Das folgende WS 22/23 wird mein siebtes Semester sein, ich habe also schon einen mehr oder weniger umfangreichen Erfahrungsschatz zum Jura-Studium. Zunächst mal ist es im Falle von Jura (zumindest an meiner Uni) ziemlich egal wie lange du brauchst. Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir studiert mittlerweile im 14./15. Semester weil sie das Examen nicht während Corona schreiben wollte, dann hat sich das halt nach hinten gezogen. Es interessiert letztlich nicht, ob du ein Semester länger oder weniger lang gebraucht hast, es kommt nur darauf an, dass du am Ende einen guten Abschluss hinlegst. Das erreichst du nicht durch Tempo. Wenn du ein Semester nicht gut abschneidest ist das also vollkommen irrelevant.

Für die ersten Semester möchte ich dir aber eins an die Hand geben. Es spielt letztlich keine Rolle, wie viele Detailprobleme du dir aneignest (obwohl du sie für die jeweilige Klausur erstmal brauchen wirst). In ein paar Semestern hast du die alle vergessen, siehst das Detailproblem und denkst im besten Fall, dass du das irgendwo schon mal gehört hast. Viel wichtiger ist, dass du dir in den ersten Semestern ein wetterfestes Grundlagenverständnis aneignest. Damit meine ich nicht nur (aber auch) das Beherrschen des Gutachtenstils, sondern auch fachlich die Grundfesten der Rechtsgebiete aneignest. Im Zivilrecht z.B. wie und warum man die Ansprüche überhaupt so prüft wie man sie prüft, wie gliedert man Ansprüche, wie liest man sie aus dem Gesetz ab, sodass man sie nicht auswendig lernen muss etc. Das ist so viel mehr wert als alles Detailwissen, das du für die eine Klausur, die du verhaust evtl nicht drauf hattest.

Wenn du also das Gefühl hast, du hast dieses Verständnis aktuell noch nicht, dann liegt die Priorität darauf, sich Zeit zu lassen und sich das anzueignen. Du bereust es sonst in den höheren Semestern, in denen umfassende Klausuren kommen, bei denen man nur dann gute Punkte schreiben kann, wenn man nicht nur die auswendig gelernten Probleme erkennt, sondern diese auch systematisch richtig in den Klausuraufbau packen konnte. Dafür solltest du dir Zeit lassen.

Für familiäre Schwierigkeiten kannst du nichts. Aufgrunddessen nicht bestandene Klausuren sind daher nichts was in deinem Machtbereich liegen und daher m.E. nichts, worüber du dir Sorgen machen solltest. Das ist natürlich immer leichter gesagt als getan, eine Antwort werde und kann ich dir aber nicht geben.

Einen letzten Tipp will ich noch loswerden: Wenn du bei PÜs (bei uns heißen die jedenfalls so, gemeint sind die kleineren Einheiten, geleitet von Wissenschaftlichen Mitarbeitern, in denen Fälle besprochen werden) aktiv mitmachst, hast du eher eine Chance darauf, dass der PÜ-Leiter deine Fragen auch außerhalb der PÜ umfassend und verständlich beantwortet. So können übrigens auch Job-Gelegenheiten entstehen. Ich bin bei zwei Lehrstühlen tätig und habe den ersten davon von einem Wissenschaftlichen Mitarbeiter angeboten bekommen, der mich aus der PÜ kannte. Also sofern du der Typ dafür bist, aktiv mitmachen wo es geht und den Zeitplan des Studiums nicht so ernst nehmen. Es gibt nicht so wahnsinnig viele Fristen, bis wann man was geschafft haben muss, bis dahin kann und sollte man sich Zeit lassen ;)

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