Ich war im Sommer in Cala Ratjada (kleines Party-Örtchen im Nordosten
von Mallorca) am Strand promoten (vom größten Anbieter dort), habe einen
Eindruck bekommen, wie es dort so zugeht, und kann folgendes
sagen:

Promoter arbeiten prinzipiell illegal. Wäre es normaler Job,
bekäme man einen Dienstvertrag vorab zum Durchlesen. „Das machen wir
alles vor Ort. Du wirst auf deine NIE-Nummer angemeldet.“ Passierte
nicht, kein Vertrag (hab nämlich danach gerfragt), gar nichts. Absolut
schwarz. Dubios auch die Kennenlern-Gespräche, denn der Promotion-Chef
von dort bestand darauf, über WhatsApp zu telefonieren. Der Big Boss hat
auch die Polizei geschmiert. Er hat sich beschwert, wenn wir der
Polizei nicht verraten, für wen wir arbeiten, denn: "Die Polizei, das
sind meine Freunde!!" Es gibt einen gefakten Strafzettel ohne Bußgeld
und bisschen Auszeit, dann geht es normal weiter. Es sind eigentlich
Sklavenverträge, an denen sich der Chef eine goldene Nase verdient,
weil:

Ca. 70h pro Woche Arbeitszeit. 9 Uhr in der Früh Beginn mit Arbeit
bis 16 Uhr (das heißt in der Hitze am Strand rumlaufen). Dann von 19 bis
22 die Promenaden abspazieren oder an einer bestimmten Kreuzung stehen.
Der Chef fuhr ab und zu vorbei und hat geschaut, ob alle am Arbeiten
sind. Die Pause von 16-19 Uhr ist auch nicht sehr lohnend, denn da muss
man nach Hause, duschen, essen, umkleiden usw. Wirklich Zeit, Dinge zu
unternehmen, bleibt da nicht. Außerdem ist man müde vom permanenten
Gehen in der Hitze.

Hart umkämpftes Feld: Cala Ratjada hat nicht viele
Strände: Einen kleinen (Cala Moll) und einen größeren (Cala Aguila). Man
ist am Strand die Konkurrenz seines eigenen Teams. Ich wurde etwa mit
fünf anderen Leuten auf einen Strand geschickt, wo angeblich sehr viel
los ist. Dem war aber leider nicht so. In der Regel stehen dann auch
noch die eigenen Leute beim Eingang vom Strand. Ich habe Touristen
angesprochen, die bereits vom eigenen Team angesprochen wurde. Dazu
kommen dann aber noch andere Teams mit Leuten, die andere Sachen
promoten. Außerdem wurden Leute vielleicht schon am Vortag angesprochen
etc. pp. Ich will gar nicht wissen, wie hoch die Konkurrenz am
Ballermann ist.

Bezahlung ist nur Provision: 7€ für eine
Segel-Katamaran-Fahrt, die über 50€ kostet, Trips zum Ballermann, und
All you can Drink Saufparties in den lokalen Clubs. Also teure Späße.
Verkauft man nicht, bekommt man nichts gezahlt. Viele Leute wollen
zuerst überlegen, oder in einem Geschäft bezahlen. So kommt es dann,
dass die Konkurrenz schneller war, oder man einfach nicht überzeugt hat.
Ich habe mir am Anfang zu wenig von meinen Kollegen abgeschaut, wie man
diese anfängliche Skepsis bei den Leuten überwindet, denn: Es ist nicht
ganz einfach, Leute zu einer Sofort-Zahlung zu überreden. Ich habe
deshalb auch nach der „Einschulung“ (das heißt: Mitlaufen) 1,5 Tage lang
nichts verkauft. Leute müssen überzeugt werden, warum sie gerade jetzt
kaufen sollen. Ich habe auch wirklich sehr viel gegeben. Sehr oft war
einfach die Konkurrenz schneller. Gerade große Gruppen sind oft sehr
interessiert und die gibt es wenige bzw. sind schnell von anderen
angesprochen. Leider nichts gerissen, warum auch immer. Chef jedenfalls
nach 1,5 Tagen: „Das ist nichts für dich. Du kannst heute noch in der
Wohnung schlafen, aber für morgen musst du dir ein Hostel suchen.“

Ich habe viele getroffen, auch Kollegen, die freiwillig gegangen sind, und
sich einen schönen Urlaub machten, denn Urlaubsgefühl kommt da eher
nicht auf. Ich kann es ihnen deshalb auch nicht verübeln. Andere wurden
ebenfalls rausgeworfen, manche auch, weil der Chef mitbekommen hat, dass
man sich bei der Konkurrenz umhörte. Da wird man einfach so zur Seite
genommen, dass die anderen es nicht mitbekommen und verschwindet von der Bildfläche. Es kamen und gingen permanent Promoter. Man bekommt deshalb auch sehr easy einen Job. Diejeingen, die sich für die Konkurrenz
interessierten, wurden direkt auf die Straße gesetzt und mussten sich
für denselben Abend noch eine Bleibe suchen. Und das war auch nicht sehr
einfach dort.

