Hallo zusammen... ich antworte hier mal als betroffene "neue" Partnerin.

Viele Antworten sagen das, was ich auch denke: es kommt immer darauf an und es liegt an dem Menschen selbst, wann die Zeit für eine neue Beziehung gekommen ist. Aber als neuer Partner muss man sich auch im klaren darüber sein, dass es einen grossen Unterschied zu einer Beziehung nach einer Trennung gibt gegenüber einer neuen Beziehung nach dem Tod eines geliebten Menschen. Das eine ist eine Entscheidung, die man selbst trifft, das andere wird einem genommen.

In meinem Fall war mein Partner der neue Lebensgefährte seiner Freundin für über 6 Jahre, nachdem sie durch Tod ihren Mann verloren hat (sie sind einige Monate nach seinem Tod zusammen gekommen), bevor sie letztes Jahr selbst verstorben ist. Ihre 2 Kinder sind nicht seine "biologischen" Kinder, er ist auch nicht ihr Vormund, jedoch eine Art bester Freund für sie. Die Kinder sind zwischen Teenie und Volljährigkeit. Beide sind nunVollwaise.

Ich war übrigens zu dem Zeitpunkt als wir uns kennen lernten schwanger und habe kurz später mein Kind verloren. Er hat meine Trauer verstanden, ich seine oder besser: ich versuche sie zu verstehen, nachzufühlen. Wir sind auf der einen Seite für den anderen da, wenn wir trauern, und doch leben wir beide endlich wieder – blicken in eine Zukunft die vorher zerbrochen schien.

Für mich war und ist es absolut "normal", dass ich von mir aus immer hinter der Familie zurück stecke, aber als Ansprechpartnerin da bin- aber nur wenn ich gefragt werde. Ja, das ist manchmal schwer, aber es gehört dazu. Ich hatte zu Anfang auch eine gewisse Angst vor dieser Beziehung – ich wusste nicht ob es „richtig“ sein kann – ob wir eine Chance haben, wie ich akzeptiert werde.

Ein verstorbener geliebter Mensch wird immer ein Teil des Partners sein, für den man sich entschieden hat.

Besonders schwer ist es immer zu Anlässen wie Geburtstag, Weihnachten,... ich stelle dazu nie Forderungen. Ich freue mich nur, dass ich von ihrer Familie bislang akzeptiert wurde und mag die Kinder wirklich gerne. Wenn eine neue Partnerin dies nicht akzeptiert - dann versteht sie nicht, wie weh ein solcher Verlust tut. Es ist auch nicht leicht – für keine der betroffenen Seiten – der Familie zu sagen, dass es einen neuen Menschen in dem Leben gibt. Das ist eine wirkliche Herausforderung – das wie und wann. Doch ich muss sagen, dass ich im nachhinein froh bin, dass wir auch diesen Schritt gut gemeistert haben und das es so gut gelaufen ist.

Für mich käme es nie in Frage, dort zu übernachten - das ist der Bereich, der ihrer Familie gehört. Das ist für mich eine Grenze, die ich aus respekt nicht überschreiten werde. Wenn, kommt er zu mir. Ich bin wenn „nur zu Besuch“ und fahre am Abend wieder.

Und ja, es tut mir auch manchmal weh, dass ich ihn zur Zeit noch nicht täglich sehen kann – aber auch das gehört einfach dazu. Vielleicht lässt das manchmal ein Gefühl von Zweifel aufkommen - aber das wäre verkehrt. Es gibt keine Zeit, die Trauer braucht. Der eine macht nach Wochen weiter und schaut in die Zukunft, andere brauchen Monate, Jahre... Es kommt in meinen Augen viel mehr darauf an, dass man die Kompromisse akzeptiert, zuhört, über Gefühle reden kann – uns es ist wichtig, zuzuhören und zu reden. Wir haben z.B. schon oft zusammen auf der Couch gesessen und geweint. Ein Gefühl welches immer wieder in mir aufkommt ist zum Beispiel, dass es unfair ist, dass ich wieder lieben "darf", weil den beiden ihr Glück verwehrt blieb.

Ich weiss, dass er sie geliebt hat und sie wird immer ein Teil von ihm sein. Das ist auch gut so. Es gibt für mich kein "Konkurrenzdenken". Ich kann und will niemanden ersetzen, nur ein neuer Partner sein.

Aber der Aufbau einer neuen Beziehung erfordert von beiden Partnern viel Kraft und Respekt vor den Gefühlen des anderen und der Familie. Im Grunde ist es die berühmte Frage nach dem „richtig“ und „falsch“ – aber die kann keiner abschliessend beantworten. Es gibt nur die Möglichkeit, seinen eigenen, individuellen Weg zu finden.

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