Warum konnte mein Papa irgendwann kein Max und Moritz mehr sehen?
Früher, als Kinder, hatten wir eine absolute Lieblingskassette: Max und Moritz. Wir kannten jede Szene, jede Zeile, jeden fiesen Streich auswendig. Und das reichte uns nicht – wir mussten die Szenen natürlich auch nachspielen. Mit voller Hingabe. Mit Requisiten. Und am liebsten direkt nach dem Aufstehen – und nochmal vorm Schlafengehen.
Unser Papa? Der war tapfer. Anfangs hat er noch mitgelacht, sich mit uns gefreut, vielleicht sogar ein bisschen mitgespielt. Aber irgendwann… da war’s zu viel. Irgendwann konnte er Wilhelm Buschs Reime nicht mehr hören, ohne innerlich zu zucken. Irgendwann begann er bei den Worten „Ach, was muss man oft von bösen…“ automatisch die Augen zu verdrehen.
Und dann kam der Tag, an dem die Kassette spurlos verschwand. Einfach weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Wir haben das Rätsel nie gelöst – bis Papa Jahre später bei einem Familienabend mit einem Grinsen gestand: „Ich konnte es einfach nicht mehr hören. Ich hab sie versteckt. Und ja – sehr gut versteckt.
https://www.youtube.com/watch?v=Kw7ODU402Fc