Ich (w, 19) bin seit nun mehr als 1 Jahr in einer Fernbeziehung (m, 20). Uns trennen 500km. Wir lernten uns über das Internet kennen, dementsprechend war es von Anfang an eine Fernbeziehung. Es stand auch schon fest, dass wir frühstens in 5 Jahren (jetzt 4) zusammenziehen könnten, da wir beide beruflich eingebunden sind.

Aufgrund meiner Ausbildung muss ich öfters teilweise über einen Zeitraum von 3 Monaten ins Internat. Ansonsten muss ich täglich über eine Stunde (einfache Fahrt!) pendeln und bin deshalb insgesamt über 13 Stunden unterwegs. Wenn ich nach Hause komme werde ich von meiner Familie (wohne noch Zuhause) komplett eingebunden. Mehrmals täglich bekomme ich also an meinem "Rückzugsort" Streitereien mit. Das macht mich einfach fertig! (Ausziehen ist aufgrund meines Gehalts vorerst nicht in Betracht zu ziehen...)

In der ganzen Zeit, die unsere Beziehung nun schon andauert, haben wir uns aber nur 4 mal getroffen. Er ist der Meinung, es lohne sich nicht sich zu treffen, wenn es nur über das Wochenende ist. Ich habe bisher also immer meinen Urlaub nach unseren Treffen geplant. Ich habe aber gemerkt, dass das so auf Dauer nicht funktioniert, da mich das ganze noch mehr unter Stress setzt.

Mein Freund scheint mich in der Hinsicht einfach nicht zu verstehen. Er ist Student, kann ordentlich ausschlafen, hat keinen Stress mit seiner Familie usw... Er geht nebenbei auch nicht arbeiten.

Einerseits half er mir anfangs aus einer depressiven Verstimmung heraus und ich fühlte mich auch sehr wohl bei ihm. Jetzt ist es allerdings so, dass mich schon der bloße Gedanke an ihn teilweise extrem stresst. An Wochenenden planen wir eigentlich immer gemeinsame Aktivitäten... Mein Alltag laugt mich aber schon so sehr aus, dass ich die Wochenenden zum Größten Teil nur noch im Bett verbringe und schlafe. Freunde treffen oder irgendwelche Unternehmungen fallen da fast gänzlich weg. Wenn es dann bei uns mal nicht klappt was zu unternehmen ist er direkt enttäuscht.

Immer öfter fällt mir auf, dass wir eigentlich kaum Gemeinsamkeiten haben. Das fängt schon mit der Einstellung zum Leben an. Ich will Kinder, er will keine. Und wenn dann erst ab 30 Jahren, das ist mir aber schon zu spät. Er isst kein Fleisch, ich kann nicht ohne.

Ich bin mittlerweile ratlos. Ich weiß gerade einfach nicht was ich für ihn überhaupt empfinde. Ich bin eigentlich auch kein Typ für Fernbeziehungen, da ich auf körperliche Nähe angewiesen bin. 4 weitere Jahre halte ich glaube ich nicht aus. Er will nächsten Monat für ein paar Tage zu mir kommen. Ich weiß aber gar nicht mehr, ob das überhaupt richtig ist. Es steigt mir alles zum Kopf. Am liebsten würde ich einfach für ein paar Wochen mein Internet abschalten und jeglichen Kontakt zur Außenwelt abbrechen. Ich weiß aber auch (eigene Erfahrung), dass ich die Beziehung daraufhin komplett beenden werde.

Er ist mein erster Freund, ich bin seine erste Freundin.