Serielle Monogamie ist für viele Menschen einfach immer noch alternativlos. Ich vermute, dass einige Menschen für sich noch gar nicht überlegt haben, ob eine Alternative für sie in Frage kommt.
Polyamorie ist in den Medien und in unserer Gesellschaft derzeit noch wenig präsent. In den letzten 10 Jahren hat sich dahingehend zwar viel getan, aber trotzdem sind offen polyamor lebende Menschen noch recht selten bzw werden wenig wahrgenommen.
Ein weiterer Grund für den Mangel der Popularität ist vermutlich, dass poly zu leben durchaus anspruchsvoll ist, was die Umsetzung angeht. Nicht jede Person möchte ein noch komplexeres Beziehungsgeflecht pflegen.
Außerdem sind den meisten Menschen die Vorzüge von Polyamorie (mehr Netzwerk, mehr Hilfe bei Krisen/Krankheit/Veränderung, mehr Nähe&Liebe, mehr Personen zum Reden, für Urlaub, für die Finanzierung von Projekten, Ressourcenteilung, mögliches persönliches Wachstum...) vermutlich nicht so klar, denn sie denken erstmal nur an die vermuteten Nachteile (Eifersucht, Teilen, Zeitmanagement, viel nötige Kommunikation...). Denkt man vor allem an die Nachteile, dann kann einen das ja abschrecken. Gegebenenfalls probiert man es dann gar nicht erst aus oder informiert sich.
Hinzu kommt vermutlich die oft gefürchtete soziale Ausgrenzung, denn man lebt dann ja anders als die meisten anderen. Nicht jeder möchte so leben, dass man sich regelmäßig outen muss oder sich verstecken.
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass sich in den kommenden Jahrzehnten mehr und mehr Menschen für eine flexiblere Beziehungsweise entscheiden werden als die klassische Paarbeziehung ohne Öffnung. Man sieht diesen Trend ja bereits jetzt in Städten. Ganz so unpopulär ist die Polyamorie nämlich gar nicht mehr.