Die Kollegen, die viel verkauften, waren extrem offene und
extrovertierte Leute. Und ohne diese Charaktereigenschaften würde ich
das auch nicht versuchen. Gerade Leute, die Lust auf Abenteur haben,
kaufen – und das können diese Leute am besten vermitteln, weil sie
größtenteils selber eine Party-Ausstrahlung haben. Selber nie auf der
Bootstour gewesen zu sein, ist natürlich blöd, wenn man dann nicht weiß,
was man eigentlich verkauft. Also nur wer weiß, dass er sehr
extrovertiert ist und Leuten ein Party-Feeling vermitteln kann – für
denjenigen mag das vielleicht was sein.

Tip für Leute, die auf Mallorca arbeiten wollen: Die Gastronomie sucht immer Leute. Wer sich die Mühe macht, sich vorher eine spanische Sozialversicherungsnummer zu besorgen (NIE), dürfte auch vor Ort spontan einen Job finden können.

Ich war anfangs hochmotiviert und war sogar in meinen Pausen joggen,... habe dann aber sehr viel Energie auf Mallorca gelassen und kam ausgelaugt
zurück – ein Erlebnis, welches ich mir anders vorgestellt habe. Egal, ob
man überhaupt was verkauft, ist es auch so stressig genug mit dem
ständigen Druck, verkaufen zu müssen. Vielleicht ist es bei
verschiedenen Anbietern anders, auf Cala Ratjada läuft es aber nur so
ab. Zum Ballermann kann ich leider nichts sagen, denke aber auch, dass
man nur auf Provisionsbasis arbeitet und dass es hart ist - vielleicht
sogar noch härter. Ich kann dieses Thema hier nicht so stehen lassen,
ohne vor den gefährlichen Risiken eines solchen Jobs zu warnen.

Die Berichte im Internet sind meist nicht aus First-Hand, von daher von mir
ein erster Eindruck.

