Meine Mutter hat mir, seitdem ich ein Kind bin, nie wirklich etwas zum Geburtstag geschenkt. Als ich jünger war, musste ich sie immer daran erinnern, dass ich ja bald Geburtstag hab und sie kaufte einige Tage später irgendwas. Einmal, zu meinem zehnten Geburtstag bekam ich ein Lexikon. Ihr könnt euch vorstellen, wie groß die Freude war. Mittlerweile habe ich es aufgegeben, sie zu erinnern. Es geht mir weniger um das Geschenk an sich, sondern eher darum, dass es so unpersönlich ist. Mir würde schon ein Kuchen reichen. Ich hingegen habe immer daran gedacht, ihr etwas zu schenken. Auch am Muttertag.

Nun ist heute auch wieder Muttertag und ich habe mich dieses Jahr schlichtweg geweigert, ihr etwas zu schenken und ihr nur mit Worten alles Gute gewünscht. Eben hat sie mir erzählt, was für einen schönen Tag die Kinder einer Freundin von ihr für sie organisiert hätten - nicht ohne einen vorwurfsvollen Unterton zu haben.

Aber ich sehe es nicht ein, irgendwas für sie zu organisieren. Eigentlich sollte man ja nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, aber ich habe es satt, zu geben und nichts zu kriegen.

Ist das kindisch von mir? Hätte ich eine Kleinigkeit vorbereiten sollen? Das schlechte Gewissen nagt schon ein wenig an mir.