Warum sollte man es nicht dürfen? In den meisten westlichen Staaten, dazu zählt auch Deutschland, darf man tragen was man will, so lange es nicht beleidigend oder gefährlich ist. Und das ist ein Hijab nun wirklich nicht.
Selbstverständlich darfst du Hijab und Kopftücher tragen, auch in Deutschland und ohne dem Islam anzugehören.
Geschichtlich ist das übrigens interessant, denn Kopftücher gehören zu jeder Kultur, einschließlich der europäischen (und damit auch deutschen) Kulturen. Hier z.B. sieht man die ehemalige Königin des Vereinigten Königreichs, Elizabeth Alexandra Mary, besser bekannt als Queen Elizabeth II. während einer der häufigen Momente als sie ein Kopftuch trug:
(Präsident Ronald Reagan reitet mit Königin Elizabeth II während des Besuchs auf Schloss Windsor am 8. Juni 1982 aus, Public Domain)
Vielleicht hätte sie in dem Fall anstelle eines Kopftuches doch lieber einen Reithelm aufgehabt. Aber man hat sie nicht selten mit Kopftuch als modisches Accessoire gesehen.
Auf diesem Bild sieht man deutsche Trümmerfrauen, welche fast alle zu ihrem Schutz Kopftücher trugen:
(Berlin 1946, Trümmerfrauen vor Loren, Bundesarchiv, Bild 183-H30060 / CC-BY-SA 3.0)
Dass Frauen früher Kopftücher trugen, war also auch in Deutschland bis in die 1970er etwas völlig normales, in Teilen sogar Pflicht. So heißt es in der Bibel:
1. Korinther 11.5
[...] jede Frau dagegen, die mit unverhülltem Haupte betet oder prophetisch redet, entehrt dadurch ihr Haupt, denn sie steht damit auf völlig gleicher Stufe mit einer Geschorenen (= öffentlichen Dirne).
Das wird zwar von der Mehrheit der Christen inzwischen heut zu Tage aus verschiedenen Gründen nicht mehr anerkannt oder wahrgenommen. Das liegt aber vor allem an der Säkularisierung die in der westlichen Welt stattgefunden hat und immer noch stattfindet. Wenn man es genau nimmt, müsste auch jede christliche Frau zumindest beim Gebet und in der Kirche und anderen christlichen Einrichtungen und Tätigkeiten ein Kopftuch tragen, wie es z.B. die Orthodoxen (orthodox = strenggläubig) oder die Hutterer machen.
Oftmals wird das aber, wie bei Religionen üblich, auch anders ausgelegt, als wenn man es wortwörtlich nehmen würde. So müssen etwa alle jüdischen Frauen ab ihrer Hochzeit ihre Haare vollständig verdecken und in ultraorthodoxen jüdischen Familien darf die Frau nicht mal ihren Kindern die Haare zeigen. Das wird aber gerne übergangen, in dem es sich bei den Juden eingebürgert hat, dass es in Ordnung wäre, seine Haare mit einer Perücke zu bedecken, so dass man die echten Haare nicht sehen kann, aber es auch keiner mitbekommt. Wo darin letztendlich der Sinn sein soll, ist natürlich fraglich.
Man sieht also, die Frage nach der Pflicht bzw. der Ablehnung von Koptüchern, Hijab, Schtreimel, Turban, etc. ist vor allem eine kulturelle Frage. In jeder Religion und jeder Kultur gibt es Regeln und Vorschriften wie man sich und vor allem sein Haupt und Haar zu bedecken hat, insbesondere für Frauen. Wenn in einer Gesellschaft Leute gegen Kopfbedeckungen, egal wecher Art, sind, dann vor allem aus Unwissenheit, sich verrennender Säkularisierung, Populismus oder weil man sich die Dinge gerne zurecht biegt. Naja, ist ja nicht ohne Grund, dass es so viele Konfessionen gibt, jeder hält seine Meinung halt für das einzig Wahre.
Bonus:
Auch Männer wurden mal komisch angeschaut, wenn sie gerade keine Kopfbedeckung aufgehabt hätten. Hier ein Bild von einer Menschenmenge lauter Männer mit Hüten während der Weltwirtschaftskriese 1929 in New York. Damals hätte sich wohl kaum ein Mann ohne Hut rausgewagt:
(Auf dem Zenit: Hüte und ihre Träger 1929 während der Weltwirtschaftskrise in New York, Associated Press, Public Domain)
Ein sehr guter Dokumentarfilm zum Thema Kopftücher und deren Hintergründe:
https://www.youtube.com/watch?v=gZkpO9Mm3g0