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Ja, das ist tatsächlich so.
Ich habe in Münster Zahnmedizin studiert und wir wurden zusammen mit den Humanmedizinstudenten im Fach Anatomie unterrichtet. Dazu gehört selbstverständlich auch das präparieren und sezieren von Körperspendern (bei uns damals im 2. Semester).
Wir mussten den ganzen Körper bearbeiten, nicht nur den Kopf. Das variiert allerdings von Universität zu Universität bzw von Bundesland zu Bundesland.
Mach dir keinen allzu großen Kopf darum. Ja, der erste Tag, an dem ich mich mit dem Körperspender konfrontiert war, war irgendwie hart. Der Geruch ist fremd, für viele Übelkeitserregend, und natürlich ist es ein merkwürdiges Gefühl, wenn man zum ersten Mal in seinem Leben einen toten Menschen sieht, der völlig unbekleidet auf einem kalten Metalltisch liegt.
Ich kann dir aber aus Erfahrung sagen, dass das Gefühl schnell verschwindet. Man gewöhnt sich einfach daran, so blöd das auch klingt. Nach ein paar Stunden wirst du keinen oder nur noch wenig "Ekel" empfinden.
Bei uns war es auch so, dass die Körperspender zunächst auf dem Bauch lagen, sprich dass man ihr Gesicht nicht sehen konnte. In den ersten Wochen haben wir nur die Rückansicht zu Gesicht bekommen, was denke ich ein guter Einstieg war.
Bedenke auch, dass das Wort "Leiche" vielleicht falsche Assoziationen hervorruft. Diese Menschen sind keine von Unfällen oder gar Morden "verunstaltete" Leichen, sondern Menschen, die ihre Körper willentlich der Wissenschaft verschrieben haben. Es ist also nicht ganz so makaber wie viele Leute denken.
Am Ende des Semesters gab es bei uns für alle Körperspende eine Trauerfeier vor der Beisetzung. Alle Studenten wurden angehalten, der Feier beizuwohnen. Ich empfand es damals als wohltuend, zu wissen, dass auch die Körperspender ihren letzten Frieden genießen dürfen. Zudem helfen sie hunderten von Studenten, ein fundierteres wissenschaftliches Wissen zu erlangen.
Noch eine weitere persönliche Bemerkung: Nach der ersten Konfrontation mit dem Körperspender habe ich es gerade noch so in meine kleine Wohnung geschafft, bis mir doch ein paar Tränchen flossen ;) Das passiert. Es war emotional einfach etwas aufreibend. ABER, nach dem zweiten Semester habe ich bis zum Ende meines Studiums freiwillig in der Anatomie gearbeitet. JA genau, ich habe mich noch einige Jahre komplett freiwillig mit den Körperspenden abgegeben ;)