Ich meine, beides gilt nicht, also weder meistüber- noch unterschätzt (Betonung auf "meist"). Ich selber halte den Wankelmotor (=Kreiskolben-Rotationsmaschine) für überschätzt, und zwar weil er ja zuallererst eine Wärmekraftmaschine sein soll, und dafür bringt er eine unglaublich ungünstige Brennraumform mit. Die "inneren" Dichtungen, Öldichtung am Kolben, die Dichtleisten an der Seiten sowie vorrangig die Dichtleisten der Kolbenkanten funktionieren allesamt schlechter als das, was man beim Hubkolbenmotor antrifft; die einstufigen Dichtleisten erfüllen ihre Arbeit weitaus ungenügender als die drei Ringe eines Kolbens.
Beim Wankelmotor schließt die Verbrennung aus vielen Gründen nicht in der Brennkammer ab, sondern erst im Auspuff; damit kann die Energie des Kraftstoffs keine mechanische Arbeit am Kolben verrichten. Die Verbrennung ist eben wegen der Brennraumform unvollständig, dauert zeitlich länger, und außerdem transportiert der Kolben bei hohen Drehzahlen das Gemisch schneller (bspw. 70 m/s), als es verbrennt (ca. 20-30 m/s).
Es gibt ausgesprochene Wankelfans, aber die drehen im Museum nur den Kolben an einem dort ausgestellten Demo-Motor herum, und dort sieht man halt nicht, was wirklich passiert und was wichtig ist. Und die gleichen Wankelfans hätten ja Tausende von Mazda RX-8 kaufen können, machten sie aber nicht - Hersteller leben aber von Neuwagen. Das Auto erreichte nur kleine Stückzahlen und wurde letztendlich wegen Abgasproblemen (=mangelhafte Verbrennung) vom Markt genommen.
Wer Interesse hat hinsichtlich Vor- und Nachteile des Wankelmotors: C111-2 (mparschau.de)
Vieles, was man heute zum Wankelmotor als Pro- oder Contra-Argumente anführt, ist sehr oberflächlich, weil die echten, wichtigen Details nur die Hersteller wissen können, und der letzte Anbieter Mazda hat sich - verständlicherweise - bedeckt gehalten. Der Wankelmotor ist zweifelsfrei kleiner und leichter, besitzt weniger Teile, war aber trotzdem teurer herzustellen.
Gern wird ja auch mitgeteilt, die Mazda mit Wankelmotor im Le-Mans-24h-Rennen 1991 hätte die Konkurrenz weit überlegen geschlagen. In Wirklichkeit waren die schnellsten Autos die Sauber-Mercedes, mit auch noch niedrigerem Verbrauch, und der siegreiche Mazda durfte 170 kg leichter antreten als die anderen - sowas wird dann wie zufällig nicht weiterzählt. Der Mazda hat das Rennen gewonnen, aber um 24h durchzuhalten, müssen sehr viele Dinge stimmen, die Konkurrenz scheiterte manchmal an winzigen Kleinigkeiten, bei Mercedes wars wohl der Halter der Lichtmaschine.
Mich hat beim letzten Wankel-Mazda RX-8 immer gewundert, daß gleichstarke Autos (231 PS, also Autos von vielleicht 200-250 PS) eine merklich höhere Endgeschwindigkeit haben, deutlich schneller in der Beschleunigung sind, z.B. 0-200 km/h (meist 5-8 Sekunden, das ist für sportlichere Autos sehr viel) und dann fast immer auch im normalen Betrieb mehrere Liter weniger verbrauchten.
Die Wankel-Mazda wurden vor jetzt zehn Jahren eingestellt, aber Mazda ist mit der Baureihe MX-5 enorm erfolgreich, angeblich der meistgebaute Sportwagen geringerer bis mittlerer Motorleistung, der neueste hat 184 PS - mit Hubkolbenmotor.