ich habe mich nicht getraut mich auszuprobieren/ich selbst zu sein, wie finde ich zu mir?

Hallo ihr alle,
ich habe eine identität vorgelebt ohne wirklich zu sein. jedenfalls fühlt es sich so an und jetzt will ich diese person auf meine individuelle art wirklich werden und frage um meinungen und ansichten. ich wusste nicht, dass einem menschen so etwas passieren kann und ich schäme mich ganz schön und freue mich über gedanken dazu.

ich bin mitte 20 und von außen wirke ich wie eine lebensfrohe, reflektierte, selbstbewusste junge frau. Wirkte. In letzter zeit mache ich eher einen verwirrten, überforderten und niedergeschlagenen Eindruck.
Ich hatte große Ideale für eine gerechtere Welt und habe nicht den Sinn darin gesehen zeit mit mir alleine zu verbringen oder dinge nur für mich zu machen. Vielleicht wusste ich auch nicht recht, was mit mir anzufangen. Ich habe mich oft unwohl gefühlt in gruppen und dachte anfangs das liegt an den leuten. ich habe aber mich ganz viel nicht getraut, war mir meiner eigenen haltung nicht sicher, habe zu meinen unsicherheiten wie alle sie in der pubertät haben, nicht gestanden. Mich nicht ausprobiert. Schmerz und Intensität auf eine Art gemieden.
Jetzt habe ich wundervolle Leute um mich herum und habe festgestellt, dass ich in den letzten jahren fast nichts wirklich geschafft habe und bei allem nur mitgemacht habe und hauptsächlich auf Gesagtes von Anderen reagiert habe. Ich bin umgeben von politisch interessierten und sozial achtsamen Menschen. Ich stehe grundsätzlich auch hinter ähnlichen Idealen, aber ich habe mich permanent gestresst und permanent überlegt, was ich sagen und fühlen sollte. Ich habe mich thematisch aber auch persönlich nicht so weit gefühlt und nicht gekannt, dass ich meine Zweifel und Unsicherheiten ansprechen kann. Dass ich Zeit zum Reflektieren und Verarbeiten benötige. Bis ich selbst dachte, so bin ich, ich nur gemerkt habe, wenn ich alleine bin kommt Angst, Panik, Gedankenkarusselle. Irgendwann habe ich einfach nach außen Dinge nachgeplappert und mehr organisiert und erzählt als wirklich gemacht. Ich habe mich in meiner eigenen Scheinrealität etwas verloren und blieb permanent in Bewegung. Ich habe mich aber auch immer mehr zurückgezogen und jetzt kommen mir immer mehr Erinnerungen insbesondere von den letzten 2-3 jahren, aber auch von davor. Es fühlt sich so an, als ob ich mich selbst vergessen hätte. Ich habe keine Aufmerksamkeit mehr den Tätigkeiten und meiner Selbst gegeben, sondern wollte einfach nur sein und nicht leiden, war unkonzentriert. Ich habe vor allem nur noch schöne Dinge unternommen und mein Studium absolut vernachlässigt. Ich denke ich wollte vor allem dieses Unwohlsein nicht mehr spüren und durch möglichst viele Tätigkeiten mich ablenken, aber gleichzeitig weder für noch gegen etwas entscheiden. Aber ich habe mich auch einfach stark mit meinen Mitmenschen identifiziert und irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich das nicht bin, die so viel weiß, die so tolle sachen macht, die so vieles kann, sondern ich da nur zuschaue. Einfach vergessen, dass ich mich kümmern und zu mir stehen muss.
Ich habe jetzt zu meinem früheren Ich von vor 3-5 jahren zurückgefunden, aber jetzt will ich mich wirklich besser kennenlernen und wirklich aktiv und ehrlich leben. Ich will mich ausprobieren, herausfinden, was ich wirklich denke und mag. Mich wirklich weiterentwickeln und wirklich Dinge lernen
Es scheint mir so, als sei ich aus der Schule gekommen und habe kurz in ganz viele Lebensrealitäten im Schnelldurchlauf reingezoomt. Ich habe das gefühl 7 jahre entwicklung und reife nachholen zu müssen. so vieles habe ich einfach nicht gelernt eigenständig zu machen. ich habe seit 5 jahren keinen alltag und bin super chaotisch. Ich habe jetzt verstanden, dass ich mir und meinen gefühlen und gedanken zuhören und mit ihnen arbeiten kann und nicht nur so tun muss als ob. dass ich mir zeit für die dinge, die ich lernen will nehmen muss und ich das dann auch schon schaffe. Ich will zu der werden, die ich bin und mich nicht verstecken und so tun als ob und dabei super aufgesetzt und schüchtern sein.
Was denkt ihr? Ich glaube ich habe vor allem einen hohen Anspruch an mich als vielseitig interessierte und wissende person, die umsichtig ist und ein tolles intensives leben führt, mit spannenden menschen und einer sinnhaften tätigkeit, die auch für andere menschen inspirierend ist.
und ich da vielleicht realistischer beim status quo ansetzen muss und offen bleiben sollte was kommt. Ich glaube diese ganzen Fragen nach Lebensgestaltung, persönlicher Entwicklung und Veränderung sind gerade auf eine Art so neu für mich.

Aber ich frage mich, ob ich in meinem gewohnten Umfeld ansetzen sollte, mir Hilfe für mein Studium hole und ganz langsam mache und mich mehr und mehr kennenlerne und zeige? Ich bin an einem Ort mit mega vielen tollen menschen.
Daher manchmal mein Gedanke erstmal woanders mehr lernen, wirklich zu leben und dann hierher zurückzukommen und offen für Freundschaften und Projekte zu sein anstatt mir jetzt mit meiner komischen Art die Kontakte zu vermiesen.

danke!!

Freundschaft, Ehrlichkeit, Identität, Persönlichkeitsentwicklung
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