Hallo Dav86
Es gibt einige Sitze für so große Kinder, aber auch Spezialgurte und Westen. Wenn es krankheitsbedingt ist, besteht ggf. die Möglichkeit, sich das per Rezept vom Arzt verschreiben zu lassen.
Die Gurtschlösser sind jeweils tatsächlich so bestellbar, dass sie nur mit Spezialschlüsseln zu öffnen sind.
Deine Tochter würde also nicht mehr im Auto toben können und sich und dich in Gefahr bringen können.
Ob es bei Euch nötig ist, kann ich nicht beurteilen. Therapie läuft und es dauert sicher eine Zeit, bis sich Erfolge einstellen. Bis dahin sehe ich kaum Alternativen zu einem Spezialsitz, wenn ihr weiterhin mit dem Auto fahren wollt.
Unsere Erfahrungen:
Wir haben 16 jährige Zwillinge. Eine gesunde Tochter und einen geistig behinderten Sohn, der auf dem geistigen Stand eines 2-3jährigen Kindes ist. Er ist zwar nur 143 cm groß und dünn, kann aber unglaubliche Kräfte entwickeln, wenn ihm etwas nicht passt. Auch wir hatten einige wirklich gefährliche Situationen im Auto mit ihm, so dass wir uns entschieden haben, unseren "grossen" weiterhin im Kindersitz zu belassen. Im Auto haben wir für ihn einen Sascha Kinder-Sitz der Rehafirma Schuchmann. Der Sitz hat eine Alusitzschale und ist superstabil. Es ist die grösste Grösse von dem Modell, geht bis 60 kg. Eigentlich für ihn sogar noch eine Nummer zu gross, aber durch unsere individuellen Aufpolsterungen ist der Sitz von innen genau passend für ihn. Der Sitz hat einen Fünfpunktgurt, der den Jungen gut festhält. Vor dem Jungen kommt noch ein ziemlich massiver Sicherheitstisch, der direkt am Oberkörper anliegt. Der Tisch ist hoch aufgepolstert, so dass die Arme recht hoch liegen. Er kommt nicht zwischen Tisch und Bauch, so kann er am Hosenträgergurt und an seiner Hose/Windel nicht fummeln. Trotzdem hat uns unser Sanihaus zur Sicherheit Kappen angebracht am Fünfpunktgurtschloss, dann nochmal an einem Zusatzschloss zwischen den Brustgurten (damit er die Gurte nicht von den Schultern Streifen kann) und auch das Gurtschloss für den Sicherheitstisch ist so gesichert. Er hasst diesen Tisch und würde ihn immer wieder abmachen wollen. Da ist kein eigenmächtiges verlassen des Kindersitzes mehr drin. An den Autogurt kommt er auch nicht dran, die Tischplatte ist so hoch und gross, dass er seitlich am Sitz nicht mehr mit den Armen runterkommt. Der Öffner für die Kappen ist ein kleiner Dorn, der durch ein 6mm Loch in den Sicherheitskappen auf den Entriegelungsknopf gedrückt wird, um das Gurtschloss zu öffnen. Der Öffnerdorn hängt unter der Fussstütze des Kindersitzes an einem Skipass-Abroller. So hat man den Öffner immer zur Hand, unser Sohn kommt selbst nicht dran und wenn man ihn loslässt, rollt er sofort wieder auf und hängt unter der Fussstütze.
Auch unser Sohn will natürlich nicht im Kindersitz sitzen und setzt sich erstmal auf einen normalen Platz. Doch seine beiden Schwestern schaffen es meistens relativ gut, ihn da hinein zu bekommen. Da hilft uns dann sein kleinkindliches Gemüt (Aber dass er älter ist wie unsere kleine, die mit 10 nicht mehr im Kindersitz sitzt, sondern nur noch auf einem Sitzerhöher, hat er dann doch schon mitbekommen: Anni auch Kindersitz?)
Unser Junior ist ziemlich zappelig und in diesem tollen Sitz sitzt er während der Fahrt eng darin. Das heisst, die Gurte sind straff gezogen, unter den Achseln sind aus der Rückenlehne kommend dünne Polsternplatten, die den Oberkörper ganz gerade halten. Dann haben wir einen Kein zwischen den Beinen, der ein Abtauchen nach vorne zusätzlich verhindert und die Beine führt. Der grosse Tisch hält die Hände weg vom Gurtschloss und Hose/ Windel. Eine Fussstütze hält die Füsse. Bei den meisten Sitzen baumeln die Füsse, was unruhige Kinder noch unruhiger werden lässt. Dann hat der Sitz in unseren Fall eine spezielle Kopfstütze mit weit nach vorne gezogenen Seitenpolstern (Ohren). Unser Sohn ist ganz schnell von den Sinneseindrücken überfordert und rastet dann aus, weil er es nicht verarbeiten kann. Mit der grossen Kopfstütze kann er nur nach vorne schauen. Was seitlich ist, sieht er eigentlich kaum. (Er sitzt im Sharan in der Mitte, da sieht er vorne raus genug.)Unser Sohn wird im dem Kindersitz trotz seiner hyperaktivität deutlich ruhiger und muss sich darauf einlassen, sich passiv zu verhalten. Dauert nicht lange, dann schläft er sogar ein. Auf einem Sitzerhöher absolut undenkbar.
Zur Grösse ist zu sagen, dass seine gesunde Zwillingsschwester 1,62 m gross ist und auch noch locker in den Sitz passt. Spasseshalber hat sie es mal gemacht. Allerdings glaubt man nicht, wie viele fremde Leute diesen Sitz (und das Kind darin) ungeniert anstarren. Hat unsere Tochter auch sofort erzählt, als ich kurz was aus dem Supermarkt geholt habe. Unser Sohn kann uns das nicht so erzählen...
An unserem steht an den Kopfstützenohren jeweils der Sicherheitshinweis: Geistig behindertes Kind- kindersicheres Gurtsystem-Öffner befindet sich unter Fussstütze, etc.
Das ist zwar ein wenig peinlich, aber bei einem Unfall ist es wichtig zu wissen...
Wenn du also überlegst, ob du für deine Tochter so einen Sitz benötigst, versuche es über ein Rezept deines Arztes. Die Sitze kosten zwischen 2500,00 und 3000,00 EUR!! Lasse dir den Sitz inkl. Zubehör aufschreiben. Nachfordern geht schwer bei den Krankenkassen.
In anbetracht, was die Therapie kostet, ist das dann auch noch übrig. Ihr müsst ja sicher fahren können.
Was andere denken, muss dir aber dann egal sein und ob deine Tochter sich dort reinsetzt, ist die Frage. Wir brauchen nur ein "Kleinkind" zu überreden. Er spricht ja auch dann von "seinem Kindersitz", wenn eine Schwester spasseshalber darin sitzen will.
Eine ärztliche Bescheinigung brauchst du, um diese Sitze samt Gurtkappen zu benutzen. Eine richterliche Genehmigung erst ab Volljährigkeit. Vorher können die Sorgeberechtigten allein entscheiden, ob und wo das Kind angeschnallt wird.
Alles Gute und viel Erfolg mit der Therapie
