Da ich selbst seit kurzem Betroffener bin, will ich gerne meine persönlichen Erfahrungen in den entsprechenden Fragen weitergeben, auch wenn diese Fragen zum Teil schon etwas älter sind. Es wird mit Sicherheit immer wieder Leute geben, die in solch eine Situation kommen, und daher früher oder später auf diese Seite hier stoßen. Wer möchte, kann sich meinen etwas längeren Beitrag ja mal durchlesen. Bin sicher, es tauchen einige Informationen auf, die bisher nicht so deutlich genannt wurden. Zur Vorgehensweise der Täter sage ich nichts mehr, das sollte jetzt allgemein bekannt sein.
Was zuerst tun als Betroffener?
Es gibt bereits verschiedene "Leitfäden", was in solch einer Sache zu tun ist. Die erste Regel ist: nicht zahlen. Die Täter kommen sonst nur zurück und verlangen nach mehr. Ihnen geht es um's Geld; die Bloßstellung von Personen ist nur Mittel zum Zweck.
Die zweite Regel ist, nicht verhandeln. Je mehr der Täter den Eindruck bekommt, man täte alles dafür, dass das Video nicht an die Oberfläche gelangt, desto eher wird er zurückkommen.
Die dritte Regel ist, (?) die Kommunikation zu blockieren (?). Hier bin ich jedoch selbst unschlüssig, in wiefern eine komplette Blockade sinnvoll ist. Manch einer wird sich mit Sicherheit wünschen, zu wissen, wenn ein Video von ihm irgendwo hochgeladen wird, und dies kann durchaus geschehen und man erfährt in der Regel auch davon (s.u.). Wichtig ist jedoch, zumindest den "Facebook-Kanal" so schnell wie möglich zu blockieren. Facebook-Freundschaft kündigen, User melden und blockieren, je schneller, desto besser.
Es hat auch noch nie geschadet, die Facebook-Freunde durch einen Post oder eine Nachricht zu informieren, auch wenn es peinlich erscheint. Einige Betroffene behaupten, der Account wurde gehackt und fordern die Freunde auf, keine Freundschaftsanfragen oder Nachrichten von dubiosen Quellen anzunehmen bzw. zu öffnen. Nachrichten die nicht von Freunden kommen, erscheinen i.d.R. auch in einem "Sonstige"-Nachrichten Ordner. Den eigenen Facebook-Account deaktivieren, um weiteren Zugang auf die eigentliche Freundesliste zu unterbinden kann auch sinnvoll sein, wenn man nicht schnell genug ist.
Wird das Video hochgeladen? Was dann? Was macht YT?
Entgegen vieler Behauptungen gehen die Täter häufiger dazu über, das Video hochzuladen, wenn Sie noch Sinn darin sehen. Deswegen werden Betroffene meist auch über den Upload informiert. Dies erhöht selbstverständlich den Druck und ist auch der Grund, warum ich ein totales Blockieren der Kommunikation zwar für die sinnvollste, aber möglicherweise nicht beruhigendste Art der Handlung halte. Es werden täglich mindestens 10 Videos auf YouTube hochgeladen, die durch diese Masche entstanden sind.
Behauptungen, dass YouTube derartige Videos schnell von allein oder gar automatisch sperrt sind meiner Erfahrung nach Quatsch. YouTube ist zu sehr damit beschäftigt die Rechte größerer Firmen bezüglich Urheberrechtsverletzungen mittels automatischer Systeme wahrzunehmen.
Wenn das Video einmal gemeldet ("geflaggt") ist, vergehen 2-10 Minuten. Ich habe es jedoch auch schon einmal (und nur ein Mal) erlebt, dass das Video selbst nach mehrfachem Melden (auch von verschiedenen Accounts) nicht heruntergenommen wurde. Die Gründe dafür sind mir vollkommen unbekannt.
Wird das Video bei Facebook verteilt?
Das ist mir unbekannt. Ich habe bisher keine Berichte darüber gelesen. Vorerst gebe ich dazu deshalb kein Statement ab.
Zur Polizei gehen?
Zur Sicherheit kann ein Besuch bei der Polizei nicht schaden. Viele Berichte zeigen, dass Anzeigen tatsächlich aufgenommen werden. Das streichelt ein wenig den Seelenfrieden. In vielen Fällen wird jedoch auch abgeblockt, weil die Ermittlungen in anderen Ländern zu schwierig bzw. unmöglich sind.
Häufig wird auch behauptet, dass man gegen Leute nichts machen könne, die hinter Proxys sitzen. Das ist schlichtweg falsch. Außerdem werden die Täter meiner Erfahrung nach mit der Zeit leichtsinnig und vergessen gerne mal, ihren Proxy einzuschalten. Die Wahrscheinlichkeit, die korrekte IP Adresse zu ermitteln ist also relativ groß.
Skype-Support kontaktieren?
Kann ich bisher nicht empfehlen. Der Skype-Support ist in einigen Belangen schlimmer als das Jobcenter und BAföG-Amt zusammen. Das Versprechen, sich innerhalb von 24 Stunden zu melden, wurde zwar auf die letzte Minute eingehalten. Der Account des Erpressers ist jedoch trotz einschlägiger Beweisführung noch immer aktiv und ich bekam eine nette E-Mail von Skype mit einer Anleitung, wie ich einen Kontakt blockiere. Mehr als ein schlechter Scherz und fast schon eine Klage wegen unterlassener Hilfeleistung oder dergleichen wert.
Lasst Euch nicht unterkriegen.
Viele Grüße, euer Ten