Ganz einfach: Ideologie und Geldsparen. Man merkt schon an einigen Antworten hier, das auf Nebenschauplätze ausgewichen wird. Ein Antwortender meint, ein altes Haus hätte ihn bedrückt (Warum? Was für ein Haus war das? Ist Jugenstil auf dunkle Bauweise mit wenigen Fenstern angewiesen? Nein, damals waren großflächige Fenster einfach technisch schwierig zu realisieren. Ein anderer Überputzkabel seien problematisch usw. Jugendstil ist aber nicht durch bestimmte Kabelverlegungen gekennzeichnet, sondern eine offene Kunstrichtung, die auch mit Unterputzkabeln und "modernen" Schaltern und großen Fensterfronten klar kommt. Die Ideologie des Bauhausstils hat den Jugendstil verdrängt. Lesen Sie Adolf Loos "Ornament als Verbrechen", der dargestellt hat, das Ornamente den armen Bauarbeitern zu viel Arbeit machen und außerdem wie Tätowierungen Verbrecher kennzeichnen. Lesen Sie dann noch "Le Corbusiers Bauten – schlimmer als Bombenkrieg" von Theodore Dalrymple. Vergleichen Sie dann das Bundeskanzleramt mit einer Waschmaschine und einem Jugendstilhaus. Die Abwendung der Kunst von der Gegenständlichkeit spielt auch eine große Rolle, man will modern sein und das alte ist gegenständlich, geht also nicht. Ein Architekturstudent, der eine Jugendstilhaus entwirft, bekommt eine schlechte Note. Unterrichtet wird das schon gar nicht. D.h. Architekten können sowas nicht mehr, sondern nur Kaninchenställe für Menschen ohne jeden Zierrat. Und billiger ist es ohne Ornament natürlich auch.

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