Ich habe 3 Wochen für Dialog Direct im Hamburg gearbeitet, dabei handelte es sich um eine „Städtekampagne“ bei der man nicht in Deutschland herumreiste, sondern nur von Tag zu Tag den Standort in Hamburg wechselte. Ich war von Anfang an ziemlich skeptisch, da der Verdienst sehr utopisch klang und ich mir nicht vorstellen konnte, dass nur die Unannehmlichkeiten „abgelehnt zu werden“ und so viel am Stück zu arbeiten, der Ausgleich für so eine tolle Bezahlung sein sollten. Dennoch entschied ich mich dafür, den Ferienjob zu machen - es gab viele gute Gründe und außerdem hatte mich die Infoveranstaltung für Interessenten/Bewerber überzeugt.Allerdings stellte sich von Tag zu Tag mehr heraus, dass es ein riesiger Fehler war, den Versprechungen zu glauben. Niemand, dem ich von meinen Erlebnissen im Nachhinein erzählte, konnte fassen, wieso ich nicht abgebrochen habe: der Grund dafür waren einerseits bewusste Fehlversprechungen von Dialog Direct und falsche Erklärungen und zusätzlich ein enormer Gruppenzwang, dem ich mich erschreckender Weise mehr gebeugt hatte, als ich erwartet hätte.Nachdem ich zwei Tage probegearbeitet hatte (zwei volle Tage, natürlich unbezahlt, obwohl man schon die Schulung hinter sich hatte), sagte ich zu meinem Teamleiter, dass ich glaube, dass der Job nichts für mich sei und dass mir die Ablehnung der Passanten etwas zu nahe gehe. Mein Teamleiter und sein Kollege redeten auf mich ein, dass ich wunderbar mit der Situation umgehe, dass man sich so schnell daran gewöhne und dass ich doch bitte nicht aufgeben sollte, da ich so gut ins Team passen würde. Ich rankte den ganzen Abend mit mir und entschied mich mit unwohlen Gefühl dazu, die 3 Wochen durchzustehen (ich dachte mir, dass die Zeit sicher schnell vergeht und außerdem wollte ich so oder so in den Semesterferien einen Nebenjob ergreifen). Der Vertrag wurde mir dann erst am folgenden Tag - meinem ersten Arbeitstag - vorgelegt. Der Chef bat mich kurz ins Büro und blätterte hastig durch die Seiten, las sporadisch einige Zeilen vor und wiederholte immer wieder „dass man die ganzen Regelungen ja schon kenne und alles wie besprochen sei“. Zwei weitere „Neue“ wurden ebenfalls so schnell durch gewunken. Er gab mir den Stift und sagte mit einem dicken Grinsen, irgendetwas von „da unterzeichnen" und "Seele verkaufen“. Als ich darum bat, mir den Vertrag erst einmal in Ruhe durchzulesen, wurde mir gesagt, dass wir die Zeit nicht hätten, alle sollten zur nächsten Tour aufbrechen. Tatsächlich stand das eigene Team für den Tag schon in den Startlöchern mit all den gepackten Unterlagen und wartete. Die anderen unterschrieben sofort und ich überflog schnell ein paar Absätze, die aber wirklich so wie der Vortrag zu den Konditionen klangen. Unter Druck gesetzt und wohl etwas naiv unterschrieb ich wie alle anderen auch. Um diesen Teil aufzulösen: alle Prämienbezahlungen und das gesamte Punktesystem wurden mir und den anderen falsch erklärt, sodass ich nach den 3 vollen Wochen, ca. 550€ und nicht die mir immer wieder vorgerechneten bummligen 1.500€ verdiente. Aber nicht nur der finanzielle Aspekt ist erschreckend, sondern auch die Art und Weise, wie der Teamleiter und die Teammitglieder, die hauptberuflich als Dialoger arbeiteten, die neuen bzw. die Ferien-Dialoger unter Druck gesetzt haben. An schlechten Tagen, an denen wir bis mittags keine Mitglieder werben konnten bzw. auch keine Gespräche zustande brachten, weil die Passanten alle ablehnten und auf weitere Versuche eher aggressiv reagierten, kamen schonmal Sätze wie „Also Leute, es läuft grade nicht gut, ihr bekommt einfach nicht genug Leute zum Stand.. es ist jetzt 12:20 - ihr habt bis 13 Uhr Zeit mindestens ein Gespräch an den Stand zu holen. Wer es nicht schafft, einen Passanten zu einem Gespräch zu bekommen, muss die Viertelstunde danach die Leute auf einem Bein hüpfend ansprechen! Und los!“ Ich war fassungslos und zugleich so gestresst, dass ich gar nicht wusste, was ich machen sollte. Die anderen schnellten sofort los und bemühten sich unheimlich Passanten, zum Anhalten zu bringen und in mir baute sich eine Wut auf, aber in dem Moment traute ich mich nicht, zu sagen, dass ich bei so etwas nicht mitmache, sodass ich letztendlich zu einer ungefähr gleichaltrigen Passantin ging und meinte, dass ich sie wirklich nicht überreden will irgendwo mitzumachen, aber sie einfach bitte, kurz zum Tisch mitzugehen, damit ich ihr kurz etwas erzählen kann, weil ich sonst „Ärger" bekommen würde, weil ich bis dahin am Tag so erfolglos war. Dadurch, dass sie mir mitleidig und etwas irritiert den Gefallen machte, weiß ich bis jetzt nicht, ob ich mich in der Mönckebergstraße tatsächlich zum Affen gemacht hätte. Ein weiteres Beispiel ist vermutlich die Tatsache, dass jeder der morgens auch nur eine Minute zu spät kam, Straf-Geld in ein Glas einzahlen musste oder dass am Ende einer gewissen Frist geguckt wurde, welches Team am wenigsten Mitglieder geworben hat und dass das „Verlierer-Team“ dann in der darauflegenden Woche einmal ein Frühstück für aus eigener Tasche zahlen musste..Ich habe diese Wochen vor dem Eintritt des Mindestlohns gemacht, deswegen mögen die Konditionen mittlerweile anders sein, aber dennoch wird vermutlich ein völlig falsches Bild von der Bezahlung und den Prämienpunkten gemacht und auch der Druck unter dem man innerhalb seines Teams steht, wird sicherlich der selbe sein.

Dass die Passanten ziemlich unhöflich und die Frustration jeden Tag vorhanden war (die guten Dialoger schrieben pro Tag ca. 4/5 neue Mitglieder auf, die neuen ca. 2 und auch an ganz miesen Tagen gar keinen) sind zwar schon Gründe, die einen veranlassten könnten, den Job nicht zu machen, aber alle anderen Dinge, die ich dort erlebt habe, sind noch viel mehr Grund dafür, jedem von diesem Job abzuraten.

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