Rotes und blaues Licht werden verschieden stark im Auge gebrochen. Eine Punktlichtquelle durch ein Kobaltfilter betrachtet, ergibt eine blaue Scheibe mit einem nicht zentrierten, roten Punkt darin oder umgekehrt.
Der Brechwert des menschlichen Auges unterscheidet sich für rotes bzw. blaues Licht um bis zu 2 Dioptrien. Experimentell lässt sich das mit einem Filter aus Kobaltglas, wie sie bei Chemikern verbreitet sind, und einer punktförmigen Lichtquelle sehr schön demonstrieren. Kobaltglas absorbiert fast alles Licht bis auf die beiden Enden des sichtbaren Spektrums. Dieser Effekt wird auch als longitudinale Aberration bezeichnet. Welche der beiden Möglichkeiten man sieht, hängt vom Abstand und momentanen Akkommodationszustand ab. Der Punkt liegt im Normalfall nicht zentrisch im Kreis (transversale Aberration). Das ist allerdings subjektiv nur schwer zu erkennen. Der Grund für die transversale Aberration liegt darin, dass die optische Achse des Auges im allgemeinen nicht mit der Blicklinie übereinstimmt. In der Augenoptik wird die chromatische Aberration des Auges sogar für die Optimierung der Brillenanpassung verwendet (Rot-Grün-Test).
Blickt ein Auge ein Objekt an, so wird dieses auf der Netzhautgrube F (Fovea centralis) abgebildet. Dies ist die Stelle des schärfsten Sehens. Die Netzhautgrube liegt in der Regel aber nicht auf der optischen Achse, sondern meist zur Schläfe hin (temporal) versetzt.

Quelle: Physik in unserer Zeit 30 (1999), Heft Nr. 2, Seite 50-53

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