Liebe Leute,
ich habe beruflich mit den Mühlen zu tun. Die Frage des Lehrers ist, finde ich, berechtigt, dass er deswegen austickt nicht: wo kommt eigentlich das Mehl her? Bauern und Bäcker kennt jeder, wo das Mehl dazu herkommt weiss nur ein Bruchteil der Bevölkerung. „Aus der Fabrik“ ist da noch eine gute Antwort, aber nur zum kleinen Teil richtig.
Mühlen heute
- Erstmal sollte man zwischen historischen Mühlen und aktiven Mühlen unterscheiden. Die Wind- und Wassermühlen gehören weitestgehend der Vergangenheit an, solche Mühlen sind Nostalgie.
- Moderne Mühlen sind hoch technisierte Spezialbetriebe, aber es gibt sie in allen Größen: vom Dreimannbetrieb auf der schwäbischen Alb bis zu Mühlen im industriellen Masstab. (alle Infos unter www.muehlen.org, der Homepage des Verbandes Deutscher Mühlen.)
- Etwa 600 aktive Mühlen gibt es noch in Deutschland
- Die Größe einer Mühle misst man in Tonnen Vermahlung: der Dreimannbetrieb vermahlt vielleicht 200 Tonnen Getreide im Jahr, eine wirklich grosse Mühle über 200.000 Tonnen (das ist wirklich viel!) 8 Millionen Tonnen Brotgetreide werden in Deutschland vermahlen, daraus entstehen ca. 6 Millionen Tonnen Weizenmahlprodukte und ca. 900.000 Tonnen Roggenmahlprodukte.
Woher kommt das Getreide?
- Das Getreide für die Mühle kommt entweder vom Landwirt selbst oder von Landhandelsbetrieben, die viel Getreide auf Lager haben. Beides (Landwirte und Landhandelsbetriebe) gibt es in verschiedenen Größen: vom Einmann-Nebenerwerbsbauern bis zum riesigen Ex-Kombinat in Sachsen-Anhalt, von Landhandel mit einem Getreidesilo bis zur Agravis mit Tausenden Mitarbeitern. (Tip: beim Bauernverband oder den Raiffeisengenossenschaften informieren)
- Etwa 95 % des Getreides, das in Deutschland vermahlen wird, kommt auch aus Deutschland. Weil wir in diesem Jahr eine ziemlich schlechte Getreideernte hatten kommen ausnahmsweise mehr Importe aus Amerika, der Löwenanteil ist aber hiesiges Getreide.
- Die wichtigsten Brotgetreide sind Weizen und Roggen. Dinkel (eine Unterart des Weizens) ist in letzter Zeit sehr beliebt, die vermahlene Menge ist aber gering.
- Nur weil es Weizen- und Roggenmehl gibt haben wir in Deutschland Hunderte von Brotsorten: die meissten davon sind Kombinationen aus Weizen- und Roggenmehl
Wie arbeitet eine Getreidemühle?
- Die Mühlen arbeiten mit sog. Mahlstühlen: das sind Gestelle aus Stahl, in die zwei Stalwalzen eingehängt werden. Davon stehen eigentlich immer mehrere hintereinander. Die werden so eingestellt, dass das Korn erst geschält und dann vermahlen wird. Mühlen werden elektrisch betrieben.
- Vor der Vermahlung wird das Getreide gereinigt, dafür gibt es eine ganze Reihe von Spezialmaschinen
- Nach dem Vermahlen wird gesiebt und das Getreide in Schrot, Griess und verschiedene Mehle sortiert
Wo kommt das Mehl bei Rewe her?
- Die Mehlpackungen werden meisstens bei der Mühle selbst gefüllt und verpackt. Oft steht auf der Mehlpackung aber nicht der Name der Mühle, sondern der Name des Supermarktes oder von einer Vertriebsgesellschaft. Im Zweifel muss der Supermarkt aber Asukunft geben können von welcher Mühle das Mehl kommt.
- nur ca. 7 % des Mehles landen im Supermarkt-Regal. Der Rest geht an Bäckereien (auch in allen Größen) und an die sonstige Lebensmittelwirtschaft
Für weitere Details bitte wie oben erwähnt beim Verband Deutscher Mühlen informieren, oder bei Wikipedia.
Zwei Anmerkungen noch zum Schluss:
An den Fragensteller:
Den Müller-Beruf kann ich nur empfehlen, auch für Abiturienten oder Fachabi-Kandidaten: eine anspruchsvolle, aber hoch spannende Ausbildung, die gut zu schaffen ist. Kleiner Bonus: eine Arbeitsplatzgarantie praktisch überall in Deutschland, denn Müller sind gefragte Spezialisten. Auch im Ausland oder in anderen Branchen (z.B. Futtermittelherstellung) werden deutsche Müller eigentlich sofort genommen und verdienen gut. Wer Spaß an Technik hat und nicht ganz auf den Kopf gefallen ist kann hier super landen. Schau auf der oben genannten Seite unter "Die Müllerei", dann unter "Ausbildung" nach.
An alle: Es gibt keinen Grund, jemanden wegen einer solchen Frage kleinzumachen („das weiss doch jedes Kind“ oder so – weiss es eben nicht)