außerdem war Prince in seinen Sounds ein wenig rauher und ursprünglicher, Jackson gefälliger. Das kann man aber nicht wirklich gegeneinander aufrechnen. Es ist reine Geschmackssache, was einem besser gefällt.

Prince war vielseitiger als mancher weiße Rockmusiker. Wer sich wirklich mal durch seine 30 Alben durchgehört hat, der hört stilistisch mehr Veränderungen und Entwicklungen als bei den Beatles. Allerdings, muss man fairer Weise sagen, haben die ja auch nicht mal halb so viele Alben herausgebracht. Paul McCartney war später ebenfalls wahnsinnig vielseitig. Okay, Prince war nicht so intellektuell wie Bob Dylan, aber er hat mitnichten nur von Sex gesungen.

Letztenendlich ist die Vergleicherei in der Kunst sinnlos. Jedem gefällt, was ihm gefällt. Micheal Jackson war ein grandioser Songschreiber. Er hat einige der größten Popsongs geschrieben, von denen ich einige ebenfalls sehr liebe. Im Füttern des Radios war er besser. Das ist sein größter Erfolg.

Aber in einem Punkt hat Deutschland Prince nie wirklich wahrgenommen und dementsprechend nie geschätzt. In seiner Vielseitigkeit und in seinem musikalischen Können. Er war zum Beispiel als Funkmusiker einer der besten Rock-Gittaristen weltweit. Das hat nichts mit Geschmack zu tun, das ist ein festzustellender Fakt.

Wenn er mir in seiner Exzentrik oft auch auf den Wecker ging, aber das tat Michael Jackson ja auch, für mich wird Prince immer einer der Größten bleiben. Manch weißer Rockmusiker verblasst neben ihm. Er erhielt sogar Beifall aus Ecken, die man nicht erwartet hätte. So sagte Kiss-Bassist Gene Simmons über ihn. "He let us all far beyond in the dust."

Jedem gefällt, was ihm gefällt, aber Ruhm und Ehre, wem Ruhm und Ehre gebührt.

https://www.youtube.com/playlist?list=PLnTf\_ZymfsWkYqTTe6dBV56nYWHTl6meN



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