Die Geschlechtertrennung bei den Haredim (auch ultraorthodoxe Juden genannt) hat zwei Gründe:

Erstens: Im Judentum hat man immer großen Wert auf Keuschheit und auf Sittsamkeit gelegt. Heilig zu sein geht in den historischen jüdischen Texten (wie Tora, Talmud, Shulchan Aruch) nur wenn man freizügige Kleider und vulgäre Ausdrücke vermeidet und nicht zu viel Zeit mit dem anderen Geschlecht verbringt. Es gibt eine Menge Regeln, die in den Büchern stehen und die orthodoxe Juden immer noch befolgen. Einige Beispiele: man darf Tieren nicht bei Paarung zuschauen, ein Mann darf nicht in der Anwesenheit einer Frau nicht beten, wenn die Frau ihre Arme, Beine und Haare nicht bedeckt, man darf über Sexualität nur reden, wenn es unvermeidlich ist und wenn Euphemismen verwendet werden, eine Frau darf nicht vor Männern singen usw. Die heutigen ultraorthodoxen Juden lassen sich von diesen Traditionen inspirieren.

Zweitens: die heutigen ultraorthodoxen Juden haben nach den zweiten Weltkrieg eine Kultur entwickelt, die immer noch extremere und strengere Auslegungen bevorzugt, und dass betrifft auch die Keuschheit und Sittsamkeit. Vor 500 Jahren gab es noch keine orthodoxe oder ultraorthodoxe Juden, es gab nur traditionelle Juden, aber in allen Synagogen gab es trotzdem Geschlechtertrennung. Außerhalb der Synagoge haben Juden sich meistens so verhalten, wie die nicht-Juden und die nicht-jüdische Gesellschaft auch (damals waren Juden überall eine Minderheit). In der heutigen ultraorthodoxen jüdischen Kultur versuchen alle ein Stück weiter gehen und noch "heiliger" sein, und was für die Eltern etwas neues war ist für die Kinder "wie es immer schon war" und die Kinder müssen dann noch ein Stück weiter gehen, noch strengere Regeln befolgen. Einige Leute sagen, dass diese Kultur eigentlich eine Reaktion auf den Holocaust ist, dass die Leute nach dem Krieg so traumatisiert waren, dass sie ein bisschen verrückt geworden sind.

Jeder hat Recht auf eigene Meinung, aber alle ultraorthodoxe Juden pauschal zu verurteilen, finde ich ein bisschen überheblich. Meiner Meinung nach gibt es in jeder Kultur Gutes und Schlechtes.

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