Diese überholten Ansichten wie ZWeiquelletheorie wird immer noch von den Drewerrmännern aufgegriffen und als gesichert verkauft. Die Evangelien jedoch behaupten von sich historische Berichte über historische Personen zu sein, die von Augenzeugen (Matthäus und Johannes) oder von Gesprächspartnern von Augenzeugen (Lukas und Markus) aufgezeichnet wurden. Bis zu diesem Punkt hat man historisch betrachtet keinen Grund, die in den Evangelien beschriebenen Geschehnisse in Zweifel zu ziehen, unabhängig davon, ob sie mit unserer Alltagserfahrung übereinstimmen. Um das Jahr 30 n. Chr. sagte Jesus die Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer voraus, was im Jahr 70 n. Chr. tatsächlich eintrat. Also sah die Bibelkritik sich gezwungen die Niederschrift der Evangelien – hier das Matthäusevangelium – auf die Zeit 70 bis 100 n. Chr. zu datieren. Schließlich durfte Jesus von einem Wissenschaftler nicht als ein wahrer Prophet, welcher der Zukunftsschau fähig war, angesehen werden. Die Evangelien mussten also nach dem Jahr 70 geschrieben worden sein. Die Textstelle wurde somit als eine Ausschmückung der frühen Kirche interpretiert, die den gewöhnlichen Menschen Jesus zu einem Sohn Gottes hochstilisieren wollte. Diese Art des Denkens wird auch Theologiestudenten eingeimpft.
Bereits im Jahr 1976 sprengte der Theologe A.T. Robinson – eigentlich ein liberaler, indem er alle Evangelien vor das Jahr 70 datierte. Sehr zum Leidwesen der »Liberalen« und zum Wohlwollen der »Konservativen« hatte er entdeckt, dass nüchterne Textwissenschaft sich nicht von ideologischen Vorurteilen einfangen lassen darf. Selbst der Prototyp des liberalen Theologen Adolf von Harnack erkannte als Altphilologe, dass seine Kollegen die Apostelgeschichte viel zu spät datiert hatten. In seiner Studie erklärt er, dass die Apostelgeschichte vor dem Jahr 62 bzw. vor dem Jahr 64 entstanden sei. Dies bedeutet, dass das Lukas-Evangelium noch davor, womöglich in den späten fünfziger Jahren, verfasst worden sein muss. Tatsächlich datieren viele Historiker die Evangelien noch früher als in die fünfziger oder sechziger Jahre des 1. Jahrhunderts. Schließlich muss man erklären, weshalb die ersten Christen zwanzig, dreißig oder gar vierzig Jahre brauchen sollten, um die ersten schriftlichen Berichte zu verfassen. Noch heute glaubt man, dass das Johannes-Evangelium viel später als die drei übrigen entstanden sei, weil es sich so stark von den anderen unterscheide, aus diesem Grund meinte man, es sei ein Produkt der 2. oder 3. Generation der Urchristen. Auch hier legte der Theologe A.T. Robinson überzeugend dar, dass das Evangelium in die späten sechziger Jahre zu datieren ist.
Wenn das bedeutet, dass Jesus ein echter Prophet war, der von der ersten Generation präzise dokumentiert wurde, dann müssen die zweifelnden Kritiker nun historische Beweise – und keine philosophischen oder ideologischen – vorlegen, welche die Genauigkeit der Evangelienberichte widerlegen. Anders herum gesagt: Es existieren keine Beweise, dass die Evangelien später als um die Mitte des ersten Jahrhunderts entstanden. Interessant ist auch, dass nichtchristliche antike Schreiber wie z.B. Celsus nicht bestrebt sind die Evangelienberichte zu widerlegen, obwohl es zu ihrer Zeit überhaupt kein Problem war sich negativ über Christen zu äußern. Es ist zudem bemerkenswert, dass niemand die Christen beschuldigte ihre Quellen redaktionell bearbeitet oder frisiert zu haben. Celsus leugnet keine Offensichtlichkeiten, wie das leere Grab am Ostermorgen, versucht sie jedoch weg zu erklären, indem er behauptet, Jesus habe sein Verschwinden durch einen magischen Trick inszeniert. Echte Historiker lehren uns, dass wir uns von den kursierenden Mythen der neutestamentlichen Forschung verabschieden müssen. Vielmehr zeigt sich nach und nach immer mehr, dass die Evangelien historische Berichte von höchster Genauigkeit sind, die unabhängig voneinander entstanden. Die Verfasser der Evangelien sind sehr nüchterne Berichterstatter, die sehr umsichtig schrieben. Allein schon das redaktionelle Postskriptum zum Johannesevangelium (»Eben dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und aufgeschrieben hat …«) zeigt, dass dies keine Ergüsse einer theologischen Berauschtheit der ersten Christen war. Und dennoch gibt es nach wie vor eine Menge an Mythen der neutestamentlichen Forschung, die sich hartnäckig halten.

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