Das sollte es in der Vergangenheit. Heute liegt die Motivation der "Beschneidung" allerdings woanders.
In den USA, wo noch heute ca. 30% aller Jungen kurz nach der Geburt die Vorhaut amputiert wurde, wurde diese Praxis unter anderem deshalb eingeführt, weil Harvey Kellogg, der Erfinder der Cornflakes geradezu perverse Ansichten zur Sexualität hatte. So empfahl er 1888:
„Ein Mittel gegen Masturbation, welches bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte von einem Arzt ohne Betäubung durchgeführt werden, weil der kurze Schmerz einen heilsamen Effekt hat, besonders, wenn er mit Gedanken an Strafe in Verbindung gebracht wird. Bei Mädchen, so hat der Autor herausgefunden, ist die Behandlung der Klitoris mit unverdünnter Karbolsäure (Phenol) hervorragend geeignet, die unnatürliche Erregung zu mindern.“
– John Harvey Kellogg, M.D.,
Treatment for Self-Abuse and its Effects, Plain Facts for Old and Young, Iowa: F. Segner & Co. (1888), Seite 295
Die dämpfende Wirkung auf das Lustempfinden war jedoch schon viel früher bekannt. Schon der berühmte jüdische Arzt und Philosoph Rabbi Moshe Maimodines schrieb im Mittelalter:
"Und ebenso hat, wie ich glaube, die Beschneidung nebst anderen Gründen auch noch den, die geschlechtliche Lust zu verringern und dieses Organ möglichst zu schwächen, so daß es diese Handlung selten vollziehe und möglichst ruhen lasse. Manche glauben übrigens, daß die Beschneidung die Vervollkommnung einer Mangelhaftigkeit der Erzeugung sei, wogegen aber jedermann einwenden kann: Wie können diese Dinge der Natur mangelhaft sein, um einer Vervollkommnung von außen her zu bedürfen? Abgesehen davon, daß der Nutzen der Haut für dieses Organ schon erwiesen ist. Dieses Gebot ist aber keineswegs dazu gegeben, um einen Defekt der Erschaffung, sondern um eine Mangelhaftigkeit der Sitten zu verbessern. Dieser leibliche Schaden aber, der diesem Organ widerfährt, ist absichtlich so veranstaltet, daß dadurch keine der Funktionen gestört wird, die zum Fortbestande des Individuums erforderlich sind und auch die Zeugung dadurch nicht unmöglich gemacht wird, wohl aber die übermäßige Lust verringert wird. Daß aber die Beschneidung die Erektionskraft schwächt und manchmal die Sinnenlust vermindert, ist eine unanfechtbare Tatsache. Denn ohne Zweifel wird das Organ schwächer, wenn sofort im Beginne seiner Erschaffung das zu ihm gehörende Blut vergossen und seine Hülle weggenommen wird. Ausdrücklich sagen auch unsere Weisen, daß eine Frauensperson, die von einem Unbeschnittenen beschlafen wird, sich nur schwer von ihm losmachen kann. Dies ist meiner Meinung nach der wichtigste Grund der Beschneidung."
Es ging nie darum, die Masturbation oder den Sex zu verhindern, aber zu erschweren. Und das funktioniert ja auch leider sehr gut. Ohne Gleitmittel ist es für "beschnittene" Männer sehr schwer, den Penis lustvoll zu stimulieren, so wie ein intakter Mann das kann.
Und Jungen im Kleinkindalter werden durch das Fehlen der Vorhaut ebenfalls daran gehindert, mit ihren Penis lustvoll zu spielen. Später, in der Pubertät, kann das natürlich niemand mehr aufhalten, aber eben erschwert.
Insofern - und um Deine Frage nochmal eindeutig zu beantworten:
Ja, die Amputation der Vorhaut hatte in früheren Zeiten unter anderem den Zweck, die Ausübung der Sexualität zu erschweren.