bitte entschuldigt schon mal denn das hier wird bestimmt ein längerer Text.

Ich habe nach einem Jahr Beziehung heraus gefunden, dass mein Freund bereits ein Kind hat.

Ich fang mal ganz am Anfang an, mit 19 ist er ungewollt Vater geworden da seine Freundin ihm erzählt hat, sie verhütet, es aber nicht getan hat. Hier hat er von Anfang an klar gestellt, dass er noch nicht bereit für ein Kind ist und es nicht behalten möchte. Dementsprechend haben sie entschieden, dass Kind zu Adoption frei zu geben. Hier hat die Kindsmutter sich dann ganz knapp vor der Geburt umentschieden. Sie hat nunmal Muttergefühle entwickelt und konnte das Baby dann nicht abgeben, was vollkommen verständlich aber für meinen Freund natürlich ziemlich doof ist, denn er hat nie die Chance bekommen eine Bindung aufzubauen, da er während der Schwangerschaft zwar anwesend war aber nie mit eingebunden wurde. Keine Ultraschalltermine, keine Arztbesuche, keine Gespräche über Schwangerschaft oder Baby das hat sie alles mit ihrer Mutter gemeinsam gemacht, da sie einfach sehr jung war. Auch bei der Geburt saß er eher wie Deko neben dran, aber er ist mit hin weil er sich dazu verpflichtet gefühlt.
Hier nun mal schon zu diesem Aspekt meine Gedanken… und bitte verurteilt mich nicht, ich fühle mich ohne hin wegen diesen Gedanken unglaublich schlecht… aber für mich ist es, als hätte man mir was weg genommen das ich mit ihm gemeinsam haben können… und dann hätte er es halt auch gewollt! Ihm wurde das alles so aufgezwungen und er kann sich überhaupt nicht damit identifizieren.

Kurz nach der Geburt (3-4 Wochen) dann schon die Trennung von der Kindsmutter. Er hat das Kind dann ca. 8 Monate lang immer sonntags abgeholt. Er wusste aber überhaupt nicht was er damit anfangen soll. Mit 19 allein mit einem Baby, er ist damit dann immer zu seiner Oma. Bindung konnte er irgendwie gar nicht dazu aufbauen, er hat es halt gemacht weil es sich so gehört. Aber es war für ihn eher schlimm als schön da er keinerlei Bezug und Gefühle zu diesem Kind aufbaute, für ihn was es nur sein schlimmster Fehler den er jetzt halt ausbaden muss obwohl er gar nicht will. Aber er hat es trotzdem gemacht. Am Ende hatte die Kindsmutter dann einen neuen Partner und meinte er sei jetzt der Vater des Kindes und sie möchte nicht das weiterhin Kontakt besteht. Mein Freund hat kurzzeitig noch versucht den Kontakt über das Jugendamt zu halten, dann aber akzeptiert. Heute meint er, auch wenn’s gemein ist, aber er ist froh weil für ihn ist das nicht sein Kind und er will damit auch nichts zu tun haben. Das Ganze ist jetzt bereits 9 Jahre her und seitdem hat er keinen Kontakt mehr.

kurzzeitig hat sich die Kindsmutter vor einem halben Jahr mal gemeldet und wollte das er Nachhilfe gibt, nicht als Vater, sondern als kostenloser Nachhilfe Lehrer. Denn dazu sei er ja verpflichtet. Mein Freund ist einmal kurz hingefahren, leider hinter meinem Rücken weil ich ja nichts von dem Kind wusste, und hat dann aber entschieden er will das nicht machen.

wieso fühle ich mich mit all dem so schlecht? Ich seh das Kind nicht, ich muss nicht damit klar kommen und trotzdem spukt es die ganze Zeit in meinem Kopf herum? Für mich und meinen Partner hat sich doch nichts geändert? Er hat ja keinen Kontakt und will diesen auch nie wieder. Für ihn ist es als hätte er kein Kind, weil er es nicht als sein Kind sieht, Auf der einen Seite fühle ich mich schlecht weil es ist sein Kind, darum sollte er sich doch kümmern wollen? Sein Kind liebt man doch eigentlich automatisch oder? Wie kann er es nicht lieben?

Ich verstehe aber auch, dass das alles irgendwie durch die Vorgeschichte so passiert ist… Aber ist es wirklich in Ordnung, dass wir/er einfach so tun als existiere dieses Kind überhaupt nicht? Einfach nur Unterhalt zahlen und gut? Womit nehmen wir uns das Recht heraus zu sagen ist nicht sein Kind? Nicht seine Aufgabe? Und trotzdem möchte ich am liebsten das er so weit weg von Kindsmutter und Kind bleibt wie nur möglich. Sie hat halt irgendwie das bekommen, was ich gerne irgendwann mit ihm hätte. Und ich bin dann nur die Zweite, die das mit ihm hat.

Ist es nicht seltsam auf so einer Situation einfach eine eigene Familie zu gründen? Wo nehme ich mir das Recht heraus das meine Kinder mehr Anrecht auf ihn als Vater haben als dieses Kind? Es ist genauso aus seinen Genen entstanden!

und trotz allem bin ich froh, dass ich nicht in der Situation bin entscheiden zu müssen ob ich Stiefmama sein will oder nicht … Ich wüsste nicht ob ich bleiben würde wenn er wieder Kontakt aufnimmt und das ist doch auch unfair dem Kind gegenüber oder? Es hätte ja viel mehr Anrecht auf ihn als ich!

es ist einfach ein unglaublich belastendes Gefühl, dass es jemanden gibt der ihn evtl ansieht, vielleicht sogar aussieht wie er und ihn als Papa sieht…

Ganz schlimm ist für mich auch, dass er das alles schon erlebt hat. Mit einer anderen.

was stimmt nicht mit mir? Wieso steck ich damit in einer so moralischen Zwickmühle??