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Ich war im Sommer in Cala Ratjada (kleines Party-Örtchen im Nordosten von Mallorca) am Strand promoten (vom größten Anbieter dort), habe einen Eindruck bekommen, wie es dort so zugeht, und kann folgendes sagen:Promoter arbeiten prinzipiell illegal. Wäre es normaler Job, bekäme man einen Dienstvertrag vorab zum Durchlesen. „Das machen wir alles vor Ort. Du wirst auf deine NIE-Nummer angemeldet.“ Passierte nicht, kein Vertrag (hab nämlich danach gerfragt), gar nichts. Absolut schwarz. Dubios auch die Kennenlern-Gespräche, denn der Promotion-Chef von dort bestand darauf, über WhatsApp zu telefonieren. Der Big Boss hat auch die Polizei geschmiert. Er hat sich beschwert, wenn wir der Polizei nicht verraten, für wen wir arbeiten, denn: "Die Polizei, das sind meine Freunde!!" Es gibt einen gefakten Strafzettel ohne Bußgeld und bisschen Auszeit, dann geht es normal weiter. Es sind eigentlich Sklavenverträge, an denen sich der Chef eine goldene Nase verdient, weil:Ca. 70h pro Woche Arbeitszeit. 9 Uhr in der Früh Beginn mit Arbeit bis 16 Uhr (das heißt in der Hitze am Strand rumlaufen). Dann von 19 bis 22 die Promenaden abspazieren oder an einer bestimmten Kreuzung stehen. Der Chef fuhr ab und zu vorbei und hat geschaut, ob alle am Arbeiten sind. Die Pause von 16-19 Uhr ist auch nicht sehr lohnend, denn da muss man nach Hause, duschen, essen, umkleiden usw. Wirklich Zeit, Dinge zu unternehmen, bleibt da nicht. Außerdem ist man müde vom permanenten Gehen in der Hitze.Hart umkämpftes Feld: Cala Ratjada hat nicht viele Strände: Einen kleinen (Cala Moll) und einen größeren (Cala Aguila). Man ist am Strand die Konkurrenz seines eigenen Teams. Ich wurde etwa mit fünf anderen Leuten auf einen Strand geschickt, wo angeblich sehr viel los ist. Dem war aber leider nicht so. In der Regel stehen dann auch noch die eigenen Leute beim Eingang vom Strand. Ich habe Touristen angesprochen, die bereits vom eigenen Team angesprochen wurde. Dazu kommen dann aber noch andere Teams mit Leuten, die andere Sachen promoten. Außerdem wurden Leute vielleicht schon am Vortag angesprochen etc. pp. Ich will gar nicht wissen, wie hoch die Konkurrenz am Ballermann ist.Bezahlung ist nur Provision: 7€ für eine Segel-Katamaran-Fahrt, die über 50€ kostet, Trips zum Ballermann, und All you can Drink Saufparties in den lokalen Clubs. Also teure Späße. Verkauft man nicht, bekommt man nichts gezahlt. Viele Leute wollen zuerst überlegen, oder in einem Geschäft bezahlen. So kommt es dann, dass die Konkurrenz schneller war, oder man einfach nicht überzeugt hat. Ich habe mir am Anfang zu wenig von meinen Kollegen abgeschaut, wie man diese anfängliche Skepsis bei den Leuten überwindet, denn: Es ist nicht ganz einfach, Leute zu einer Sofort-Zahlung zu überreden. Ich habe deshalb auch nach der „Einschulung“ (das heißt: Mitlaufen) 1,5 Tage lang nichts verkauft. Leute müssen überzeugt werden, warum sie gerade jetzt kaufen sollen. Ich habe auch wirklich sehr viel gegeben. Sehr oft war einfach die Konkurrenz schneller. Gerade große Gruppen sind oft sehr interessiert und die gibt es wenige bzw. sind schnell von anderen angesprochen. Leider nichts gerissen, warum auch immer. Chef jedenfalls nach 1,5 Tagen: „Das ist nichts für dich. Du kannst heute noch in der Wohnung schlafen, aber für morgen musst du dir ein Hostel suchen.“Ich habe viele getroffen, auch Kollegen, die freiwillig gegangen sind, und sich einen schönen Urlaub machten, denn Urlaubsgefühl kommt da eher nicht auf. Ich kann es ihnen deshalb auch nicht verübeln. Andere wurden ebenfalls rausgeworfen, manche auch, weil der Chef mitbekommen hat, dass man sich bei der Konkurrenz umhörte. Da wird man einfach so zur Seite genommen, dass die anderen es nicht mitbekommen und verschwindet von der Bildfläche. Es kamen und gingen permanent Promoter. Man bekommt deshalb auch sehr easy einen Job. Diejeingen, die sich für die Konkurrenz interessierten, wurden direkt auf die Straße gesetzt und mussten sich für denselben Abend noch eine Bleibe suchen. Und das war auch nicht sehr einfach dort.Die Kollegen, die viel verkauften, waren extrem offene und extrovertierte Leute. Und ohne diese Charaktereigenschaften würde ich das auch nicht versuchen. Gerade Leute, die Lust auf Abenteur haben, kaufen – und das können diese Leute am besten vermitteln, weil sie größtenteils selber eine Party-Ausstrahlung haben. Selber nie auf der Bootstour gewesen zu sein, ist natürlich blöd, wenn man dann nicht weiß, was man eigentlich verkauft. Also nur wer weiß, dass er sehr extrovertiert ist und Leuten ein Party-Feeling vermitteln kann – für denjenigen mag das vielleicht was sein.Tip für Leute, die auf Mallorca arbeiten wollen: Die Gastronomie sucht immer Leute. Wer sich die Mühe macht, sich vorher eine spanische Sozialversicherungsnummer zu besorgen (NIE), dürfte auch vor Ort spontan einen Job finden können.Ich war anfangs hochmotiviert und war sogar in meinen Pausen joggen,... habe dann aber sehr viel Energie auf Mallorca gelassen und kam ausgelaugt zurück – ein Erlebnis, welches ich mir anders vorgestellt habe. Egal, ob man überhaupt was verkauft, ist es auch so stressig genug mit dem ständigen Druck, verkaufen zu müssen. Vielleicht ist es bei verschiedenen Anbietern anders, auf Cala Ratjada läuft es aber nur so ab. Zum Ballermann kann ich leider nichts sagen, denke aber auch, dass man nur auf Provisionsbasis arbeitet und dass es hart ist - vielleicht sogar noch härter. Ich kann dieses Thema hier nicht so stehen lassen, ohne vor den gefährlichen Risiken eines solchen Jobs zu warnen.Die Berichte im Internet sind meist nicht aus First-Hand, von daher von mir ein erster Eindruck.

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