Zuerst muss man sagen wir sind bereits seit 7 Jahren standesamtlich verheiratet. Wir haben zwei Kinder zusammen und unser jüngster Sohn im Alter von neun Monaten ist schwer chronisch krank. Da ihm bald lange Krankenhausaufenthalte, Untersuchungen und OP's bevorstehen, überschattet von der Frage ob er diese übersteht und trotz Operationen überhaupt das Erwachsenenalter erreichen wird, haben wir beschlossen ihn vorher wenigstens taufen zu lassen, damit er nicht notgetauft werden muss falls was passieren sollte...

Um uns als Familie noch ein bisschen verbundener zu fühlen begehen wir an diesem Tag auch nachträglich unsere kirchliche Trauung, wobei auch unser vierjähriger Sohn als Teil unserer Familie mit in den Mittelpunkt gerückt wird. Auch für ihn ist alles ein bisschen schwierig und er soll sich nicht zurück gesetzt fühlen. Wie gesagt, es ist die letzte Feier unserer Familie, wobei wir Kraft und Hoffnung für die Zukunft tanken möchten.

Normalerweise nimmt man ja für die standesamtliche und kirchliche Trauung dieselben Trauzeugen, bei uns waren das ursprünglich unsere Mütter. Nun ist aber die Mutter meines Mannes vor sechs Jahren gestorben. Da dachte mein Mann direkt daran, seinen Bruder zu fragen, der auch Taufpate unseres vierjährigen Sohnes ist. Es ginge dabei lediglich um seine Unterschrift als Trauzeuge, da wir ja keinen JGA mehr machen und auch sonst nichts von unseren Trauzeugen erwarten.

Ohne zu zögern hat er abgelehnt, mit der Begründung er möchte nichts großartig mit der Kirche zu tun haben. Meinen Mann hat das sehr getroffen, und ich hatte das auch nicht erwartet, da vor allem er und mein Mann sich sonst gut verstehen.

Unser Pastor ist katholisch und sehr streng was Tradition etc betrifft, so verlangt er dass ein Trauzeuge aus der Familie meines Mannes stammen soll. Fragen können wir kaum jemanden, denn der Vater meines Mannes ist so schwer krank, dass er nicht mal weiß ob er zur "Traufe" erscheinen kann, und alle anderen Familienmitglieder sind tot. Ein anderer guter Freund von uns wohnt seit über einem Jahr wieder in Amerika, dieser kommt uns erst später besuchen, weil er arbeitsbedingt nicht eher Urlaub nehmen kann.
Ist unsere Enttäuschung über die Absage seines Bruders verständlich oder reagieren wir über? Irgendwie belastet es uns nochmal zusätzlich, es ist als ob er uns nicht zur Seite stehen möchte.