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Du hast da etwas gut beleuchtet. Tatsächlich sollte man doch meinen, dass es Pflicht sei anderen den Weg zur Rettung zu zeigen, wenn man ihn kennt. Das nehmen viele auch sehr ernst, im Christentum ist die Mission auch eine geheiligte Aufgabe der über Organisationen nachgekommen wird. Dadurch überhaupt wurde das Christentum das, was es heute ist. Die Botschaft des allliebenden Gottes, der seinen Sohn hingab und sterben ließ um die Menschen zu erretten wirkt bis heute.
Für den, ich nenne ihn mal Alltagschristen, kommt Mission eher selten vor. Das überlässt man anderen, denn genau genommen, ist es schon ein Full-Time-Job. Ob es da moralsich zu rechtfertigen ist... nein, laut Christentum vermutlich nicht. Zumindest gute Worte über das Christentum und christlicher Rat sollte vorhanden sein, aber ausblenden geht für einen Christen eigentlich nicht.
Im Islam wiederum gibt es keine Mission in dem Sinne. Der Muslim ist dazu angehalten Dawa (Einladung ins Paradies) zu betreiben und von seiner religion zu berichten um anderen den weg zu zeigen. Doch dies ist nicht das Hauptaugenmekr des Islams. Der islam legt Wert auf Qualität nicht Quantität. Bevor man hinaus in die Welt geht und menschen bekehren will, sollte man selbst ein gläubiger, guter und wissender Muslim sein. es geht nicht darum möglichst vielen Menschen den Weg zum islam zu zeigen, sondern jenen, die ihn gefunden haben, die Religion nahe zu bringen und mehr und mehr ans Herz zu legen. Was nützen zehntausend Muslime, wenn nur zwei davon letztlich im Paradies landen und der Rest in der Hölle? Dann lieber nur Zehn Muslime, aber dafür kommen alle oder wenigstens neun ins Paradies.
Der Islam wie er auf der Welt bekannt ist, ist ohnehin nicht missionsfähig. Erst muss die Ummah (Muslimische Gesamtgemeinschaft) sich selbst komplett heilen. Vieles läuft schief in muslimsichen Ländern, und diese internen Schäden müssen erstmal behoben werden. Der Islam soll nicht zu den Menschen kommen, sondern der Islam muss so gut sein, dass die Menschen zu ihm kommen. Das soll er erstmal schaffen, dass sich die muslimsiche Öffentlichkeit auch wie Muslime benimmt. Erst dann macht Mission Sinn. Denn nur was aus dem tiefsten Herzen kommt, erreicht auch das Herz anderer.
Also ist es islamisch gesehen moralisch vertretbar, sich erstmal um sich und seine Brüder zu kümmern, damit man den Islam auch vertreten kann, ehe man gemeinsam anderen helfen kann. Qualität statt Quantität.
Allahu ahlem (Gott weiß es am besten).
Ich hoffe, meine Antwort war hilfreich für dich.
Salam (Friede)