Ui, das ist eine Frage die sich nicht klar mit einem Satz beantworten ließe.., beginnen wir also mal in der tiefen Vergangenheit. In den beginnenden Nachkriegsjahren war allgemein das Geld knapp und von daher die Garderoben der Menschen eher spärlich ausgestattet. Von daher musste Kleidung sehr lange halten und war zu der Zeit kaum irgendwelchen Modeprotokollen unterworfen, Es wurde viel selbstgenäht und selbstgeflickt. In der frühen BRD war zudem ein recht strenges und konservatives Obrigkeitssystem vorherrschend. Fast alle Schaltstellen der gesellschaftlichen Infrastruktur waren in staatl. Hand, sprich mit Beamten besetzt. Jetzt keinen Genderaufschrei, in der Zeit gab es fast keine weibl. Beschäftigten in derlei Positionen. Das Rollenbild damals bestand aus Mann verdient Geld, Frau macht Haushalt und Kinder. Und eben fürc diese ganzen Beamten in den Staatsdiensten gab es strenge Bekleidungsvorschriften. Und das waren Stellen, das würde man heute nicht für möglich halten. Ein paar ; alle Postbediensteten, Polizeinen, Zoll, Lufthansa, Bahn, öffentl. Nah und Fernverkehr, Lehrer, Krankenhäuser, alle Ämter, Förster und so weiter..
Die hatten alle Anzüge, meist in Uniformausstattung. Mit diesem Bild sind die Eltern der 60er Kinder aufgewachsen und haben im Grunde diese Kulzur an wiederrum ihre Kinder weitergegeben. Es gab - und gibt zum Teil heute noch - strenge, wenngleich ungeschriebene, gesellschaftsdiktate ; Kriche gehen = Anzug dunkel/Mantel, Frau = Kleid, Knie bedeckt, Mantel ; Restaurant, Trauerfall, Festliches, Banken, Post, Theater, Oper, Tanztee - alle Aktivitäten hatten ihren Dresscode. Und der war konservativ. Deshalb gab es auch riesige Bekleidungshäuser um eben diese Käuferschichten bedienen zu können. Zurück zu der Jugend der 60er. Die wurden so erzogen und kannten auch nichts anderes. Es war halt normal Männer im Anzug und Frauen in Kleidern zu sehen. Dazu kam, dass es keine Medien im Sinn des Heute gab. Niemand sah Bilder von anderen Gesellschaften. Bestenfalls die üblichen damaligen Illustrierten gaben mal einen Blick frei. Irgendwann in den frühen Siebzigern begann sich vieles zu ändern, zu lockern. FlowerPower schappte nach Europa. Die streng konservativen Werteverteidiger diffamierten diese Bewegung als "Hippies, Taugenichtse und sogar als Kriminelle. Und verteidigten die bestehende Ordnung umso härter. Trotz allem hat die Gesellschaft begonnen sich zu verändern. Das lag an dem stärker werdenden Einfluss vom Ausland, die Leute begannen langsam mal den Urlaub nicht an der Nordsee im Wohnwagen zu bestreiten, sondern reisten ins Ausland mit dem Zug oder Auto. Fliegen war zu teuer. Zuerst beganneb sich die Frauen zu öffnen, Gesellschaften räumen Frauen wesentlich mehr Spielräume in Sachen Outfit ein, als den Männern. Frauen in Hosen war füher zwar auch eine Kulturrevolution, wurde aber eher und schneller toleriert als das bei Männern so ist. Man stelle sich einen Mann im Kleid oder Rock in den 80ern vor, selbst heute hätte der in einer Sparkasse keine Akzeptanz.
Weil aber diese so konditionierten Generationen fast verstorben oder viel zu alt sind, die nachgerückten Kinder dieser Menschen quasi nicht mehr diesen konservativen Zwang haben, hat sich gottseidank eine Selbstbestimmung durchgesetzt. Noch nicht vollständig, aber doch schon ganz gut vorangekommen. Und weil es eben auch fast keine staatl. Stellen im öffentlcihen Leben mehr gibt, sind auch damit die strengen Dresscdes nicht mehr das Bild im Alltag. Keine Öffis, Bahn, Lehrer und so weiter, Eigentlich nur noch Polizeien, Zoll, und ein paar wenige Ämter sind "beanzugt". Und damit sind auch die vielen Läden - sprich Angebote an solcher Kleidung - so gut wie verschwunden. Einen echten Herrenausstatter muss man wohl schon suchen.
Deshalb tragen heute so wenige Anzug. Es ist einfach gesellschaftlich aus der Zeit gefallen. Lediglich bei einigen, wenigen Anlässen wird das noch immer erwartet.