Um nur ein paar aufzulisten:
Konstantinische Wende (313 n. Chr.): Gefälschte Urkunde behauptete, dass Kaiser Konstantin der Große dem Papst die weltliche Herrschaft über Rom und den Westen des Römischen Reiches übertrug.
Die Zwei-Schwerter-Lehre von Gelasius I. (492-496), die für einen Streit um die Macht sorgte, der über Jahrhunderte ging (s. bspw. Johannes XXII. gegen Ludwig IV.).
Investiturstreit (1075-1122): Auch nur ein Streit um Macht (ob Kaiser das Recht habe, Bischöfe zu ernennne). Der Streit sorgte für eine immense politische Instabilität.
Kreuzzüge: Da muss ich jetzt wohl nicht weiter drauf eingehen.
Katharer-Kreuzzug (1209-1229): Die Glaubensrichtung der Katharer galt als ketzerisch: Es war ein brutaler Kreuzzug gegen europäische Christen.
Inquisition (12.-19. Jh.): Der 'weltliche' Machtapparat, der vermeintliche Ketzer verfolgte und nur die eigene Ideologie duldete (Folter, Enteignungen, Hinrichtungen etc.).
15.-19. Jh.: Der Vatikan duldete und legitimierte die Sklaverei. S. bspw. Bulle Dum Diversas
Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit (15.-18. Jh.)
Verfolgungen, Kriege, Massaker im langfristigen Zuge des Dreßdener Vertrages (1555). Die Gegenreformation (vom Jesuitenorden durchgeführt) sollte Gebiete gewaltsam zurückführen, die protestantisch geworden sind.
Dreißigjähriger Krieg (1618-1648): Der Krieg war ursprünglich ein religiöser Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken.
Insgesamt: Kirchenstaat und Papsttum (bis 1870): Bis hierhin hatte fast jeder Papst versucht, eine weltliche Macht zu sichern und zu erweitern. 1870 verlor der Papst die Kontrolle über den Kirchenstaat. Papst Pius IX. versuchte bis zuletzt, die weltliche Macht des Papsttums zu sichern. In seinem Werk Syllabus Errorum stellte er sich gegen Menschenrechte, die Demokratie und den Liberalismus.
Kollaboration mit dem Faschismus: Der Vatikan arbeitete mit dem Regime unter Mussolini und dem unter Franco zusammen. Bereits 1929 sicherte der Vatikan dem faschistischen Itlaien offiziell seine Unterstützung zu. Diese Regime verfolgten politische Gegner und Minderheiten auf brutalste Weise. In Kroatien kollaborierte die Kirche mit dem Ustascha-Regime, das während des Zweiten Weltkriegs ethnische Säuberungen und Massenmorde verübte. Auch wenn Teile der Kirche Opfern des NS-Regimes halfen, hat der Vatikan dennoch NS-Kriegsverbrechern bei ihrer Flucht geholfen. Durch das Netzwerk, in das auch Priester und kirchliche Organisationen involviert waren, flohen u. a. Adolf Eichmann und Josef Mengele.
Zuletzt die Missbrauchsvorfälle. Sie sind letztlich nur ans Licht gekommen, weil die Opfer mutig genug waren, ihre Stimme zu erheben und gegen das mächtige System der Kirche anzukämpfen. Über Jahrzehnte hinweg blieb ihr Leiden verborgen, da die Kirche systematisch versuchte, die Verbrechen zu vertuschen, Täter zu schützen und Opfer mundtot zu machen. Wir können daher davon ausgehen, dass das wahre Ausmaß dieses Machtmissbrauchs weit größer ist, als bisher bekannt, zumal viele Fälle unentdeckt blieben oder bewusst unterdrückt wurden. Die Tragweite des sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester erstreckt sich über die gesamte Welt. In vielen Ländern wurden umfassende Untersuchungen eingeleitet, die erschreckende Muster von sexuellem Missbrauch, Vertuschung und institutionalisiertem Versagen offenbarten. Tausende von Fällen wurden dokumentiert. Besonders in Ländern, in denen die Kirche eine dominante gesellschaftliche Rolle spielt oder der Einfluss staatlicher Kontrolle gering ist, bleiben viele Verbrechen bis heute unbekannt. Das ist auch der Grund, weshalb wir davon ausgehen müssen, dass dieser Missbrauch auch zu jeder Zeit stattfand, aus welcher wir keine Vorfälle dokumentiert haben: Weil die Kirche zu der entsprechenden Zeit weitaus machtvoller war. Was diese Vorfälle besonders erschreckend macht, ist nicht nur der Missbrauch an sich, sondern die Tatsache, dass die Katholische Kirche ihre Macht dazu nutzte, um diese Verbrechen zu verschleiern. Bischöfe und andere hochrangige Kirchenvertreter verlegten bekannte Täter oft von einer Pfarrei zur nächsten, anstatt sie den staatlichen Behörden zu übergeben. Auf diese Weise konnten Missbrauchstäter ungehindert weiter agieren und neue Opfer finden.
Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche stellen nicht nur individuelle Verbrechen dar, sondern ein umfassendes systemisches Versagen einer Institution, die ihren moralischen und spirituellen Auftrag verraten hat. Der Missbrauch ist ein Ausdruck von Macht, die über Jahrzehnte hinweg nicht hinterfragt wurde, und seine systematische Vertuschung zeigt, wie tief verwurzelt dieses Problem in der Struktur der Kirche war und sicherlich noch ist.
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Mit diesem langen Text wollte ich nun keinen Hass verbreiten oder irgendetwas schüren. Man kann zu den schlechten Dingen noch viel mehr schreiben. Auf der anderen Seite kann man zu den guten Dingen ebenso viel schreiben. Ich möchte nur aufzeigen, dass es genügend Gründe gibt, um die Insitution sehr kritisch zu sehen, was man auch immer tun sollte. Ignoriert man Probleme einfach, werden sie eskalieren.
Der Glaube sollte durch diese Vorfälle nicht beeinträchtigt werden. Wer glaubt, kann das gerne tun, es herrscht Religionsfreiheit. Aber erst durch das Machtkonstrukt des Systems hinter dem Glauben kommen Dinge wie systematischer Hass, der wiederum zu Verbrechen führt, erst zustande. Aus diesem Grund ist es meiner Meinung nach extrem wichtig, sich eher persönlich mit seinem Glauben zu beschäftigen als blindlings einer doch von Menschen gemachten Insitution nachzueifern.