Introvertiert? ...

Hallo,

ich heiße Dominik. Ich habe das Gefühl, dass ich introvertiert bin.

Ich liebe es, allein zu sein. Ich liebe es, alleine durch die Gegend zu laufen. Ich liebe es, mich unter Brücken zu setzen, mich einfach eine halbe Stunde auf eine Bank zu setzen und die Natur zu beobachten. Ich liebe es auch, durch den Wald zu laufen, an einen See zu laufen und einfach zu chillen - ganz allein.Ich liebe es, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ziellos durch die Stadt zu fahren - um dann einfach allein zu sein. Wenn ich Musik höre, versinke ich in einer eigenen Welt. Sowas gibt mir viel Kraft und ich fühle mich dabei sehr glücklich und gut - wenn ich dann aber wieder zu hause bin, möchte ich mich am liebsten gleich wieder vertreiben. Mir geht die Arbeits- und Stadtwelt auf den Sack, so grau.

Ich mag es nicht, in der Stadt herumzulaufen. Partys mag ich schon garnicht und große Menschenmassen auch nicht. Wenn ich gezwungen werde, anfangs mit fremden Personen in Kontakt zu sein, fühle ich mich sehr unwohl. Die sollen mich in Ruhe lassen, diese Menschen. Wenn in der Berufsschule viel Lärm ist, mag ich dies auch nicht. Wenn eine Teamarbeit ansteht, verhalte ich mich still. Ich beobachte einfach, was meine Klassenkameraden machen. Natürlich muss ich auch mitmachen und gebe meine kleinen Kommentare dazu, sonst bin ich eher ruhig. Wenn viel los ist, fühle ich mich unwohl. Ich möchte einfach allein sein.

Ich habe 5 sehr gute Freunde die mir reichen. Natürlich lache ich auch, ich hab auch meinen Spaß mit Menschen - ich muss nur großes Vertrauen zu den Menschen aufbauen, dann lache ich mit ihnen und rede über alles. Da macht mir sowas nichts aus und das macht mich auch glücklich. Mehr Freunde hab ich nicht - ist ja auch klar, introvertierte Menschen gibt es selten oder man trifft diese selten. Damit möchte ich jetzt nicht sagen, dass diese 5 Freunde introvertiert sind, aber die sind "auf der guten Seite", ich weiß, dass diese Freunde Freunde von der besseren Sorte sind. Diese Freunde sind keine "Gangster".

Ich habe ein Gespür, welche Menschen "gut" sind. Wenn die Person ruhig ist und auch eher selten redet, baut sich eine Art Vertrauen auf. Ich merke sowas einfach.

Mir fällt es schwer, Kontakte und Freundschaften zu knüpfen. Wenn ich jemanden sehe, der in "Gangstersprache" spricht, schaudert es mich. Auch wenn jemand wie ein "Gangster" aussieht - mit solchen Leuten kann ich keine Freundschaften knüpfen. Niemals.

In Foren oder auf Seiten wie hier, liebe ich es aber wiederum mit anderen zu schreiben. Schließlich kennt man sich oft nicht. Ich gebe auch gerne Rat und helfe anderen.

Mein Hauptgrund, wieso ich diese Frage eröffne ist, um zu Fragen, wie man in solch einer Gesellschaft als möglicher introvertierter klar kommt. Dutzende an fremden Menschen mit denen ich mich unwohl fühle, zumindest für eine Zeit.

Ich hoffe hier auf Rat, Tipps oder Antworten. Vielleicht kennt sich ja jemand damit aus.

