Hallo cocolaina001,
Gerne möchte ich meine Perspektive mit dir teilen.
Erfahrungsberichte einzelner Nutzer sind weder repräsentativ für etwas, noch geben sie Aufschluss über Ursache und Wirkung und sollten daher nicht als erwiesener Fakt für oder gegen etwas dargestellt werden. So wie es sich anhört sollen hier Menschen durch Panikmache und einseitige Darstellungen manipuliert werden.
Die Entscheidung einer Frau für oder gegen ein Kind ist eine höchst persönliche, sensible Angelegenheit, welche meist sehr gut überlegt ist und von individuellen Faktoren abhängt. Es ist eure Sache, dies im persönlichen Leben gut oder schlecht zu finden, jedoch steht es niemandem zu, über andere Menschen zu urteilen, die für ihr Leben die passende Entscheidung treffen und sie im Internet dafür zu verunglimpfen. Niemand muss sich für seine individuellen Gründe rechtfertigen oder beleidigen lassen, niemand möchte so behandelt werden.
Gründe für einen Abbruch können beispielsweise existenzielle Nöte, finanzielle Probleme, Schwierigkeiten mit dem Partner, sexueller Missbrauch und Übergriffe, Angst vor Schwangerschaft oder Geburt oder die berufliche Situation sein, jedoch genauso der Wunsch nach Selbstbestimmung, psychische Probleme oder eine anderweitige Lebensplanung, missglückte Verhütung etc. Für Außenstehende mögen die Gründe nicht immer erkennbar oder nachvollziehbar sein, jedoch ist keine Frau hierfür jemandem Rechenschaft schuldig. Sie hat als Mensch das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung und somit das Recht vorrangig über ihr Leben, ihren Körper und ihre Situation zu entscheiden.
Einseitige Darstellungen im Internet sind keine Hilfe für Frauen in Notsituationen, da sie nichts Konstruktives zur Verbesserung ihrer Lage beitragen, sie auch noch verurteilen und beschämen. Persönliche Meinungen helfen niemandem, der aktive Verantwortung für das eigene, echte Leben übernehmen muss und möchte. Leider sehen sich auch manche Frauen zur Entscheidung gegen ein Kind gezwungen, da sie in der Realität wenig bis keine Unterstützung erfahren, beispielsweise als Alleinerziehende. Was Menschen stattdessen helfen kann, sind umfassende, unbürokratische Unterstützung, praktische Hilfe und Verständnis.
Es ist erschreckend zu erleben, wie oft in unserer so modernen Gesellschaft die Selbstbestimmung und das Leben von Frauen durch alle Gesellschaftsschichten nicht respektiert werden. Angesichts der Häufigkeit von (sexueller) Gewalt im alltäglichen Leben sollte jeder sich fragen, was Priorität haben und wofür man sich mit seiner Kraft einsetzen sollte, ob man tatsächlich mit seiner Haltung etwas für die Menschen verbessert und warum ein Thema einen emotional beschäftigt.
Wenn du eine Meinung vertrittst, nach der Menschen alle nach derselben Moral, deiner persönlichen Moral leben sollen, werden sie den Wunsch nach Freiheit verspüren und sich dagegen wehren. Eine Bestimmung über den Körper anderer Menschen wird von den meisten als in hohem Maße übergriffig empfunden und daher abgelehnt. Menschen, die sich nicht mit der Situation konfrontiert sehen haben es immer leicht sich moralisch zu überhöhen und zu urteilen, jedoch entstehen so immer mehr Gräben in der Gesellschaft. Toleranz erfordert es, auch außerhalb der eigenen Blase zu denken, zu reflektieren, andere Sichtweisen nachvollziehen zu wollen anstatt abzublocken.
Wenn du für die Entscheidungsfreiheit einstehst kannst auch du für dein Leben frei und nach bestem Gewissen das tun was du möchtest, und andere können für sich den besten Weg finden.
Ich wünsche dir alles Gute und freue mich, wenn du dir die Mühe machst den Text vollständig zu lesen.
LG, Quarkbällchen