Als Kieler Dach bezeichnet man den in Kiel häufig anzutreffenden Dachtyp, bei dem im obersten Geschoss zur Straßenseite hin ein Satteldach in Traufstellung vorgetäuscht wird, indem jenes Geschoss eine steile (etwa 75°) mit Dachsteinen versehene Sichtfläche von Geschosshöhe besitzt. Daran schließt sich ein Flachdach an, das nach hinten leicht abfällt (ca. 5° gegen die Waagerechte), und bis zur rückseitigen Fassade reicht. Die Rückfassade ist senkrecht bis zur Dachkante aufgeführt. Der flache Dachteil ist üblicherweise lediglich mit Dachpappe belegt.

Durch diese Dachkonstruktion ist im Dachgeschoss noch ein Vollgeschoss möglich. Zur Straßenseite hin sind meist Gauben vorhanden, an der Rückseite gibt es gewöhnliche Fenster. Die Geschossdecke ist im Inneren waagerecht; der nach hinten flach abfallende Keil zwischen Geschossdecke und Dachhaut lässt lediglich Platz für einen Kriechboden.

Dieser Dachtyp ist Standard bei den Kieler Arbeiterwohnhäusern, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut wurden. Bei Häusern, deren Nachbarhäuser fehlen, kann man diesen Dachaufbau von der Seite her klar erkennen. Ursprüglich wurde der Dachraum für Bodenkammern und Trockenboden genutzt; die vorderen Gauben waren dann eher dekoratives Element. Heute sind im obersten Geschoss häufig Wohnungen eigebaut worden und neben den Gauben Dachflächenfenster ergänzt worden.

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