Gruß, Dominik

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hey Dominik,

Ich denke tief im inneren sind viele Menschen wie du, viele von denen du es niemals denken würdest. Oft ist es nur Fassade, wenn jemand 'ne große Klappe hat, laut ist, oder ähnliches. Ich, zum Beispiel, bin eher der Typ der dauernd im Mittelpunkt steht, auf Party's die Stimmung macht, aber eigentlich gibt es da noch eine andere Seite an mir, eine die nur sehr wenige Menschen kennen. Meine Eltern, mein bester Freund, meine beste Freundin, meine Schwester - sonst niemand eigentlich. Ich bin sehr mitfühlend, auch wenn ich auf der anderen Seite Menschen oft verletze, ich höre gerne anderen zu, helfe ihnen, ohne dass ich jemals mir helfen lassen würde. Es gibt nichts schöneres als Musik anzumachen, um eine Stimmung zu erreichen, oder eine Stimmung zu begleiten, mich dabei in meine eigene kleine Welt zurück zu ziehen, in der alles viel klarer ist, viel mathematischer. Erklärbarer. Oder auch in einem guten Buch zu versinken, sich in diese hypothetische Welt einzudenken, die eine bessere ist als diese. Ich schreibe auch selbst unglaublich gerne, sitze an einem Buch über den Abgrund der heutigen Gesellschaft, Depression, Drogenmissbrauch, Sex - was mir sehr am Herzen liegt, weil die Menschheit viel zu blind für ihre Mitmenschen und besonders für ihre Jugend durch die Gegend läuft. Jeder Mensch, du, ich, der nächste dem du begegnest hat eine Schutzmechanismen, deiner ist es wohl, dass du verschlossen bist, meiner das ich unheimlich offensiv bin, wobei alle die, die mich dauernd überschwänglich begrüßen nichts über mich wissen und sich trotzdem freuen mich zu sehen. Seltsam, oder? Wie kommt es dazu, dass sich Menschen über die Anwesenheit von anderen freuen, zu denen sie keinen wirklichen Bezug haben, oder nur oberflächlichen? Wieso trifft es Menschen, dass jemand stirbt, dessen Film sie gesehen haben, aber ihnen ist es egal, dass jeden Tag vierzigtausend Kinder an Hunger sterben? Wieso glauben Menschen an eine höhere Macht, widmen sich dieser, statt sich einer Wissenschaft zu widmen (und nein, Theologie ist für mich keine Wissenschaft!), unser "Dasein" auf diese Weiße zu erklären? Wieso sind manche dumm, manche schlau? Wieso sind wir überhaupt hier? Warum bin ich hier? Ich wette mindestens die beiden letzten Fragen stellst du dir auch oft, oder hast sie dir schon gestellt. Macht uns das nicht alle gleich? Das wir einen Sinn in unserer Existenz suchen? Ich glaube, im Grunde sind wir alle nicht verschieden, die grundlegendsten Dinge sind gleich. Jeder will nur eines, glücklich sein. Jeder versucht das aber auf seine eigene Weiße zu werden, oder zu bleiben. All die Menschen da draußen haben eine Chance verdient, jeder von ihnen. Die haben Vorurteile über dich, genau so wie du über sie, aber wenn wir die beiseite räumen könnten und einfach nur den Menschen hinter diesen Vorurteilen sehen, uns ihm öffnen, was wäre dann? Wir würden uns mit vielen verbunden fühlen, mit denen wir es niemals für möglich gehalten haben. Klar hab ich auch Vorurteile und die stehen mir oft im Weg, aber im Endeffekt steht man sich damit selbst im Weg. Ich glaube auch nicht, dass wir beide in irgendeinen Dialog gekommen wären, wenn wir uns begegnet wären, ich hätte dich wahrscheinlich als kleines Häuf'chen Elend, ohne Selbstwertgefühl wahr genommen und du mich als..als was eigentlich? Was denkst du über einen 1,83m großen "Schrank", der die Klappe weiter auf macht, als es gut für ihn ist, der direkter und ehrlicher ist, als es die Menschen vertragen? Was denkst du über jemanden, der dir gar nicht so unähnlich sein wird, aber sich dennoch völlig anders präsentiert?

Wir alle behalten unsere intimsten Gedanken, Gefühle und Erlebnisse für uns, oder teilen sie nur mit sehr sehr wenigen Menschen. Damit bist du nicht allein, darin sind wir alle vereint. Oft täuscht der Schein, jeder Mensch sucht sich nur seinen ganz idividuellen Weg durch's Leben zu kommen und jeder hält seinen für den richtigen.

Um jetzt mal auf deine Frage am Ende des Textes. Es gibt keine perfekte Gesellschaft, für niemanden, die Gesellschaft lebt von der Individualität von Stärken und Schwächen jeden einzelnen, wären wir alle gleich würde nichts funktionieren, wir würden nichtmal in Häusern leben. Denn der, der die Idee dazu hatte und der, der sie ausgeführt hat waren zwei völlig unterschiedliche Menschen.

Ich fänd's wirklich nett, wenn wir beide mal was schreiben könnten, über Facebook, Skype, oder so. Das könnte bestimmt interessant für uns beide sein.

klausi

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